Klöckner erntet breite Kritik nach Aussagen zur Rolle der Kirche

Aussagen zur Rolle der Kirche:Klöckner erntet parteiübergreifende Kritik

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Die Kritik von Bundestagspräsidentin Klöckner am politischen Engagement der Kirchen stößt auf Kritik. Auch CDU-Politiker äußerten sich am Tag nach dem Tod des Papstes.

Berlin: Julia Klöckner (CDU), Bundestagspräsidentin
Julia Klöckner (CDU) hat sich kritisch zur politischen Einmischung der Kirchen in Deutschland geäußert. (Archiv)
Quelle: dpa

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hat für ihre Äußerung zur politischen Einmischung von Kirchen in Deutschland Gegenwind erhalten. Mehrere Politiker der verschiedenen Parteien äußerten sich kritisch.
Klöckner hatte die Kirche in Deutschland an Ostern in einem Interview dazu aufgerufen, die Seelsorge der Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, statt sich übertrieben politisch zu engagieren. Sie kritisierte zudem eine Tendenz bei den Kirchen, ihre Stellungnahmen zu tagesaktuellen Themen abzugeben "wie eine NGO" und nicht mehr die grundsätzlichen Fragen von Leben und Tod im Blick zu haben. Dann würden Kirchen "leider auch austauschbar".
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"Kirche war immer politisch"

Kritische Worte kamen auch aus den Reihen der CDU. Der frühere Parteivorsitzende Armin Laschet betonte, er sehe das politische und soziale Engagement von Kirchen in Deutschland als zentral für die Gesellschaft. "Kirche war immer politisch", sagte er dem Sender Phoenix. "Wer aus der christlichen Botschaft ableitet, dass man die Welt zum Guten verändern soll, die Welt gestalten soll, dann ist das immer eine politische Botschaft." Auch den verstorbenen Papst Franziskus würdigte Laschet besonders für sein politisches Engagement für "die Armen und Schwächsten".
Die frühere deutsche Vatikan-Botschafterin und CDU-Politikerin Annette Schavan hält Kritik am politischen Engagement der Kirchen ebenfalls für verfehlt. Das Christentum sei von Beginn an politisch gewesen, sagte Schavan. Päpste seien es in der Regel auch. So habe Papst Johannes Paul II. maßgeblichen Anteil an der Wiedervereinigung Europas.

Es muss einem nicht jede Äußerung der Kirche gefallen. Aber ein Recht haben die Kirchen dazu selbstverständlich.

Annette Schavan, CDU

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Frei verteidigt Klöckners Aussagen

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU), verteidigte dagegen die Äußerungen der Bundestagspräsidentin. Es sei fraglich, wie tagespolitisch man werden wolle, wie konkret die einzelnen Botschaften ausfallen. "Je konkreter man wird, desto mehr wird man eben auch zum politischen Akteur und wenn man das wird, dann muss man eben Kritik ertragen können", sagte Frei. Die Kirchen müssten demnach damit leben.

Kritik von SPD und Grünen

"Ich fürchte, Frau Klöckner hat ihre Rolle noch nicht gefunden", sagte der religionspolitische Sprecher der SPD, Lars Castellucci am Dienstag. Es sei sicher nicht ihre Aufgabe, den Kirchen als Bundestagspräsidentin ausgerechnet an Ostern Ratschläge zu erteilen.
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Zuvor hatten auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Britta Haßelmann, die CDU-Politikerin Klöckner kritisiert. Lauterbach schrieb auf der Plattform X, wenn Kirchen sich auch politisch äußerten, sei das "sehr wichtig". Das Christentum sei "ursprünglich auch die Stimme der Armen und Rechtelosen, auch vieler Frauen anfänglich" gewesen. "Ihnen sollte kein Maulkorb empfohlen werden." Haßelmann erklärte: "Warum sollten die Kirchen sich nicht äußern zu Ungerechtigkeiten in der Welt, zu Humanität und Menschlichkeit, zum sozialen Zusammenhalt und zur Nächstenliebe?"

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Quelle: dpa

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Quelle: KNA

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