US-Präsident Trump: Was deutsche Auswanderer von ihm halten
Machtwechsel in den USA:Was deutsche Auswanderer von Trump halten
von Katharina Schuster, Washington D.C.
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Trump ist wieder Präsident: Was denken Deutsche, die in den USA leben, darüber? Welche Ängste oder Hoffnungen haben sie für die kommenden Jahre? ZDFheute sprach mit vier Menschen.
Austritt aus dem Klimaabkommen und der WHO, Begnadigung derer, die am Sturm auf das Kapitol beteiligt waren: Donald Trump beginnt seine zweite Amtszeit mit einer Flut von Erlassen. In Deutschland stößt das auf Unverständnis.21.01.2025 | 2:01 min
Felicia Hofner, 31 Jahre, lebt seit 2016 in den USA
"Dass Trump wieder Präsident ist, fühlt sich surreal und dystopisch an - wie in einem Paralleluniversum. 2016 dachten viele noch, Trump-Wähler seien schlecht informiert und hätten sich von populistischen Phrasen blenden lassen. Doch diesmal wussten die Menschen genau, wofür er steht. Viele seiner Anhänger sehen Fakten als Propaganda oder Fake News, was die Diskussion unmöglich macht.
Felicia ist in München aufgewachsen. Sie kam im Alter von 22 Jahren für ein Austauschsemester nach Cincinnati, Ohio.
Quelle: Felicia Hofner
Besonders besorgniserregend ist, dass Trump diesmal besser vorbereitet zu sein scheint: Mit einer Mehrheit im Kongress und loyalen Unterstützern könnte er viel weiter gehen als in seiner ersten Amtszeit.
Für mich persönlich, als weiße, heterosexuelle Frau mit gutem Einkommen, wird sich vermutlich nicht viel ändern.
Was sich jedoch schon mit Trumps erster Amtszeit verändert hat, ist, dass ich nicht vorhabe, in den USA schwanger zu werden - die strengen Abtreibungsgesetze hier in Ohio und Kentucky gefährden das Leben von Frauen in Notfällen.
"Das gesamte Paket, das er vorgestellt hat, mag irgendwelche nationalistischen Töne befriedigen, aber ökonomisch macht es nicht viel Sinn", so Wirtschaftswissenschaftler Prof. Michael Hüther zu Trumps erstem Auftritt als US-Präsident.21.01.2025 | 5:29 min
Aktuell fühlt es sich wie eine Achterbahnfahrt an - wir sitzen fest, können wenig tun, und hoffen auf das Beste. Ich hoffe, dass die demokratischen Werte und der Rechtsstaat in den nächsten vier Jahren standhalten und Trump nicht allzu viel Schaden anrichten kann, besonders bei Frauen- und LGBTQIA+-Rechten, Minderheiten und der Unterstützung von Menschen mit wenig Einkommen."
Celianna Gunderson, 54 Jahre, lebt seit 1999 in den USA
"Trump ist ein wahrer Patriot, der sein Land an die erste Stelle setzt. Darüber hinaus ist er auch ein großartiger Geschäftsmann - genau das, was wir in dieser Zeit brauchen.
In den letzten Jahren hat dieses Land einen dramatischen Rückgang in verschiedenen Bereichen erlebt. Kurz gesagt und nicht in irgendeiner Reihenfolge sind das: unsere Wirtschaft, unsere Sicherheit, unser Patriotismus, unsere Wahrheit und unsere Verbundenheit mit unseren Mitmenschen.
Celianna liebt die USA. Trotzdem vermisst sie Deutschland bis heute sehr.
Quelle: Celianna Gunderson
Dies ist nicht das Amerika, an das ich mich erinnerte und an das ich so gerne dachte, als ich vor Jahren für mein Studium von Deutschland in die USA zurückkehrte und blieb. Durch den Dienst meines Vaters in der Luftwaffe hatte ich das Glück, in verschiedenen Ländern zu leben.
Dann, während der Biden-Regierung, sahen wir einen starken Rückgang von allem, was gut war. Ich bin mir sicher, dass Trump jetzt das Ruder herumreißen wird. Ich freue mich darauf, in einem sichereren Land zu leben. Ich weiß, dass ich in der Lage sein werde, meine Familie finanziell besser zu versorgen.
