Forderung aus der Wirtschaft:Feiertag streichen? Kirchen sind dagegen
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Gäbe es in Deutschland einen Feiertag weniger, würde das Milliarden Euro einbringen, davon sind Wirtschaftsexperten überzeugt. Die beiden Kirchen halten das für den falschen Weg.
Über den Sinn oder Unsinn, den Arbeitenden einen Feiertag zu nehmen, ist eine Debatte entbrannt.
Quelle: Imago
Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland stellen sich gegen eine mögliche Abschaffung eines Feiertags aus wirtschaftlichen Gründen. "Es ist gut, in Zukunft zu investieren - finanziell wie kulturell. Feiertage dafür zu streichen, ist der falsche Weg", sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, der "Rheinischen Post".
Sie dienen der Erholung, der Gemeinschaft und der geistlichen Orientierung. Alles Dinge, an denen es unserer Gesellschaft gerade massiv mangelt.
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Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland
Der leitende Geistliche betonte: "Digitalisierung, Bürokratie und Infrastruktur werden nicht besser, wenn wir zusätzlich woanders Lücken reißen". Ruhe und Feiern gehörten als "Gaben Gottes" ebenso zum Leben wie das Arbeiten. Dies sei schon in den Zehn Geboten zu lesen.
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Kopp: "Religiöser und kultureller Verlust"
Auch Vertreter der Katholischen Kirche wandten sich gegen die Streichung eines Feiertags. "Christliche Feiertage prägen die Kultur und Tradition unseres Landes und ermöglichen die gemeinschaftliche Religionsausübung zu zentralen religiösen Ereignissen", sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn.
Wir sehen daher nicht, dass die Folge der Schuldenaufnahme als erstes die Abschaffung eines christlichen Feiertags sein soll.
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Matthias Kopp, Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz
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Kopp fügte hinzu, es sei fraglich, ob eine solche Maßnahme in dem gewünschten Ausmaß und vor allem nachhaltig zur Stabilisierung der Staatsfinanzen beitrage. "Der religiöse und kulturelle Verlust wäre aber dauerhaft. Dies hat auch die Abschaffung des Buß- und Bettags gezeigt." Der Sprecher verwies darauf, dass die Union sich in ihrem Wahlprogramm zum Schutz der christlichen Feiertage bekannt habe.
Am Wochenende hatte sich Handwerkspräsident Jörg Dittrich für einen Feiertag weniger ausgesprochen. Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte er:
Einen Feiertag zu streichen, brächte ein paar Milliarden, würde aber vor allem das Signal senden: Wir nehmen die Herausforderungen gemeinsam an und packen es jetzt alle zusammen an.
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Jörg Dittrich, Handwerkspräsident
Die neuen Realitäten erforderten "einen fröhlichen Fleiß, um das Erworbene zu erhalten", sagte er mit Blick auf die angespannte wirtschaftliche Lage im Handwerk.
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IW-Direktor: Vorschlag würde bis zu 8,6 Milliarden bringen
Ähnlich äußerte sich der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther:
Wir alle sind gefragt, um die Wirtschaft spürbar anzukurbeln - Mehrarbeit wäre eine Stellschraube.
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Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft
In der Düsseldorfer "Rheinischen Post" argumentierte der Ökonom, bei der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden je Arbeitnehmer belege Deutschland unter allen Industrienationen den letzten Platz. "Dänemark hat es vorgemacht: Im vergangenen Jahr hat unser skandinavischer Nachbar einen Feiertag gestrichen", sagte er.
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Dadurch seien 400 Millionen Euro mehr in den Staatshaushalt geflossen. "Auch für Deutschland wäre die Abschaffung eines bundesweiten Feiertags eine Option - das könnte immerhin bis zu 8,6 Milliarden Euro einbringen", so Hüther.
Gewerkschaftsbund gegen Abschaffung
In den vergangenen Wochen hatte sich bereits Monika Schnitzer, die Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, für eine Feiertagsstreichung ausgesprochen. Dadurch lasse sich das Wirtschaftswachstum erhöhen.
Unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund wandte sich gegen eine Abschaffung von Feiertagen. "Einen Feiertag zu streichen, bedeutet nichts anderes, als die Löhne durch die Hintertür zu kürzen", sagte die Vorsitzende Yasmin Fahimi.
Quelle: dpa
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