Union und SPD sondieren: Was die ersten Einigungen bedeuten
FAQ
Sondervermögen und Schuldenbremse:Union und SPD: Was bedeutet ihre Einigung?
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Sondervermögen und eine Lockerung der Schuldenbremse: Union und SPD haben sich bei ihren Sondierungen auf weitreichende Maßnahmen verständigt. Was ist konkret geplant?
Union und SPD haben sich im Rahmen der Sondierungsgespräche auf zwei milliardenschwere Sondervermögen geeinigt. Dafür bräuchte es allerdings eine Grundgesetzänderung.05.03.2025 | 1:33 min
Es sind gigantische Summen - und eine Überraschung: Union und SPD wollen nicht nur ein Sondervermögen für Investitionen in die Infrastruktur schaffen, sondern für Verteidigungsausgaben auch an die Schuldenbremse ran. Für einen Beschluss im Bundestag ist aber eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig - dazu sind aktuell Stimmen von Grünen oder FDP nötig. Worauf konnte man sich bei den Sondierungsgesprächen bisher einigen? Ein Überblick.
Was sieht die Einigung von Union und SPD vor?
Die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse soll nach den Plänen von CDU, SPD und CSU so angepasst werden, dass Verteidigungsausgaben ausgenommen sind, die über einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen. Nach oben soll das nicht gedeckelt werden, ermöglicht also theoretisch unbegrenzte Kredite.
Um das finanziell zu stemmen, soll die Wirtschaft angekurbelt werden - und zwar über Investitionen in die Infrastruktur, also Straßen, Schiene, Brücken und anderes. Dafür sollen Kredite in Höhe von 500 Milliarden Euro aufgenommen werden, die in ein Sondervermögen fließen. Zum Vergleich: Das ist etwas mehr als das Volumen eines Bundeshaushalts und mehr als ein Zehntel des deutschen Bruttoinlandsprodukts.
Union und SPD konnten sich auf zwei Sondervermögen für Militär und Infrastruktur einigen. Gibt es innerhalb der Parteien auch Bedenken? Einschätzungen von Andreas Kynast. 05.03.2025 | 1:33 min
Das Geld soll schnell zur Verfügung stehen und über zehn Jahre abfließen. Damit das an der Schuldenbremse vorbeilaufen kann, soll das Sondervermögen im Grundgesetz verankert und dort von der Schuldenregel ausgenommen werden.
Außerdem sollen auch die Länder die Möglichkeit bekommen, mehr Schulden zu machen. Ihre Schuldenbremse, die bisher besonders streng ist, soll an die etwas flexiblere Bundesregelung angepasst werden.
Die Finanzpaket-Einigung ist noch frisch - nun wollen Union und SPD sie zügig durch den Bundestag bringen. "Es ist das, was notwendig ist", so Saarlands Landeschefin Rehlinger.
von Katia Rathsfeld
Interview
Welche Chancen haben die Pläne im Bundestag?
Union und SPD können das nicht allein beschließen, denn für Grundgesetzänderungen wird eine Zwei-Drittel-Mehrheit benötigt. Im alten Bundestag ginge das zusammen mit Grünen oder FDP. Die FDP hat eine Reform der Schuldenbremse bisher aber kategorisch abgelehnt. Die Sondierer dürften daher auf die Grünen setzen.
Im neuen Bundestag, der sich am 24. oder 25. März konstituiert, haben Union, SPD und Grüne keine Zwei-Drittel-Mehrheit mehr. Linke und AfD können eine Grundgesetzänderung blockieren. Deshalb soll der alte Bundestag auf den letzten Metern nochmal zusammenkommen.
Vor allem für den Bereich der Verteidigung bräuchte es mehr Geld, sagt Professor Jens Boysen-Hogrefe vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Hilft eine gelockerte Schuldenbremse?26.02.2025 | 3:43 min
Warum ist mehr Geld für die Bundeswehr nötig?
Das Sondervermögen über 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr ist fast komplett verplant. Bereits klar ist, dass der Weg zur Wehrhaftigkeit noch weit ist. Schon im März 2023 sagte die Wehrbeauftragte Eva Högl:
Die 100 Milliarden Euro allein werden nicht ausreichen, sämtliche Fehlbestände auszugleichen, dafür bedürfte es nach Einschätzung militärischer Expertinnen und Experten einer Summe von insgesamt 300 Milliarden Euro.
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Eva Högl, Wehrbeauftragte
Zur Größenordnung: Der reguläre Verteidigungsetat besteht aus etwa 53 Milliarden Euro und erfüllt das Zwei-Prozent-Ziel der Nato nur, weil das bisherige Sondervermögen eingerechnet wird.
"Das wird unser Land verändern, das wird die Politik verändern", so ZDF-Hauptstadtkorrespondent Andreas Kynast zu den Plänen. Aber "der Preis, den Friedrich Merz zahlt, ist Glaubwürdigkeit".05.03.2025 | 3:48 min
Allein für das Zwei-Prozent-Ziel sind nach den Worten von Verteidigungsminister Boris Pistorius ab 2028 insgesamt 85 bis 90 Milliarden Euro im Jahr nötig, für Verteidigungsausgaben in Höhe von drei Prozent sind es also 120 Milliarden Euro. Mit dem Weg über eine Ausnahme von der Schuldenbremse wird nun ein Weg beschritten, den Pistorius wiederholt öffentlich gefordert hat.
"Wir müssen damit rechnen, dass die USA Kräfte ausdünnen wird in Europa und wir noch mehr machen müssen als bisher", so André Wüstner, Vorsitzender des Deutschen BundeswehrVerbandes.04.03.2025 | 5:53 min
Warum wird so viel Geld für die Infrastruktur benötigt?
Marode Brücken und Schienen, Baustellen auf Straßen: Bei der Verkehrsinfrastruktur gibt es einen riesigen Investitionsstau.
Der Güter- und Personenverkehr wird durch die überalterte Infrastruktur mittlerweile deutlich eingeschränkt, was die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands beeinträchtigt.
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Jahresgutachten der "Wirtschaftsweisen"
CSU-Chef Markus Söder sprach von einem Wirtschafts- und Infrastrukturpaket "XXL", das in der Größe einmalig sei in Deutschland. Es gehe auch um die Stärkung der Energieversorgung, um Bau, Kinderbetreuung, digitale Schulen und Krankenhäuser.
Wer soll die Kredite finanzieren?
Der Staat besorgt sich frisches Geld, indem er Anleihen auf dem Kapitalmarkt ausgibt. Erstmal kommt das Geld also von Anlegern, das können zum Beispiel Pensionsfonds oder Kreditinstitute sein. Einer der größten Investoren der Welt ist etwa der norwegische Staatsfonds. Auf lange Sicht muss der Kredit dann aber getilgt werden.
"Das könnte so eine Art Adrenalinspritze für die Wirtschaft für die nächsten zehn Jahre sein", so moma-Politikexperte Theo Koll zu den Sondierungsergebnissen.05.03.2025 | 4:08 min
Bei Sondervermögen stellt der Bund dafür einen Zeitplan auf. Beim bisherigen Sondervermögen für die Bundeswehr ist die Tilgung zum Beispiel ab 2031 geplant. Das Geld dafür muss dann aus dem Bundeshaushalt kommen, also aus Steuergeldern und anderen staatlichen Einnahmen.
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