Bundesregierung zu Haushaltslücke 2025: Neue Gespräche nötig

    Gutachter äußern Zweifel:Muss der Haushalt 2025 nachverhandelt werden?

    |

    Die Bundesregierung muss offenbar weiter über die Finanzierung des Haushalts für 2025 verhandeln. Zuvor hatten Prüfer Zweifel an den Plänen zur Schließung der Etat-Lücke geäußert.

    Berlin-Korrespondent Wulf Schmiese im Gespräch mit Moderator Mitri Sirin.
    Der Ampel droht eine Neuauflage des Haushaltsstreits: Finanzminister Lindner fordert Nachverhandlungen. Steht der mühsam erreichte Kompromiss in Frage? Wulf Schmiese in Berlin.01.08.2024 | 1:17 min
    Die Ampel-Koalition muss ihren mühsam erreichten Kompromiss zum Bundeshaushalt 2025 möglicherweise grundlegend nachverhandeln.
    Zwei wissenschaftliche Bewertungen zu geplanten Vorhaben hätten ergeben, dass "weitere Gespräche innerhalb der Bundesregierung sowie im Rahmen der parlamentarischen Beratungen notwendig" seien, hieß es im Bundesfinanzministerium. Die Option einer Aussetzung der Schuldenbremse bestehe "verfassungsrechtlich und ökonomisch nicht".

    Wissenschaftlicher Beirat zweifelt am Ampel-Plan

    Der wissenschaftliche Beirat beim Bundesfinanzministerium zweifelt laut "Handelsblatt" daran, dass die milliardenschwere Finanzlücke im Haushaltsentwurf für 2025 wie geplant verringert werden kann.
    Haushalt: "Risiken noch nicht abgedeckt“
    Wirtschaftsexperte Hubertus Bardt kritisiert den Haushalt, den das Bundeskabinett für 2025 beschlossen hat. Der umstrittene Entwurf habe „eine ganze Reihe von offenen Punkten“. 18.07.2024 | 4:17 min
    Laut dem Bericht vom Donnerstag warnt das Gremium in einem Brief, es habe "erhebliche Zweifel", ob die von der Bundesregierung erwogenen Maßnahmen ausreichten. Ein von der Bundesregierung in Auftrag gegebenes Gutachten sieht die geplanten Schritte hingegen weniger skeptisch.
    Der Beirat wurde von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) mit der Prüfung beauftragt, weil es Zweifel gab, ob einzelne Vorhaben im Bundeshaushalt verfassungsrechtlich und wirtschaftlich tragbar sind.

    Haushaltslücke von insgesamt 17 Milliarden Euro

    Die Ampel-Koalition hatte sich in ihrem vorläufigen Haushaltskompromiss darauf verständigt, die Haushaltslücke von insgesamt 17 Milliarden Euro mit Darlehen für die Bahn und die Autobahn GmbH sowie dem Herbeischaffen liegen gebliebener Milliarden aus Zeiten der Energiekrise zu verringern. Das Finanzloch sollte dadurch auf neun Milliarden Euro schrumpfen.
    17.07.2024, Berlin: Christian Lindner (FDP, r), Bundesminister der Finanzen, kommt neben Wolf Heinrich Reuter, Staatssekretär im Finanzministerium für den Haushalt, zu der Pressekonferenz zum Entwurf für den Haushalt 2025 und den Nachtragshaushalt 2024.
    Der Haushalt hat ein Volumen von 481 Milliarden. Der Regierungsentwurf sieht Einsparungen vor, aber mit 44 Milliarden Neuverschuldung bleibt man im Rahmen der Schuldenbremse. 17.07.2024 | 2:44 min
    Das "Handelsblatt" berief sich nun auch auf drei führende Regierungsmitglieder, denen zufolge die Haushaltslücke auf diese Weise nicht um die Hälfte verringert werden könne. Einer der Regierungsvertreter sagte dem "Handelsblatt":

    Die Vorschläge werden so nicht klappen.

    Regierungsvertreter

    Keinesfalls könne das Haushaltsloch um neun Milliarden Euro verringert werden. Allenfalls ein Drittel des Betrags sei realistisch.

    Beirat sieht verfassungsrechtliche Risiken

    Der wissenschaftliche Beirat warnt laut "Handelsblatt" auch, bei der Vereinnahmung des Liquiditätsüberschusses bei der staatlichen Förderbank KfW gebe "es erhebliche verfassungsrechtliche Risiken, da aus Notlagenkrediten stammende Mittel für den Bundeshaushalt genutzt werden". Auch im Falle der Umwandlung von Zuschüssen in Darlehen an die Bahn sehe der Beirat "verfassungsrechtliche Probleme", wenn der Bund die Darlehen an das Unternehmen selbst tilge.
    Im Falle der Umwandlung von Zuschüssen in Darlehen an die Autobahn GmbH bezweifelt der Beirat, "dass die Darlehensvergabe als finanzielle Transaktion gewertet werden kann". Denn die Autobahn GmbH verfüge über keine eigenständigen Ertragsquellen. Dann aber hätte die "Ampel" dem Bericht zufolge keinen finanziellen Spielraum gewonnen.
    Valerie Haller
    Der neue Haushalt wurde vom Kabinett abgesegnet, die Wirtschaft soll ordentlich angekurbelt werden. Wie reagiert sie auf die Pläne der Ampel? Valerie Haller berichtet. 17.07.2024 | 1:07 min

    Weiteres Gutachten bei Ampel-Plan weniger skeptisch

    Anders schätzt das von der Regierung in Auftrag gegebene Gutachten des Bielefelder Rechtsprofessor Johannes Hellermann, das dem Portal "Zeit Online" am Donnerstag vorlag, die Maßnahmen ein. Dieses sieht in den Bahn-Darlehen keine "schuldenbremsenrelevante Kreditaufnahme des Bundeshaushalts". Im Fall der Autobahngesellschaft ist die Lage laut "Zeit Online" etwas komplizierter, weil das Unternehmen anders als die Bahn nicht über eigene Einnahmen verfügt, um die Darlehen zurückzuzahlen.
    Im Gutachten steht dazu demnach, dass ein solches Darlehen zwar grundsätzlich "keine (…) schuldenbremsenrelevante Kreditaufnahme des Bundeshaushalts" sei. Es gebe aber ein "nicht unerhebliches rechtliches Risiko" wegen des Fehlens eigener Einnahmen. Die rechtlichen Risiken würden vermindert, wenn es der Autobahngesellschaft ermöglicht werde, "Zugang zu nennenswerten originär eigenen Einnahmen" zu eröffnen. Im Gespräch ist in der Ampel laut "Zeit Online", einen Teil der Lkw-Maut umzuwidmen.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

    Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

    Quelle: AFP, dpa, Reuters

    Mehr aus Berlin