Bundestagswahl: Wahlprogramme der Parteien: Wer will was?
Bundestagswahl:Wahlprogramme der Parteien: Wer will was?
|
Viele Versprechen für die Bürger: Die Parteien haben ihre Wahlprogramme vorgestellt. Wie sie zu Themen wie Steuern, Soziales, Wirtschaft und Migration stehen - ein Überblick.
Vor der Bundestagswahl stellen die Parteien ihre Wahlprogramme vor. Sie setzen unterschiedliche Schwerpunkte, insbesondere bei der Wirtschaftspolitik.17.12.2024 | 3:31 min
Wirtschaft, Wohnen, Waffenlieferungen: Vor der erwarteten Bundestagswahl am 23. Februar beginnen die Parteien mit Vorschlägen und Versprechen das große Buhlen um die Wählerinnen und Wähler. Union, SPD und Grüne stellten in Berlin ihre Wahlprogramme vor. Auch die Ideen von FDP, AfD, Linken und Bündnis Sahra Wagenknecht sind weitgehend bekannt - mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten.
Mit Blick auf mögliche Koalitionen bei der Bundestagswahl könne man nur hoffen, dass die Parteien "sich kompromissfähiger zeigen als die letzte Regierung", sagt Diana Zimmermann.17.12.2024 | 1:47 min
Schwerpunkte bei den Versprechen der Parteien
Für die SPD setzt Kanzler Olaf Scholz auf gute Löhne und soziale Sicherheit. Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) wirbt mit dem Vorschlag drastischer Steuersenkungen. Die FDP mit Spitzenkandidat Christian Lindner konzentriert sich auf die Wirtschaft. Den Grünen um Vizekanzler Robert Habeck geht es um die sozialverträgliche Gestaltung des Klimaschutzes.
Die AfD um Kanzlerkandidatin Alice Weidel will - anders als alle anderen Parteien im Bundestag - einen Austritt aus der EU, dem Euro und dem Pariser Klimaabkommen. Die Linke mit dem Spitzenduo Jan van Aken und Heidi Reichinnek sieht niedrigere Mieten und Lebenshaltungskosten als Topthemen. Die Kanzlerkandidatin des BSW, Sahra Wagenknecht, verlangt ein Ende der Waffenhilfen für die Ukraine. Es gibt Schnittmengen, aber teils liegen die Positionen weit auseinander.
Vorstellung des Wahlprogramms der SPD 17.12.2024 | 49:40 min
Steuern und Schuldenbremse
Steuerentlastungen versprechen alle politischen Kräfte.
Die SPD will das für 95 Prozent aller Steuerzahler - ohne allerdings Details zu nennen.
CDU und CSU wollen den Einkommensteuertarif schrittweise senken. Der Spitzensteuersatz von 42 Prozent soll erst bei höheren Einkommen greifen.
Die Grünen wollen einen höheren Grundfreibetrag, bis zu dem keine Einkommensteuer anfällt.
Die FDP nennt dafür die konkrete Zahl von mindestens 1.000 Euro.
Den Solidaritätszuschlag möchten Union und FDP komplett abschaffen. Die SPD will ihn für die Reicheren behalten, die Grünen wollen ihn als Teil der Einkommensteuer. Die AfD ist für geringere Steuern beim Einkommen und höhere Steuerbefreiungen auf Kapitaleinkünfte. Zudem will sie eine Abschaffung der CO2-Abgabe, der Grundsteuer und der Erbschaftssteuer.
Vorstellung des Wahlprogramms von CDU/CSU 17.12.2024 | 50:10 min
Die SPD stellt eine niedrigere Mehrwertsteuer für Lebensmittel in Aussicht, die Linke will diese Steuer für Grundnahrungsmittel sogar auf null senken. Zur Gegenfinanzierung wollen SPD und Grüne Menschen mit hohen Vermögen stärker zur Kasse bitten. Das wollen auch Linke und BSW.
An der Schuldenbremse scheiden sich die Geister: Union und FDP wollen daran festhalten - die SPD will Ausnahmen für Investitionen einführen, die Grünen solche ermöglichen, das BSW ebenfalls. Die Linke will die Bremse kippen.
Soziales und Mindestlohn
Mindestlohn 15 Euro: Das wollen SPD, Grüne, BSW und Linke. CDU/CSU stellen Ideen für "die Fleißigen" nach vorn, etwa steuerfreie Überstundenzuschläge.
Mehr Arbeitsanreize will die Union auch bei Sozialleistungen. Das Bürgergeld will sie unter diesem Namen abschaffen und durch eine "Neue Grundsicherung" ersetzen, mit einem Schwerpunkt auf Vermittlung in Jobs. Wer nicht bereit zur Arbeit sei, solle die Grundsicherung gestrichen bekommen, heißt es bei der Union.
Vorstellung des Wahlprogramms von Bündnis 90/Die Grünen 17.12.2024 | 75:41 min
Die Linke geht in die Gegenrichtung: Sie will das Bürgergeld zu einer "sanktionsfreien Mindestsicherung" machen in Höhe von 1.400 Euro monatlich für Alleinstehende inklusive Miete und Wohnkosten.
Rente
Rente ist für SPD, Grüne, BSW und Linke ein zentrales Thema. SPD und Grüne wollen das Rentenniveau bei 48 Prozent erhalten. Die Grünen schlagen zur Absicherung einen Bürgerfonds vor: Mit Darlehen und Eigenmitteln des Bundes soll nachhaltig und klimaverträglich in europäische und deutsche Unternehmen investiert werden. Die Erträge sollen zur Stärkung geringerer und mittlerer Renten benutzt werden.
