Ukraine: Feuert Selenskyj seinen Armee-Chef Saluschnyj?

    Militärexperte Lange ordnet ein:Ukraine: Feuert Selenskyj seinen Armee-Chef?

    von Jonas Kapp
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    Der ukrainische Präsident Selenskyj denkt über einen personellen Neustart nach - auch in der Armee. Militärexperte Lange erklärt, wieso das in der Ukraine schlecht ankommt.

    Militärexperte Nico Lange
    Die Phase der Unsicherheit müsse beendet werden, sagt Militärexperte Nico Lange mit Blick auf eine mögliche Entlassung des ukrainischen Armee-Chefs durch Präsident Selenskyj.05.02.2024 | 9:23 min
    Die ukrainische Armee steht militärisch an Abschnitten der Front stark unter dem Druck der russischen Angreifer. Seit Monaten beklagen die Ukrainer Munitionsmangel und fordern mehr militärische Unterstützung vom Westen.
    Hinzu kommen die Spannungen zwischen Präsident Wolodymyr Selenskyj und seinem Armeechef Walerij Saluschnyj: Der ukrainische Präsident hat in einem Interview mit dem italienischen Fernsehsender Rai nun laut darüber nachgedacht, den Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee zu entlassen. Außerdem erwägt Selenskyj "eine Ablösung einer Reihe von Staatsführern, nicht nur in einem einzelnen Sektor wie dem Militär".

    Kampf um Awdijiwka als Streitpunkt zwischen Selenskyj und Saluschnyj

    Laut Militärexperte Nico Lange hat sich der Konflikt unter anderem an der Frage entzündet, ob man die schwer umkämpfte Stadt Awdijiwka weiter verteidigen solle. Selenskyj sei dafür, Saluschnyj dagegen.

    Es geht generell um die Frage, wie man an diesen Krieg herangeht.

    Nico Lange, Militärexperte

    Ganz grundsätzlich gehe es aber darum, wer für die schwierige militärische Lage verantwortlich sei. Als gewählter Präsident habe Selenskyj das Recht, Saluschnyj zu entlassen, so Lange. Über diese Pläne mit ausländischen Medien zu sprechen, könnte für Selenskyj jedoch zum Problem werden, erklärt der Militärexperte.

    Was in der Ukraine nicht gut ankommt, ist das öffentliche Nachdenken über diese Frage.

    Nico Lange, Militärexperte

    Klitschko setzt sich für Saluschnyj ein

    Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko gilt schon länger als Kritiker von Selenskyj. Er steht fest hinter Saluschnyj - seiner Führung sei zu verdanken, dass "die Ukrainer wirklich an unsere Streitkräfte geglaubt haben", teilte er über soziale Medien mit. Klitschko deutet an, dass Selenskyj in Saluschnyj auch einen politischen Konkurrenten sehen könnte.
    Militärexperte Lange meint dazu, dass es für Selenskyj opportun sei, Saluschnyj nicht zu entlassen, da letzterer als weisungsgebundener Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee nicht "frei agieren" könne und "unter Kontrolle" sei. Inmitten des Krieges gegen die Ukraine sollte diese "Phase der Unsicherheit" beendet werden, so Lange.
    ZDFheute live mit Militärökonom Dr. Marcus M. Keupp
    Die Ukraine hofft auf die Reichweite der GLSDB-Munition. ZDFheute live spricht mit Militärökonom Keupp über die Vorteile der Waffe, über Munitionsmangel und den Machtkampf in Kiew.01.02.2024 | 46:25 min
    Nach zwei Jahren Krieg seien laut Lange gleichwohl "Ermüdungserscheinungen" festzustellen, personelle Veränderungen die logische Folge. Kritik an Selenskyjs öffentlichkeitswirksamer Vorgehensweise könne er aber verstehen, sagt Lange.

    "Keine Auswirkungen auf Militärunterstützung des Westens"

    Diese werde jedoch keine Auswirkungen auf die Militärunterstützung durch den Westen haben. Eine "tagelange Hängepartie" sei "der Situation aber nicht angemessen". 
    Zumal Russlands Präsident Wladimir Putin versuchen werde, von der Situation zu profitieren, sollte sich aus ihr ein "wirklicher Konflikt" entwickeln, analysiert der Militärexperte. Jedoch stehe Putin selbst unter Druck und habe "seine ganz eigenen Probleme zu lösen". Nichtsdestotrotz müsse schnell "ein Ende der Diskussion" gefunden werden, "um sich gemeinsam auf die Verteidigung der Ukraine zu konzentrieren", meint Lange.  
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