In einem Interview hat Trump Biden Versagen vorgeworfen und Ermittlungen gegen ihn nicht ausgeschlossen. 23.01.2025 | 0:25 min
Als alleinerziehende Mutter und ehemalige Pädagogin bin ich besonders zuversichtlich, dass sich unser Bildungssystem erheblich verbessern wird, wenn mein Sohn dieses Jahr seinen Abschluss macht. Vor allem aber werde ich wieder stolz auf das sein, wofür Amerika steht."
Jörg Arnu, 62 Jahre, lebt seit 1995 in den USA
"Ich bin konservativ und war bis vor kurzem eingetragener Republikaner, habe aber letztes Jahr zu "independent" (unabhängig) gewechselt und würde mich heute als "Libertarian" (Libertärer) bezeichnen. Meine Freundin und alle meine Freunde im ländlichen Raum sind feste Trump-Anhänger. Dass ich ihre Meinung nicht teile, verstehen sie nicht. Diskussionen darüber habe ich inzwischen aufgegeben.
Doch ich mache mir etwas Sorgen, dass seine geplanten Maßnahmen unserem Land schweren Schaden zufügen könnten. Amerika lebt vom Handel - und Trumps Ablehnung dieser Rolle könnte unserer Wirtschaft schaden. Zudem beunruhigt es mich, wie er die Republikanische Partei umbaut, indem er Ja-Sager in wichtige Positionen setzt und kritische Stimmen ausschließt.
Jörg nahm kurz nach den 9/11-Attentaten die US-Staatsbürgerschaft an und legte die deutsche ab.
Quelle: Jörg Arnu
Trump hat auch in wichtigen Bereichen wie der illegalen Einwanderung seine Wahlversprechen aus 2016 nicht erfüllt. Er ist nicht der allmächtige Problemlöser, den sich viele seiner Anhänger erhoffen. 2020 und 2024 habe ich ihn nicht gewählt. Ich hätte mir gewünscht, dass Nikki Haley die Republikaner anführt. Nun haben wir wieder Trump und das Leben geht weiter.
Wie bei seinen Vorgängern wird auch seine Amtszeit gute und weniger gute Entscheidungen mit sich bringen. Das Schöne an unserer Demokratie ist, dass die Leistung seiner Regierung in vier Jahren vom Volk bewertet wird."
An seinem ersten Tag im Amt hat US-Präsident Trump zahlreiche Dekrete unterzeichnet.21.01.2025 | 1:39 min
Rudolf Vey, 70 Jahre, lebt seit 1996 in den USA
"Ich war wirklich erstaunt, dass Donald Trump zum Präsidenten gewählt wurde - schon 2016. Er hat seinen Anhängern viele Versprechungen gemacht, aber fast keine davon umgesetzt. Der Steuernachlass für den Durchschnittsamerikaner war gering und nur kurzfristig wirksam, während seine reichen Freunde viel mehr profitierten - und das dauerhaft.
Rudolf Vey ist in Frankfurt aufgewachsen. Mit seiner amerikanischen Frau Wendy lebt er im US-Bundesstaat New Jersey.
Quelle: Rudolf Vey
Dass er nun wiedergewählt wurde, war für mich und meine Frau ein Schock. Haben die Amerikaner aus seiner ersten Amtszeit nichts gelernt? Viele seiner Anhänger wurden erneut von seinen leeren Versprechungen überzeugt. Und das, obwohl viele von ihnen auf Sozialleistungen angewiesen sind, die jetzt ernsthaft bedroht sind.
Trump folgt keinem Moralkodex und zeigt keinerlei Ethik. Die Bürger der Vereinigten Staaten sind ihm völlig gleichgültig - Hauptsache, er und seine Vertrauten profitieren.
"Viele sind grimming resigniert", ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen nach der Wahl von Donald Trump. 18.01.2025 | 1:13 min
Es überrascht mich, dass viele seiner Anhänger seine Zollpolitik unterstützen, ohne zu verstehen, dass sie selbst die Kosten tragen müssen. Wenn ihr glaubt, dass Benzin und Lebensmittel billiger werden, glaubt ihr wahrscheinlich auch noch an den Weihnachtsmann.
In vier Jahren werden die USA anders aussehen - wahrscheinlich viel schlechter als heute."
Katharina Schuster ist Reporterin im ZDF-Studio in Washington D.C.