Swing State Arizona: Indigene könnten US-Wahl entscheiden

    Swing State Arizona:Indigene Wähler könnten US-Wahl entscheiden

    von Anna Kleiser
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    Bei der Präsidentschaftswahl 2020 halfen auch die Stimmen vieler Indigener Joe Biden zum Sieg. Diesmal könnte es in Swing States erneut auf sie ankommen. Doch es gibt viele Hürden.

    Die Navajo-Nation erstreckt sich über hunderte Kilometer im Norden Arizonas, nach New Mexico und Utah. Allein die weiten Entfernungen zu Wahllokalen sind eine der Hürden zur Stimmabgabe.
    Die Navajo-Nation erstreckt sich über hunderte Kilometer im Norden Arizonas, nach New Mexico und Utah. Allein die weiten Entfernungen zu Wahllokalen sind eine der Hürden zur Stimmabgabe.
    Quelle: afp

    In einer Grafik nach der Präsidentschaftswahl 2020 wurden sie als "Sonstige" aufgeführt, neben Weißen, Schwarzen, Latinos, Asiaten: Die indigenen Völker der USA. Die Kategorie mit etwa sechs Prozent der Stimmen blieb ohne Namen. In den Sozialen Netzwerken entlud sich ihre Wut. Viele sahen darin ein Sinnbild für ihre Stellung auf der politischen Landkarte.
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    Über Jahrzehnte wurden die indigenen Stämme marginalisiert und diskriminiert, vom Wählen abgehalten oder abgeschreckt. Noch immer gibt es viele Hürden. Daher hat sich diese eine Wahlgrafik bei jenen eingebrannt, die dafür kämpfen, das zu ändern. Eine davon ist Mary Kim Tikla, Direktorin der Organisation Unity, die junge Indigene bestärken möchte. In ihrem Büro in Mesa, Arizona spürt man die Enttäuschung.

    Es war sehr interessant, weil wir glauben, dass die Stimmen der Native Americans über den Ausgang der Präsidentschaftswahl entscheiden können.

    Mary Kim Tikla, Unity

    Auch wenn es prozentual ein kleiner Wählerblock sei, könne er einen Unterschied machen, "vor allem bei diesem Rennen, weil es so knapp ist", so Tikla.
    Wähler in Verkleidung USA-Motiv und Antje Pieper rechts im Bild mit Rücken in Kamera
    Trump oder Harris – wer gewinnt den Kampf ums Weiße Haus? Antje Pieper war unterwegs in den hart umkämpften Swing States, in denen die Wahl entschieden wird.10.10.2024 | 44:16 min

    Indigene-Stimmen verhalfen Biden zum Sieg

    Für viele dient dabei die vergangene Präsidentschaftswahl als Beweis. Im traditionell republikanischen Bundesstaat Arizona gewann der Demokrat Joe Biden überraschend mit etwa 11.000 Stimmen - darunter auch viele Stimmen der Native Americans. Vergleichbar lief es in Wisconsin.
    Nun steht Amerika erneut ein sehr knappes Rennen bevor und die Demokraten wissen das.
    US-Umfragen: Wer liegt in welchem Staat vorn?
    ZDFheute Infografik
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    Der demokratische Senator von Arizona, Mark Kelly, betonte kürzlich, sein Bundesstaat könne die Wahl entscheiden, dabei entscheidend seien die Stimmen der Indigenen. Denn sie wählen traditionell eher demokratisch.

    In den indianischen Gemeinden hat man das Gefühl, dass die Werte und die Reaktion der Demokraten auf die Bedürfnisse der indianischen Gemeinden und der marginalisierten Gemeinden viel besser waren.

    Mary Kim Tikla

    Pennsylvania
    In wenigen Monaten finden die US-Wahlen 2024 statt. In den sogenannten "Swing States" könnte es besonders knapp werden. Im "Swing State" Pennsylvania hat vor allem eine Wählergruppe an Bedeutung gewonnen: die Latinos.23.09.2024 | 4:40 min

    Kampf gegen alte und neue Hürden bei der Wahl

    Die Botschaft "eure Stimme ist wichtig und zählt" steht dabei in starkem Kontrast zur historischen Realität. Erst 1924 bekamen sie mit dem "Indian Citizenship Act" zunächst grundsätzlich das Recht zu wählen, die Umsetzung in den Bundesstaaten dauerte bis in die 60er Jahre.
    Auch genau 100 Jahre später sind die Native Americans bei Wahlen im Vergleich zur weißen Bevölkerung Amerikas häufig benachteiligt - strukturell wie finanziell. Armut prägt den Alltag vieler Indigener in den Reservaten.

    Viele versuchen einfach nur von Tag zu Tag zu überleben. Sie fragen sich, was es ihnen bringt, wählen zu gehen.

    Mary Kim Tikla

    Daneben gibt es Probleme auf jeder Ebene des Wahlprozesses: vom Zugang zu Informationen, der Registrierung zur Wahl, teils extrem weiten Strecken zu Wahllokalen, nicht repräsentativen Wahlbezirken, Zugang zu Briefwahlen bis zur Frage, wie die Identität des Wählenden festgestellt werden kann.
    Eine Untersuchung im Auftrag der US-Regierung beschreibt den großen Frust, den die Gemeinschaften fühlen. Sie müssten immer wieder für ihr Wahlrecht kämpfen und damit gehe der schwindende Glaube an die Demokratie Hand in Hand.
    ZDFheute live: Entscheidet Hurrikan "Milton" den US-Wahlkampf?
    Florida wartet auf den nächsten Tropensturm. Ex-Präsident Trump nutzt die Naturkatastrophe für seine Kampagne gegen Harris. Mit Erfolg? ZDFheute live analysiert.09.10.2024 | 22:40 min

    Organisationen und Aktivisten kämpfen für hohe Wahlbeteiligung

    Beim Stamm der Apache in Arizona erklärt uns Isabella Newman wie versucht wird, Hürden abzubauen: durch mehr Wahlurnen und öffentliche Transporte für diejenigen ohne Autos. Die 23-Jährige arbeitet bei der Stammesverwaltung und erlebt auch, dass viele sich vom System abwenden.

    Viele junge Menschen wollen nicht wirklich wählen gehen, weil sie das Gefühl haben, dass ihre Stimme keinen Unterschied macht.

    Isabella Newman, Miss San Carlos Apache

    Dagegen kämpfen diverse Aktivisten und Organisationen wie Unity an. Sie setzen sich landesweit dafür ein, die Wahlbeteiligung der Native Americans zu steigern. Für viel Aufmerksamkeit sorgte 2020 die Aktion der 30-jährigen Navajo, Allie Young, die mit der Initiative "Ride the polls" einen zweistündigen Ritt zum Wahllokal anführte.
    Ihre Botschaft: Zu lange seien sie unsichtbar gemacht worden, durch das Wählen schaffe man sich einen Platz am Tisch. Bei dieser Wahl, so hoffen sie, dann auch in den Grafiken in den TV-Sendern.

    US-Präsidentschaftswahl erklärt
    :Was sind Swing States?

    Bei der US-Wahl können wenige Stimmen darüber entscheiden, wer Präsident wird. Den Ausschlag geben die so genannten Swing States. Was diese sind und warum sie so wichtig sind.
    Hanna von Massenbach, Washington D.C.
    Donald Trump tritt bei einer Wahlkampfveranstaltung in Schnecksville, Pennsylvania, auf.
    mit Video

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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