Das plant Schwarz-Rot zur Begrenzung der Migration
Expertin ordnet ein:Migration: So hat sich Schwarz-Rot geeinigt
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Union und SPD haben sich auf ein Bündel von Maßnahmen zur Begrenzung der Migration geeinigt. Das ist geplant – und so bewertet Migrationsexpertin Victoria Rietig die Maßnahmen.
Die Union hat in vielen Bereichen die sogenannte Migrationswende auf Papier durchgesetzt, aber die SPD hat auf den letzten Metern einiges rausgeholt, so Migrationsexpertin Victoria Rietig.09.04.2025 | 11:52 min
Die Koalition aus CDU, SPD und CSU will nach eigener Formulierung "Migration ordnen und steuern und irreguläre Migration wirksam zurückdrängen". Besondere Betonung legt sie auf das Wort "Begrenzung", das als Ziel wieder ausdrücklich ins Aufenthaltsgesetz geschrieben werden soll.
Angekündigt wird ein "anderer, konsequenterer Kurs", wobei gleichzeitig auch dieser Satz festgeschrieben wurde: "Das Grundrecht auf Asyl bleibt unangetastet." Das wurde konkret vereinbart:
Zurückweisung von Asylsuchenden an der Grenze
Es ist seit Jahren ein Streitfall, nun will es die schwarz-rote Koalition machen: Auch Asylsuchende sollen künftig an den deutschen Grenzen zurückgewiesen werden. Bislang wird das nur für Menschen praktiziert, die kein gültiges Visum oder eine entsprechende Aufenthaltserlaubnis haben, nicht für Schutzsuchende.
Die Zurückweisungen sollen "in Abstimmung mit den europäischen Nachbarn" erfolgen. Man sei bereits "in engem Dialog", sagte CDU-Chef Friedrich Merz bei der Vorstellung des Koalitionsvertrags. Rechtlich sind die Zurückweisungen Schutzsuchender umstritten, weil etwa nach dem Europarecht jeder Mitgliedstaat verpflichtet ist, ein Asylbegehren zumindest auf die Frage hin zu prüfen, welches Land zuständig ist.
Deutschlands Nachbarn würden bereits "restriktivere Migrationspolitik" betreiben, so der Hauptverhandler der Unionsfraktion, Thorsten Frei, man müsse sich "mit den europäischen Partnern abstimmen".01.04.2025 | 5:46 min
Migrationsexpertin: Zurückweisung "nicht so einfach"
Auch Victoria Rietig, Leiterin des Zentrums für Migration bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), äußert Zweifel: Zurückweisungen an der Grenze seien nicht so leicht umzusetzen. Zwar könne die Bundespolizei grundsätzlich auch unilateral zurückweisen - das sei in den vergangenen Jahren auch geschehen. Entscheidend sei jedoch nicht nur, ob Nachbarländer bereit seien, die Zurückgewiesenen wieder aufzunehmen.
Es ist am Ende auch eine Kapazitätsfrage in Deutschland.
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Victoria Rietig, Leiterin des Zentrums für Migration bei der DGAP
Es stelle sich die Frage, ob überhaupt genügend Bundespolizisten zur Verfügung stünden, um flächendeckende Grenzkontrollen umzusetzen. Trotz zusätzlicher finanzieller und personeller Mittel höre man immer wieder, dass die vorhandenen Kapazitäten dafür nicht ausreichten.
Humanitäre Aufnahmeprogramme wie etwa das für Ortskräfte und Menschenrechtler in Afghanistan eingerichtete Kontingent sollen "soweit wie möglich" beendet werden. Neue Programme, mit denen besonders Schutzbedürftige direkt ausgeflogen werden, wollen Union und SPD laut Koalitionsvertrag nicht auflegen. Zum UN-Resettlement-Programm, über das besonders schutzbedürftige Flüchtlinge aus Camps in sichere Länder gebracht werden, findet sich nichts. Deutschland beteiligt sich seit vielen Jahren daran.
Viele nach Deutschland Geflüchtete sind um ihre Zukunft besorgt - und der aktuelle Wind in der Grenz- und Asylpolitik beruhigt die Gemüter nicht wirklich.01.04.2025 | 2:32 min
Familiennachzug aussetzen
Der Familiennachzug für Menschen mit subsidiärem Schutzstatus soll für zwei Jahre ausgesetzt werden. Seit 2018 können enge Angehörige dieser Flüchtlingsgruppe über ein Kontingent aufgenommen werden, das 1.000 Plätze pro Monat umfasst. Zuletzt kamen nach Angaben des Auswärtigen Amts mehrheitlich Minderjährige darüber nach Deutschland.
Subsidiären Schutz erhalten Menschen, die nicht direkt individuell verfolgt werden, in der Heimat aber etwa wegen eines Konflikts an Leib und Leben bedroht sind. In Deutschland geht es dabei vor allem um Syrerinnen und Syrer.
Basayev Danka hilft als Fußballtrainer bei der Integration junger Geflüchteter. Dabei begann sein eigenes Leben in Deutschland mit einer schweren Entscheidung.18.04.2024 | 3:26 min
Expertin: Aussetzung kontraproduktiv für Integration
Migrationsexpertin Rietig hält die Aussetzung im Hinblick auf die Integration für kontraproduktiv. Die Idee des Familiennachzuges sei, die Kernfamilie zusammenzuführen – also Eltern mit ihren Kindern oder umgekehrt, weil man davon ausgehe, dass dies die Integration fördere.
Weiter sagt sie, die Maßnahme habe nur einen geringen numerischen Effekt, da der Familiennachzug von subsidiär Geschützten bereits auf 1.000 Personen pro Monat, also 12.000 Personen pro Jahr, gedeckelt war. Im Verhältnis zur Gesamtmigrationssumme sei das "relativ wenig".
In der Stadt Templin in Brandenburg zeigt sich exemplarisch, wie Integration in der Realität funktioniert und auf welche Probleme Einheimische und Geflüchtete stoßen.05.09.2024 | 3:45 min
Abschiebungen steigern
Schwarz-rot will auch die Zahl der Abschiebungen weiter steigern. Ein Ansatz ist dabei, Herkunftsländer zur Rücknahme ihrer Staatsangehörigen zu bewegen. Dabei sollen laut Koalitionsvertrag künftig auch Politikfelder wie Visa-Vergabe, Entwicklungszusammenarbeit sowie Wirtschafts- und Handelsbeziehungen herhalten. Zudem soll der erst in der vergangenen Wahlperiode eingeführte, verpflichtend beigestellte Rechtsbeistand vor einer Abschiebung wieder abgeschafft werden.
Die Spitzen von Union und SPD sind sich einig: Deutschland soll eine schwarz-rote Koalition bekommen. Worauf sich Schwarz-Rot verständigt hat und wer welche Ministerien bekommt.
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