US-Wahlen: Donald Trumps mögliche Kürzungen in Afrika
US-Wahlen:Warum Afrika einen Trump-Sieg fürchten muss
von Susann von Lojewski und Josefine Rein, Nairobi
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Die USA zahlen mit Abstand am meisten für Entwicklungshilfe in Afrika. Das könnte sich unter einem Präsidenten Trump ändern. Viele Menschen blicken mit Sorge auf die US-Wahlen.
Afrika fürchtet Trumps Rückkehr ins Amt: Kürzungen der US-Entwicklungshilfe und fehlendes Engagement bedrohen die Region. Kamala Harris steht hingegen für Stabilität und Zusammenarbeit.
Quelle: dpa
Der Ton war von Anfang an gesetzt: In seiner Zeit als Präsident beschimpfte Donald Trump die afrikanischen Staaten als "Dreckslöcher", kein einziges Mal reiste der Republikaner in seiner Amtszeit auf den Kontinent. Respektlos empfanden das viele Menschen in Afrika.
Ganz anders Kamala Harris: 2023 reiste sie als Vizepräsidentin nach Ghana, Sambia und Tansania. Die Demokratin lobte die "außergewöhnliche Kreativität, Erfindungsreichtum und Dynamik". Afrika - ein Kontinent der Chancen. Schon als Kind besuchte sie häufig Sambia, wo ihr indischer Großvater als Diplomat arbeitete.
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Harris oder Trump: Unterschiedliches Interesse an Afrika
Seit Jahrzehnten sind die USA der größte Geldgeber für Entwicklungshilfe in Afrika. Daran dürfte sich unter einer möglichen Präsidentin Harris nichts ändern. Sie steht damit für Stabilität und Zuverlässigkeit - ein Aspekt, den alle 55 Staaten trotz ihrer unterschiedlichen Interessen schätzen. Allerdings würde auch sie wie Präsident Biden Entwicklungshilfegelder an die Einhaltung von Menschenrechten binden, einschließlich der Rechte von LGBTIQ- Menschen. Dies sorgt jedoch bei vielen Afrikanerinnen und Afrikanern für Unmut, die das als ein Aufzwingen westlicher Werte empfinden.
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Trumps "America First"-Politik hingegen schenkt Afrika wenig Beachtung. "Aufgrund seines Desinteresses an der Region ist es wahrscheinlich, dass er die Entwicklungshilfe kürzen wird", warnt Gerrit Kurtz, Friedens- und Konfliktforscher bei der Stiftung Wissenschaft und Politik. Solche Kürzungen könnten auch Beiträge für internationale Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation betreffen - mit potenziell verheerenden Folgen für die afrikanische Bevölkerung.
Trump und die Konkurrenz mit China
Für Trump spielt Afrika lediglich im Kontext geopolitischer Konkurrenz, insbesondere mit China, eine Rolle. China ist derzeit Afrikas größter Handels- und Investitionspartner. Der kenianische Ökonom James Shikwati vom Thinktank IREN ist sich daher sicher: "Trumps Sieg würde den Wettbewerb bei Investitionen in die Infrastruktur beschleunigen." Und Gerrit Kurtz fügt an: "Trump würde die Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern noch viel stärker von deren Unterstützung US-außenpolitischer Prioritäten z.B. in Nahost abhängig machen."
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Wichtigstes Abkommen mit den USA läuft 2025 aus
Der bisher wichtigste Baustein der US-Afrikapolitik ist der im Jahr 2000 von der Regierung Bill Clinton geschlossene African Growth and Opportunity Act (AGOA). Er regelt Zollerleichterungen für den Import afrikanischer Waren. Um die Integration Afrikas in den Weltmarkt weiter voranzutreiben, müsste die neue Regierung das 2025 auslaufende Abkommen mehr als nur erneuern. Eine Ausweitung ist jedoch sowohl unter Harris als auch unter Trump unwahrscheinlich. "Beide Seiten halten ein System aufrecht, das die Entwicklung des Kontinents aus eigener Kraft heraus verhindert", so James Shikwati, Experte für wirtschaftliche Entwicklung.
US-Klimapolitik: wichtig für Afrika
Auch die Klimapolitik der künftigen US-Regierung wird einen bedeutenden Einfluss auf die Zukunft des Kontinents haben. Die USA sind der weltweit zweitgrößte CO2-Emittent, während Afrika einer der Hauptleidtragenden des Klimawandels ist. Die Hoffnung der Afrikanerinnen und Afrikaner liegt beim Thema Klima klar bei Harris: Als Vizepräsidentin war Harris an der Verabschiedung der bisher größten staatlichen Investition für saubere Energie beteiligt, die Trump bei einer Präsidentschaft teilweise rückgängig machen möchte. "Im Zweifel würde Donald Trump auch in Afrika eher fossile Energieträger unterstützen", so Experte Gerrit Kurtz.
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Unabhängig davon, wer die Wahl gewinnt: Ein grundlegender Wandel in der US-Afrikapolitik ist unwahrscheinlich. "Die Bedeutung der USA für Afrika wird angesichts des wachsenden Einflusses Chinas weiter abnehmen", sagt Kurtz. Eine Präsidentschaft Trumps allerdings würde diese Entwicklung vermutlich nur beschleunigen.
Quelle: dpa
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