FAQ
Handelsstreit mit China:Was hinter Trumps Zollpause steckt
Die Börsen taumeln, Investoren wenden sich ab, Trumps Umfragewerte fallen - die Zollpause des US-Präsidenten hat viele Gründe. Ein Blick auf China und wie es nun weitergeht.
US-Präsident Trump verzichtet vorerst auf die angekündigten Zusatzzölle, während er im Streit mit China noch höhere Strafabgaben verhängt.10.04.2025 | 1:47 min
Was hat Trump zur Zollpause bewegt?
Viel spricht dafür, dass Trumps Berater, darunter auch
Elon Musk, auf ihn eingewirkt haben, die hohen Zusatzzölle vorerst für 90 Tage auszusetzen. Der Schock an den Finanzmärkten hat in nur wenigen Tagen Börsenwerte von Hunderten von Milliarden Euro vernichtet. Das wird nicht nur seine Freunde unter den Tech-Milliardären verärgert haben. Auch in der übrigen Bevölkerung steigt der Unmut, abzulesen an Trumps ganz aktuell sinkenden Popularitätswerten.
"Es ist eine Atempause, die Zeit und Raum schafft für Verhandlungen. Angeblich haben sich 75 Staatschefs bei Trump gemeldet, um einen Deal auszuhandeln", sagt Stephanie Barrett.10.04.2025 | 1:44 min
Die US-Bürger fürchten nicht nur steigende Preise, sie reagieren auch sehr sensibel auf sinkende Aktienkurse. Denn ihre Altersvorsorge basiert zum großen Teil auf Aktien. Die sahen Amerikaner in den vergangenen Tagen dahinschmelzen.
Ein wesentlich ernsterer Faktor spielt sich jedoch derzeit an den Märkten für Staatsanleihen ab. Gestern gab es erste Anzeichen dafür, dass Investoren in großem Stil amerikanische Staatsanleihen abstoßen könnten. Bei Börsenturbulenzen gelten sie als sicherer Hafen. Fonds, Pensionskassen und Versicherungen schichten Kapital um in Dollar-Anleihen.
Die Eskalation im Zollstreit zwischen den USA und China belastet viele Branchen. Unterdessen wird dem US-Präsidenten Insiderhandel vorgeworfen – wegen eines Posts zum Aktienkauf.10.04.2025 | 2:42 min
Wenn sich Anleger von US-Staatsanleihen trennen, weil das Vertrauen in die US-Finanzpolitik fehlt, dann ist das auch sehr gefährlich für die US-Staatsfinanzen. Für die
USA sind Staatsanleihen überlebenswichtige Kredite, mit denen sie auch ihre gigantischen Schulden finanzieren.
Was bedeutet es, dass China die hohen Zölle weiterhin zahlen muss?
Mit
China dürfte sich der
Handelsstreit eher zuspitzen. Für China gilt die Zollpause nicht, hier erhöhte er den Zollsatz sogar auf insgesamt 145 Prozent - Trump hatte zuvor von 125 Prozent gesprochen, dazu addiert sich aber ein Aufschlag von 20 Prozent vom März. China ist für
Donald Trump nach wie vor ein rotes Tuch, der Buhmann, den er besiegen will. Ihm sind die Importüberschüsse aus China ein Dorn im Auge.
China exportiert Waren in die USA im Wert von rund 440 Milliarden US-Dollar, umgekehrt sind es nur 144 Milliarden US-Dollar. Amerikanische Hersteller sind jedoch extrem angewiesen auf chinesische Teile. Von der Klimaanlage, über Batterien und Taschenlampen, Autos, Werkzeugen und Haushaltsgeräten - überall sind chinesische Komponenten drin. Die chinesischen Importe zu ersetzen, braucht nicht nur Zeit, sondern dürfte die Amerikaner teuer zu stehen kommen.
Die Gefahr eines Handelskriegs mit China sei real, berichtet ZDF-Korrespondentin Claudia Bates. 08.04.2025 | 2:20 min
Denn Arbeitskräfte und Material sind in den USA wesentlich teurer. Zudem existiert an vielen Stellen schlicht die industrielle Basis für die Produktion gar nicht mehr. China dagegen wird sich die hohen Zölle vermutlich nicht bieten lassen und entwickelt bereits Exit-Strategien. Zum einen verstärkt die Regierung ihre Bemühungen, die chinesische Kaufkraft zu stärken, zum anderen intensiviert sie den Handel mit weiteren Staaten, vor allem im asiatischen Raum.
Experten fürchten sogar, dass der Handel zwischen China und den USA zum Erliegen kommen könnte, mit immensen Konsequenzen für die US-Wirtschaft. Zudem werden sich Warenströme verändern, China dürfte viele Waren nach Europa lenken, was wiederum auch deutsche Hersteller unter Druck bringen dürfte.
EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen hat nun angekündigt, die EU werde die geplanten Gegenzölle ebenfalls aussetzen.10.04.2025 | 0:31 min
Wie geht es jetzt weiter?
Vom Tisch ist der Zollstreit längst nicht, das steht fest. Die Frist von 90 Tagen ist aber zumindest eine Atempause, die Zeit und Raum für Verhandlungen bietet. Laut Trump haben sich 75 Staatschefs bei ihm gemeldet, um einen Deal auszuhandeln.
Er hat dank seiner Dealmaker-Methode ("man muss auch mal wild sein") eine starke Drohkulisse aufgebaut, allerorts Verunsicherung gestiftet und die Handelspartner in Verhandlungen gezwungen. Für die
EU gelten also weiterhin Zölle von 10 Prozent. Im Gegenzug kündigte die EU an, ihre Gegenzölle gegen die USA ebenfalls für 90 Tage auf Eis zu legen.
Trumps Zollpaket trifft Deutschland als Exportnation besonders hart. Wie reagieren deutsche Unternehmen?09.04.2025 | 2:00 min
Das nimmt den Druck aus dem Handelskonflikt und verhindert zumindest vorerst, dass die Weltwirtschaft in eine Rezession fällt. Was aber genau in den kommenden 90 Tagen passieren wird, kann derzeit niemand verlässlich vorhersagen - genauso wenig wie das Kursfeuerwerk, das die Aktienmärkte nach Ankündigung der Zollpause erlebten.
An der
Wallstreet schossen Aktienindices in die Höhe, dem Nasdaq bescherte die Zollpause den drittgrößten Gewinn seit dem 2. Weltkrieg. Und auch der
Dax startete heute mit einem Plus von 8 Prozent. Diese extremen Kursausschläge in so kurzer Zeit sind ein echtes Novum, an das wir uns möglicherweise gewöhnen müssen. Denn eines steht fest: Donald Trump wird die Märkte auch weiterhin in Atem halten.
Stephanie Barrett ist Reporterin in der ZDF-Wirtschafts- und Finanzredaktion.
Zölle rauf, dann wieder runter: Donald Trump revidiert temporär eine seiner unpopulärsten Entscheidungen der letzten Tage. Nun erklärt der US-Präsident sein Vorgehen.