28 Straftäter nach Afghanistan abgeschoben

    Erstmals seit Taliban-Übernahme:28 Straftäter nach Afghanistan abgeschoben

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    Erstmals seit der Machtübernahme der Taliban sind wieder Menschen nach Afghanistan abgeschoben worden. Ein Flugzeug startete am Morgen vom Flughafen Leipzig/Halle.

    Bundesinnenministerin Nancy Faeser beim Innenausschuss des Bundestags
    Deutschland hat 28 Straftäter in ihr Heimatland Afghanistan abgeschoben. Es handelt sich um die erste Abschiebung seit der Machtübernahme der Taliban.30.08.2024 | 1:48 min
    Deutschland hat erstmals seit der Machtübernahme der radikal-islamischen Taliban vor drei Jahren wieder Straftäter nach Afghanistan abgeschoben. Nach Angaben von Bundesinnenministerin Nancy Faeser waren 28 Straftäter am Freitagmorgen an Bord der Maschine.
    Post von Nancy Faeser
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    Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete den Abschiebeflug als ein Zeichen an alle Straftäter:

    Wer Straftaten begeht, kann nicht darauf rechnen, dass wir ihn nicht abgeschoben kriegen, sondern wir werden versuchen, das zu tun, wie man in diesem Fall sieht.

    Olaf Scholz, Bundeskanzler

    "Wir haben angekündigt, dass wir auch Straftäter nach Afghanistan wieder abschieben werden", sagte Scholz bei einem Wahlkampftermin in der Nähe von Leipzig. "Das haben wir sorgfältig vorbereitet, ohne groß darüber zu reden, weil ein solches Vorhaben ja nur gelingt, wenn man sich da Mühe gibt, wenn man es sorgfältig und sehr diskret macht."

    Grünen-Fraktion: Emirat Katar involviert

    Das Magazin "Spiegel" hatte zuvor unter Berufung auf Behördenkreise gemeldet, am Freitagmorgen sei ein Charterjet von Qatar Airways von Leipzig aus in Richtung Kabul gestartet. Die Menschen an Bord seien aus verschiedenen Bundesländern nach Leipzig gebracht worden.
    Ein Sprecher des sächsischen Innenministeriums erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP, der Flug solle gegen Mittag in der afghanischen Hauptstadt Kabul landen. Nach Angaben aus der Grünen-Bundestagsfraktion spielte bei der Organisation des Abschiebeflugs das Emirat Katar eine zentrale Rolle.
    29.08.2024, Berlin: Nancy Faeser (SPD, r), Bundesministerin für Inneres und Heimat, Marco Buschmann (FDP), Bundesminister der Justiz, und Anja Hajduk (Bündnis 90/Die Grünen), Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, stellen ein Sicherheitspaket nach der Messerattacke von Solingen vor.
    Nach der Messerattacke von Solingen hat sich die Bundesregierung auf neue Maßnahmen verständigt: Etwa auf eine Verschärfung des Asylrechts und eine Ausweitung von Messerverboten.29.08.2024 | 3:00 min
    Das niedersächsische Innenministerium bestätigte Informationen des "Spiegel", wonach jeder Abgeschobene vor dem Flug 1.000 Euro Handgeld erhielt. Ein Arzt sei mit an Bord, aber keine Polizisten, hieß es in dem Bericht weiter. Die erste Abschiebung nach Afghanistan sei vom Kanzleramt und den Innenbehörden seit gut zwei Monaten vorbereitet worden. Insgesamt seien elf Bundesländer beteiligt gewesen.

    Nouripour: Flug darf nicht zur Legitimation der Taliban führen

    Deutschland unterhält zu den Taliban-Machthabern in Kabul keine diplomatischen Beziehungen. Insbesondere die Grünen und auch ihre Außenministerin Annalena Baerbock hatten sich bislang skeptisch gezeigt bei Abschiebungen nach Afghanistan und davor gewarnt, die islamistische Taliban-Regierung indirekt anzuerkennen.
    Grünen-Co-Chef Omid Nouripour begrüßte den Abschiebeflug zwar, sieht Abschiebungen nach Afghanistan "im großen Stil" jedoch weiter skeptisch. "Dafür bräuchte es eine direkte staatliche Zusammenarbeit, die mit den Steinzeit-Islamisten der Taliban nicht möglich ist", teilte der Grünen-Poltiker mit. "Dieser Flug darf nicht zu einer Legitimation der Taliban führen."
    Ein Konvoi mit Sicherheitspersonal der Taliban fährt über die Straßen von Herat, Afghanistan zur Feier des dritten Jahrestags ihrer Machtübernahme.
    Vor drei Jahren übernahmen die Taliban die Macht in Afghanistan. Seitdem leiden viele Menschen unter der islamistischen Herrschaft. Wie schwer ihr Leben ist, zeigt ein ZDF-Team.15.08.2024 | 1:44 min
    Baerbock hatte am Dienstag im RBB-Inforadio gesagt, bereits jetzt seien Abschiebungen nach Syrien und Afghanistan vereinzelt machbar. Es sei zudem bereits Rechtslage, dass Straftäter und Gefährder keinen Schutzstatus bekämen oder ihn dann verlören und weggesperrt gehörten.

    Habeck: "Mörder müssen das Land verlassen"

    Als "konsequent" bezeichnete Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) die Abschiebung.

    Mörder, Islamisten, Vergewaltiger, Schwerkriminelle, die unseren Schutz missbrauchen, müssen das Land verlassen.

    Robert Habeck, Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler

    Zugleich mahnte Habeck, das Asylrecht müsse unangetastet bleiben, damit unbescholtene Menschen, Verfolgte sowie Opfer von Gewalt und Terror, die vor Islamisten geflohen seien, Schutz fänden.

    Faeser hatte Abschiebungen angekündigt

    Faeser hatte am Donnerstag angekündigt, dass Deutschland "sehr bald" Abschiebungen nach Syrien und Afghanistan umsetzen werde. Ein "großes Rückführungs- und Abschiebepaket" sei schon vor dem tödlichen Anschlag von Solingen "auf den Weg gesetzt" worden.
    Bei einem Messerangriff auf einem Stadtfest in Solingen waren vor einer Woche drei Menschen getötet und acht weitere teils schwer verletzt worden. Der mutmaßliche Täter, ein 26-jähriger Syrer, wurde am Samstag festgenommen. Die Bundesanwaltschaft geht von einer Tat mit islamistischem Hintergrund aus. Der Fall löste unter anderem eine Debatte über Abschiebungen und mögliche Versäumnisse der Behörden aus.
    Berlin-Korrespondent Wulf Schmiese im Gespräch mit Moderator Mitri Sirin.
    Nach der tödlichen Messerattacke in Solingen legt die Ampel ein umfangreiches Maßnahmenpaket gegen islamistischen Terror vor. Warum ging das so schnell? Wulf Schmiese in Berlin.29.08.2024 | 1:22 min
    Quelle: epd, dpa, AFP, ZDF

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