Habeck will Milliarden für die Wirtschaft

    Boom durch Schulden?:Habeck will Milliarden für die Wirtschaft

    Kristina Hofmann
    von Kristina Hofmann
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    Minister Habeck will Milliarden in die Wirtschaft pumpen. Mit einem durch Schulden finanzierten Fonds sollen Investitionen vom Staat gefördert werden. Die SPD wäre dabei.

     Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, spricht bei einem Pressestatement zur Modernisierungsagenda
    Wirtschaftsminister Habeck plant einen mehrere hundert Milliarden Euro schweren Deutschlandfonds für Investitionen etwa in Infrastruktur, Bildung und Digitalisierung.23.10.2024 | 1:55 min
    Beim Arbeitgebertag noch kein Wort. Dabei lag das Papier längst in der Schublade. Auf 14 Seiten hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Mittwoch ein Konzept mit dem Titel "Update für die Wirtschaft" vorgelegt. Darin schlägt er eine "Modernisierungsagenda" vor, um die Konjunktur aus der Rezession zu holen.
    Bei einigen Themen klingt es in dem Papier tatsächlich wie auf dem Arbeitgebertag am Dienstag: Bürokratieabbau, Fachkräfte, neue Impulse für die KI-Wirtschaft. Neu wird es auf Seite zehn: Habeck schlägt einen milliardenschweren Deutschlandfonds vor, um den Investitionsstau auch in der Infrastruktur oder bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung aufzulösen.
    SGS Schmiese
    Wirtschaftsminister Habeck will mit dem Deutschlandfonds die Wirtschaft ankurbeln und stößt damit in der Bundesregierung auf Widerstand. ZDF-Hauptstadt-Korrespondent Wulf Schmiese.23.10.2024 | 0:48 min

    Laufzeit von fünf Jahren

    Denn selbst wenn in den vergangenen Jahren viel passiert sei, so Habeck: "Es reicht nicht, um Deutschland in einer völlig veränderten Weltlage in Europa wettbewerblich neu und stark zu positionieren." Bislang habe die Wirtschaftsleistung auf dem Export nach China und in die USA beruht. Das habe sich inzwischen aber völlig geändert.
    Habeck schlägt vor, dass in den kommenden fünf Jahren alle Investitionen mit zehn Prozent vom Staat gefördert werden. Einzige Ausnahme: die Gebäudewirtschaft, wie die "Bild" als erste berichtete.

    Wir sollten Investitionen mit einer unbürokratischen Investitionsprämie von zehn Prozent fördern - und zwar für alle Unternehmen, gerade auch Handwerksbetriebe sowie kleine und mittelständische Betriebe.

    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne)

    Die Fördersumme soll dann auf die Steuerschuld verrechnet werden. Damit könnten auch Unternehmen gefördert werden, die keinen Gewinn machen. Finanziert werden soll das Programm durch neue Staatsschulden.
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    Die deutsche Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Nun hat der internationale Währungsfonds seine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum für dieses Jahr nochmals gesenkt. 22.10.2024 | 1:45 min
    Aber, so Habeck, begrenzt auf einen bestimmten Zeitraum und auf ein bestimmtes Volumen, es gehe nicht um neue Diskussionen um die Schuldenbremse. Klar sei aber: Der Fonds "muss vorfinanziert werden". Um wie viel Geld es geht, sagte Habeck nicht, vermutlich um "einen mittleren dreistelligen Milliardenbetrag".
    Laut Habeck rechnet sich das langfristig, weil der Staat durch das Wirtschaftswachstum wieder Steuern einnimmt. "Das größere Wirtschaftswachstum würde dafür sorgen, dass die Staatsverschuldung im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung nur moderat ansteigen würde", heißt es in dem Papier.
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    SPD dafür, FDP dagegen

    Habecks Vorschlag kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Bundesregierung um ihre Wachstumsinitiative ringt. 49 Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft hatte die Koalition im Juli vorgelegt. Es soll Teil des Haushaltsentwurfs werden, der Mitte November vom Bundestag verabschiedet werden soll. Allerdings gibt es gegen einzelne Maßnahmen bei der Reform des Bürgergelds bei den Bundestagsfraktionen Widerstand.
    Habeck selbst versteht sein Impulspapier "als Beitrag zur Debatte". Er sei sich darüber bewusst, dass es damit "über den Koalitionsvertrag hinaus" geht.
    Bundeskanzler Olaf Scholz hatte einen Industriegipfel angekündigt, der am kommenden Dienstag stattfindet. Schon jetzt gibt es Kritik, wer daran teilnehmen soll. Und was dabei besprochen werden soll. Scholz selbst, sagte am Vormittag Regierungssprecher Steffen Hebestreit, kannte Habecks Vorschläge vorher nicht. Sie seien nicht mit ihm abgestimmt. "Aber das muss es ja auch gar nicht", so Hebestreit.
    SPD-Generalsekretär Matthias Miersch unterstützt Habecks Idee. "Der Vorschlag von Robert Habeck für einen Investitionsfonds kann ein Element sein", sagte er der "Rheinischen Post".
    Widerstand kommt dagegen von der FDP, die für Steuersenkung statt eine neue staatliche Verschuldung ist. "Warum senken wir nicht einfach die im internationalen Vergleich sehr hohen Steuern und Abgaben für alle Unternehmen, anstatt ihnen diese weiter und immer höher abzuknöpfen und dann per Subventionen einen Teil zurück zu verteilen?", fragte Johannes Vogel, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion im Bundestag, auf X.

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