Linke und BSW verlangen bessere Leistungen der gesetzlichen Rente, auch um den Preis höherer Beiträge. Sie wollen alle einzahlen lassen, also auch Beamte, Abgeordnete oder Minister.
Die FDP um Spitzenkandidat Lindner setzt auf Steuersenkungen und weniger Bürokratie. Das BSW zieht mit einem Fokus auf Friedens- und Sozialpolitik in den Wahlkampf. 18.12.2024 | 0:51 min
Die Linke will das Rentenalter von 67 auf 65 Jahre senken - SPD, Grüne und Union wollen das nicht antasten. Einen "wirklich flexiblen Renteneintritt" verlangt die FDP.
Wirtschaft und Konjunktur
Flexiblere Regeln, Vereinfachungen, weniger Bürokratie sollen Deutschland flotter machen, heißt es bei der Union. Als "Schutzschirm für unsere Wirtschaft" kündigt sie Instrumente gegen Subventionen an, die den globalen Wettbewerb verzerren. Die FDP verlangt "tiefgreifende und strukturelle Reformen" für eine "echte Wirtschaftswende". Dazu zählt sie das Senken der Unternehmenssteuern auf unter 25 Prozent.
Die SPD ist für einen sogenannten Deutschlandfonds, aus dem Strom- und Wärmenetze, Ladesäulen und Wohnungen gefördert werden sollen. Das Konzept eines kreditfinanzierten Deutschlandfonds vertreten auch die Grünen - etwa fürs Schienennetz, Kitas oder auch Innovationsanreize. Die Linke will laut Programm 20 Milliarden Euro im Jahr in gemeinnützigen Wohnraum investieren.
SPD, Union und Grüne haben heute ihre Wahlprogramme vorgestellt. ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann berichtet über die Unterschiede und Schwerpunkte der Programme.17.12.2024 | 1:22 min
Das BSW sieht in niedrigen Energiepreisen den Treiber der Konjunktur. Nach Wagenknechts Vorstellungen sollen der CO2-Preis abgeschafft, Subventionen für Erneuerbare gestrichen und mehr fossile Energie nach dem "Kriterium des niedrigsten Preises" importiert werden.
Migration
Die Union will umgehend einen faktischen Aufnahmestopp für unberechtigt einreisende Migranten. Wer aus einem EU- oder Schengen-Staat für einen Asylantrag einreist, soll an der Grenze abgewiesen werden. Das BSW hat eine ähnliche Linie. "Wer aus einem sicheren Drittstaat einreist, hat kein Recht auf Aufenthalt", meint Wagenknecht. In dem Fall gebe es auch einen Anspruch auf Leistungen.
Inhaltlich ähnlich, mit noch schärferen Worten ist die AfD am Start. Im Entwurf ihres Programms fordert sie: "Asylparadies Deutschland schließen" oder "Deutschland braucht eine umfassende Rückführungsoffensive".
Die SPD setzt sich zwar für "rasche wie konsequente Abschiebungen" ein, bevorzugt aber die freiwillige Rückkehr von Migrantinnen und Migranten ohne Bleiberecht. Die Grünen setzen auf eine "faire, verbindliche und solidarische Verteilung von Schutzsuchenden in Europa". Die FDP plädiert für eine "geordnete Migration" nach klaren Regeln. Die Linke will keine Beschränkungen beim Asyl.
Umfrage: Wen würden die Deutschen wählen?
ZDFheute Infografik
Ein Klick für den Datenschutz
Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Der Ukraine-Krieg ist für alle Parteien ein Thema. Die SPD will Waffenlieferungen an die Ukraine "mit Besonnenheit und Augenmaß" und "so lange wie nötig" fortsetzen. Sie ist aber gegen die Lieferung der von der Ukraine erbetenen Taurus-Marschflugkörper.
Unions-Kandidat Merz hat diese dagegen unter bestimmten Bedingungen in Aussicht gestellt. Der Ukraine versprechen CDU/CSU alle erforderliche Unterstützung. Nach einem Wahlsieg will die Union, dass Deutschland, Frankreich, Polen und England in Abstimmung mit den USA gemeinsam Sicherheitsgarantien für die Ukraine entwickeln.
Im FDP-Programmentwurf heißt es, die Ukraine müsse sich gegen Abschussbasen und Nachschublinien auf russischer Seite mit weitreichenden Waffen verteidigen können. "Daher fordern wir die unverzügliche Lieferung des Marschflugkörpers Taurus."
Diese Koalitionen wären laut Umfrage möglich
ZDFheute Infografik
Ein Klick für den Datenschutz
Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Das BSW verlangt ein Ende der militärischen Unterstützung für die Ukraine. Wie sie will auch die AfD das Ende der Wirtschaftssanktionen gegen Russland und die Rückkehr zu Gasimporten von dort.
Bundeswehr und Verteidigung
Die Union ist für eine aufwachsende Wehrpflicht. Die SPD lehnt eine Rückkehr zur Wehrpflicht ab, will aber einen "neuen, flexiblen Wehrdienst". Die Grünen wollen den freiwilligen Wehrdienst und die Reserve für eine breite Zielgruppe attraktiver machen. Die FDP will "die Bundeswehr zur stärksten konventionellen Streitkraft in Europa" ausbauen.
Das BSW macht die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen zum Thema: Das lehnt Wagenknecht strikt ab. Das sieht die Linke genauso. Diese fordert zudem, die Nato durch "eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur für Europa" zu ersetzen. Die AfD will mit Deutschland raus aus der Nato.
Wegen seiner Wahlkampf-Unterstützung für AfD-Chefin Weidel warnte Habeck US-Milliardär Elon Musk vor Einflussnahme. Nun reagiert Musk auf X - gewohnt harsch. Alle News im Ticker.
Liveblog
Quelle: ZDF
Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.