Tödliche Messerattacke von Mannheim: Prozess beginnt

    Messerstecher von Mannheim:Staatsanwalt plädiert auf heimtückischen Mord

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    Ein Asylbewerber hat in Mannheim mit einem Jagdmesser einen Polizisten erstochen und fünf Menschen verletzt. Den Auftakt des Prozesses gegen ihn verfolgt der Angeklagte regungslos.

    Ein Schild mit der Aufschrift Oberlandesgericht Stuttgart ist vor dem Gerichtsgebäude in Stuttgart-Stammheim angebracht.
    In Stuttgart beginnt der Prozess gegen einen mutmaßlichen Islamisten. Der Mann hatte Teilnehmende einer islamkritischen Kundgebung in Mannheim mit einem Messer angegriffen. Ein Polizist starb.13.02.2025 | 0:22 min
    In Stuttgart hat der Prozess um den tödlichen Messerangriff auf einen Polizisten in Mannheim im Mai vergangenen Jahres begonnen. Zum Prozessauftakt sind auch Hinterbliebene des getöteten Polizisten Rouven L. erschienen.
    Die Anklage wirft dem 26-jährigen Angeklagten Heimtücke vor. Der Asylbewerber habe den Beamten im vergangenen Mai erstochen, es handele sich um einen heimtückischen Mord, sagte Oberstaatsanwältin Verena Bauer vor dem Oberlandesgericht Stuttgart. Der 26-Jährige habe sich im Internet radikalisiert. Eine Mitgliedschaft in der Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.
    Im Vordergrund unscharf Polizeibeamte, im Hintergrund ist auf einer großen Leinwand der Bürgermeister von Neckarbischofsheim, Thomas Seidelmann, zu sehen, der für den in Mannheim verstorbenen Polizisten eine Trauerrede hält.
    Der vor zwei Wochen bei einer Messerattacke tödlich verletzte Polizist Rouven Laur wurde heute bei einer Trauerfeier von Tausenden Menschen in Mannheim verabschiedet. 14.06.2024 | 1:25 min

    Daher beschränkt sich die Anklage auf den Mordvorwurf sowie versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung an fünf weiteren Menschen. Die Verteidiger des Angeklagten machten keine Angaben zur Sache, forderten aber ein faires Verfahren und ihren Mandanten als "Menschen darzustellen". Der Angeklagte Sulaiman A. selbst will die Aussage im Prozess verweigern. Er werde nur Angaben zu seiner Person, aber nicht zu den Tatvorwürfen machen, sagten seine Anwälte mit.

    Tat von Mannheim sorgte für Migrationsdebatte

    Die Tat sorgte damals kurz vor der Europawahl auch für politische Auseinandersetzungen wegen der Herkunft des Täters. Sie wird in der aktuellen Debatte zu Verschärfungen der Migrationspolitik in Verbindung mit der tödlichen Messerattacke in Solingen im August und zuletzt der tödlichen Messerattacke in Aschaffenburg genannt.
    Der Angeklagte war 2013 nach Deutschland gekommen und lebte zuletzt in Heppenheim. Der Anklage zufolge soll A. sich nach der erneuten Machtübernahme der Taliban in seinem Geburtsland Afghanistan im Jahr 2021 für deren Ideologie zu interessieren begonnen haben. Er habe sich dazu über Kanäle im sozialen Netzwerk Telegram informiert und seit Anfang 2023 die Ideologie der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) für sich angenommen.

    Islamkritiker Michael Stürzenberger im Fokus des Täters

    Die Bundesanwaltschaft wirft dem 26 Jahre alten Afghanen vor, dass er mit einer geplanten Tat "Feinde des Islams" töten wollte. Als Ziel für solch eine Tat habe er bewusst eine Versammlung des Vereins Bürgerbewegung Pax Europa ausgewählt, der nach eigener Darstellung über den politischen Islam aufklären will. Hauptredner am Tattag sollte, der wegen Volksverhetzung wiederholt verurteilte Islamkritiker Michael Stürzenberger sein.

    Der Angeklagte hatte den Entschluss gefasst, innerhalb kürzester Zeit einen größtmöglichen Schaden anzurichten.

    Bundesanwaltschaft

    Aufgrund des "ruhigen Verhaltens" des Angeklagten habe sich Stürzenberger keiner Gefahr versehen. Dies habe A. ausgenutzt, ein Jagdmesser gezückt und auf Stürzenberger einzustechen begonnen.
    TN: Was bringen Messerverbote?
    Laut Statistik steigt die Zahl der Messerangriffe. Innenministerin Faeser will deshalb den Umgang mit Messern einschränken. Mehr als Symbolpolitik? ZDFheute live ordnet ein.12.08.2024 | 29:43 min

    Keine Angaben über psychische Beeinträchtigung

    Der Angeklagte A. war während des Angriffs von einem Polizisten angeschossen worden und kam erst nach abgeschlossener Behandlung in Untersuchungshaft. Er verweigerte auch dort bisher die Aussage.
    Seine Verteidiger Axel Küster und Mehmet Okur machten keine Angabe, ob bei ihrem Mandanten womöglich eine psychische Beeinträchtigung vorliegt. Küster sagte über seinen Mandanten: "Er macht einen überaus sympathischen, netten Eindruck". Die deutsche Sprache habe er perfekt gelernt. Die Verlesung der Anklage verfolgte A. weitgehend teilnahmslos.

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    Quelle: dpa

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