Druckereien und Kommunen vor Bundestagswahl unter Zeitdruck
Hilfe, die Bundestagswahl kommt!:Wie Druckereien und Kommunen die Wahl stemmen
von Susanne Freitag-Carteron
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Der reibungslose Ablauf der vorgezogenen Bundestagswahl bereitet Kopfzerbrechen. Den Kommunen fehlen tausende Wahlhelfer, Wahlplakate müssen gedruckt und ausgeliefert werden.
Die Wahlkampf-Vorbereitungen laufen unter Hochdruck, denn organisatorisch ist die vorgezogene Bundestagswahl ein Mammutprojekt. 18.12.2024 | 1:52 min
Aus dem riesigen Drucker kommt alle paar Minuten das Gesicht eines freundlich lächelnden Wahlkandidaten aus dem Vogtland. Er wird bald von Laternenpfählen in seiner Heimat strahlen. Wahlkampf.
In der Saarbrücker Druckerei Braun und Klein machen sie deshalb seit vier Wochen Nachtschichten. Die frühe Bundestagswahl stellt Geschäftsführer Gerhard Klein vor große Herausforderungen.
SPD, Grüne und Union stellen ihre Wahlprogramme für die vorgezogene Bundestagswahl im Februar vor. Einige Inhalte sind bereits bekannt – was steckt drin in den Programmen?18.12.2024 | 2:53 min
Riesendruck bei Druckbetrieben
Dabei hatte er vorsorgt und das Ampel-Aus mitgedacht - er gehört zu den Wahlplakat-Spezialisten im Druckgewerbe. "Wir hatten schon lange im Vorfeld mit Materiallieferanten gesprochen. Die Mengen, die jetzt hier verdruckt werden, die werden aus ganz Europa nach Deutschland gekarrt."
40 LKW-Sattelzüge hat er bestellt, mit weißen Kunststoffplatten, licht- und wetterfest und recycelbar. Gerhard Klein hat zusätzliche Hallen gemietet, Leiharbeiter geordert.
Die größte Herausforderung: die Logistik. Das Plakat muss zur Laterne, wo es einmal hängen soll. Die kann in Sachsen, NRW oder Schleswig-Holstein sein.
Klein schaut über die Stapel von Politiker-Gesichtern - heute sind es CDU und Linke, morgen können es andere sein, nur die extreme Rechte und die extreme Linke druckt er nicht, aus Prinzip.
Paketdienste und Speditionen ausgelastet
"Wenn eine Lieferung nach Flensburg muss, dann läuft das über Speditionen und Paketdienste. Die Paketdienste haben jetzt vor Weihnachten ein erhöhtes Aufkommen, da wird es stocken, das ist von vornherein klar", erklärt Klein.
Viele Speditionen schließen bereits am Freitag, wegen der Feiertage. Klein macht Verluste durch die vorgezogene Wahl:
Die Wahlleiter in den Kommunen beginnen mit den Vorbereitungen für die Bundestagswahl. Wahlhelfer müssen gefunden, Stimmzettel gedruckt und Wahlbenachrichtigungen verschickt werden.23.11.2024 | 1:37 min
Tausende Wahlhelfer fehlen
Auch in den Kommunen bereitet die Wahl Kopfzerbrechen. Im Bürgeramt Mitte in Saarbrücken haben sie alle Azubis, Amtsanwärter und Mitarbeiter aus den umliegenden Bezirken einbestellt, um die Wahlbüros vorzubereiten.
Heute packen sie Pappschilder in große Mappen - Wahlbüro-Nummer, Pfeile, Hinweisschilder. Jeder Wahlleiter soll damit sein Wahlbüro ausstatten. Auch Urnen und Wahlkabinen müssen noch fertig gemacht werden. Das ist erst der Anfang.
Im Januar werden die Wahlbenachrichtigungen verschickt, dann rechnen sie hier mit einem Massenandrang.
Mit Blick auf mögliche Koalitionen bei der Bundestagswahl könne man nur hoffen, dass die Parteien "sich kompromissfähiger zeigen als die letzte Regierung", sagt Diana Zimmermann.17.12.2024 | 1:47 min
Skiferien und Karneval statt Wahllokal
"Allein Saarbrücken mit den knapp 200 Wahlbezirken braucht noch 1.800 Wahlhelfer" sagt Sascha Grimm, Verwaltungsdezernent der Stadt.
Am 23. Februar sind im Saarland viele Sporthallen und Gemeindesäle für Karnevalssitzungen ausgebucht, die sonst immer als Wahlbüros dienten. Außerdem werden viele am Wahlsonntag eher auf den Skipisten als im Wahllokal sein. Grimm rechnet mit einem großen Interesse an Briefwahlen. Das ist die nächste Herausforderung.
Bei den Wahlprogrammen der Parteien gebe es "größere und kleinere Schnittmengen", so Diana Zimmermann in Berlin. Vielleicht werde es diesmal "persönlich weniger hoch hergehen".18.12.2024 | 2:50 min
Herausforderung Briefwahl
Die Briefwahlunterlagen werden sechs Wochen vor der Wahl versendet. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Erst mit der Wahlbenachrichtigung kann man auch die Briefwahlunterlagen beantragen.
"Aber wer auf dem Wahlzettel draufsteht, entscheidet sich erst Ende Januar" sagt Grimm, er rechnet nicht vor Anfang Februar mit den Wahlunterlagen. Und erst dann können sie verschickt werden.
Mit Verweis auf das neue Postgesetz sagt er:
Drei Werktage darf ein Brief jetzt brauchen - hin und zurück vergeht da mindestens eine Woche - das kann knapp werden. Grimm empfiehlt deshalb die "Briefwahl vor Ort", das heißt, der Bürger bringt seinen Wahlumschlag selbst zum Amt. So kann er sicher sein, dass seine Stimme auch wirklich zählt.
Susanne Freitag-Carteron ist Leiterin des ZDF-Landesstudios Saarbrücken.
Nach SPD, Union und Grünen hat auch die FDP ihr Wahlprogramm vorgestellt. Die Parteien setzen unterschiedliche Schwerpunkte, besonders in der Wirtschaftspolitik. Mehr im Wahl-Blog.