München: Was über den Tatverdächtigen bekannt ist

    Afghane nicht ausreisepflichtig:Was über den Tatverdächtigen bekannt ist

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    Am Donnerstag raste ein Auto in eine Menschengruppe in München. Mindestens 39 Personen wurden verletzt, einige teils schwer. Was bisher über den Tatverdächtigen bekannt ist.

    Nach dem Anschlag in München - Trauer
    Am Tag nach dem Anschlag steht München unter Schock. Angehörige bangen um die zum Teil schwerletzten Opfer. Die Polizei hat derweil erste Erkenntnisse zum Tatmotiv. 14.02.2025 | 2:48 min
    Die bayerische Landeshauptstadt München steht unter Schock - und sucht nach Antworten darauf, warum ein Mann mit einem Auto in der Innenstadt in einen Demonstrationszug gerast ist. Mindestens 39 Menschen wurden dabei am Donnerstag verletzt, einige von ihnen schwer.

    Untersuchungshaft für Fahrer

    Die Bundesantwaltschaft in Karlsruhe übernahm am Freitag die Ermittlungen - laut Behörde wegen der besonderen Bedeutung der Tat und einem möglichen Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung. Die oberste Anklagebehörde in Deutschland erklärte:

    Damit ist [die Tat] geeignet, die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen.

    Bundesanwaltschaft Karlsruhe

    Die polizeilichen Ermittlungen führt das Landeskriminalamt Bayern fort. Der Tatverdächtige sitzt inzwischen in Untersuchungshaft, wegen des dringenden Verdachts auf 39-fachen versuchten Mord. Die Ermittler gehen von Heimtücke, niedrigen Beweggründen und gemeingefährlichen Mitteln aus.
    Sie beleuchten jetzt auch den Lebensweg des tatverdächtigen 24-jährigen Afghanen. Die Generalstaatsanwaltschaft München, die zuvor die Ermittlungen geführt hatte, sieht nach seiner Vernehmung Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund. Doch bei der Suche nach dem Motiv, mit einem Auto mitten in einen Verdi-Demonstrationszug zu fahren, gibt es noch Fragezeichen.
    Studiogespräch Tacke Hayali
    Der Täter von München hatte islamistische Motive. Eine direkte Verbindung zu den Anschlägen der vergangenen Monate gibt es derzeit nicht, so ZDF-Rechtsexpertin Sarah Tacke.14.02.2025 | 3:53 min

    Wer ist der Festgenommene?

    Der Tatverdächtige lebt seit Ende 2016 in Deutschland, er kam als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling. An seiner Identität gibt es bislang keinen Zweifel. Kurz nach seiner Ankunft wurde bei dem damals 15-Jährigen eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert. Das ist bei unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten nicht selten. Es gebe heute aber keine Anhaltspunkte mehr auf psychische Probleme, die Auswirkungen auf die Tat gehabt haben könnten, sagte Generalstaatsanwältin Gabriele Tilmann in einer Pressekonferenz.
    moritz-neuss
    Der Mann, der am Donnerstag in München mit einem Auto in einen Demonstrationszug gerast ist, hatte nach ersten Ermittlungen ein islamistisches Tatmotiv. „Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren“, so ZDF-Reporter Moritz Neuß in München.14.02.2025 | 1:56 min
    Nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) besuchte der junge Afghane eine Schule, absolvierte eine Berufsausbildung und arbeitete dann als Ladendetektiv für zwei Sicherheitsfirmen.

    Wohl religiöses Motiv

    Aufgrund dessen, was der Tatverdächtige nach seiner Festnahme sagte, gehen die Ermittler von einer religiösen Motivation für die Tat aus, wie Oberstaatsanwältin Tilmann sagte. Nach seiner Festnahme habe der 24-Jährige "Allahu akbar" (Gott ist groß) gesagt und gebetet. Es gebe allerdings "keine Anhaltspunkte für eine Eingliederung des Beschuldigten in eine islamistische Organisation wie den IS", so Tilmann.
    Laut Innenminister Herrmann gibt es keinen Hinweis auf einen Zusammenhang mit der laufenden Münchner Sicherheitskonferenz hochrangiger internationaler Politiker. "Im Moment gehen wir in der Tat davon aus, dass die Zielgruppe hier, dass die Opfer aus den Reihen dieser Verdi-Demonstration eher zufällig waren", sagt er. "Aber auch dem muss natürlich nachgegangen werden."
    Beweismittel auf der Straße
    Der Schock sitzt tief bei den Augenzeugen, Helfern und Betroffenen des mutmaßlichen Auto-Anschlags in München. Die Gedanken sind aber auch schon bei politischen Reaktionen.13.02.2025 | 0:27 min
    Zugleich berichtete der Minister, dass der Mann nach neuesten Erkenntnissen und entgegen erster Informationen nicht wegen Ladendiebstählen auffällig geworden sei. Seine Tätigkeit als Ladendetektiv habe zu diesem Missverständnis geführt.

    Söder: Verdächtiger "bislang eher unauffällig"

    Der Tatverdächtige sei "wohl bislang eher unauffällig" gewesen, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Aus Sicherheitskreisen hieß es, auch ein Blick auf das Umfeld des Tatverdächtigen habe bislang keine Kontakte zu islamistischen Kreisen ergeben.
    Er war religiös, betete und ging regelmäßig in eine Moschee, die laut Staatsanwaltschaft nicht für extremistische Prediger bekannt ist. Dass sich der junge Afghane als Bodybuilder leicht bekleidet in sozialen Medien zeigte, spricht eher gegen ein geschlossenes islamistisches Weltbild.
    Markus Söder
    Nach dem mutmaßlichen Anschlag in München sprächen die äußeren Umstände nicht für einen klassischen Attentäter, so der bayerische Ministerpräsident Markus Söder im ZDF-Interview. 13.02.2025 | 4:05 min

    Tatverdächtiger war nicht ausreisepflichtig

    Am Tattag hatte es zunächst Unklarheiten über den Aufenthaltsstatus des Tatverdächtigen gegeben. Am Abend kristallisierte sich heraus: Der junge Afghane hatte nach den Worten von Innenminister Herrmann einen gültigen Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis.

    Damit war der Aufenthalt des Täters bis zum heutigen Tage nach gegenwärtigem Erkenntnisstand absolut rechtmäßig.

    Joachim Herrmann, Innenminister von Bayern

    Nach Angaben der Polizei verfügte er über eine sogenannte Fiktionsbescheinigung als Übergang zwischen zwei gültigen Aufenthaltsgenehmigungen. Laut Polizei beantragte der Afghane Asyl. Sein Antrag wurde abgelehnt. Mit einer Klage dagegen scheiterte er vor Gericht.
    2020 wurde sein Asylverfahren endgültig abgeschlossen, mit einem Ablehnungsbescheid und der Aufforderung zur Ausreise. Die Landeshauptstadt München habe dann aber im April 2021 einen Duldungsbescheid erlassen und im Oktober 2021 eine Aufenthaltserlaubnis, heißt es.

    Liveblog zu München
    :Ermittler vermuten islamistischen Hintergrund

    In München hat ein 24-jähriger Afghane mit einem Auto mehrere Menschen verletzt. Die Ermittler gehen von einem islamistischen Motiv aus. Alles im Liveblog.
    Gabriele Tilmann (l-r), Leitende Oberstaatsanwältin der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus ZET, Guido Limmer, Polizeivizepräsident, Christian Huber, Polizeivizepräsident PP München, und Thomas Schelshorn, Pressesprecher PP München, geben eine Pressekonferenz.
    Liveblog
    Quelle: epd, dpa
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