Syrien: Fällt Homs, hat Assad ein "riesengroßes Problem"

    Krieg in Syrien:Fällt Homs, hat Assad "riesengroßes Problem"

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    Könnte Syriens Machthaber Assad nach der überraschenden Offensive islamistischer Rebellen stürzen? Der Kampf um die strategisch wichtige Stadt Homs dürfte entscheidend sein.

    Syrian anti government fighters celebrate as they pour into the captured central-west city of Hama on December 6, 2024. In little over a week, the offensive by rebel forces has seen Syria's second city Aleppo and strategically located Hama fall from President Bashar al-Assad's control for the first time since the civil war began in 2011.
    Islamistische Kämpfer dringen in Syrien weiter Richtung Süden vor und stehen offenbar vor der Stadt Homs. Teilweise hätten die Truppen von Machthaber Assad die Stadt verlassen. 07.12.2024 | 1:38 min
    Nach der Blitzoffensive der islamistischen Rebellenallianz in Syrien droht Machthaber Baschar al-Assad eine entscheidende Schlacht um die strategisch wichtige Stadt Homs. Nachdem Aleppo und Hama an die Rebellenallianz gefallen sind, sei Homs die "nächste Station entlang des Highways, also der Autobahn M5", sagt Nahost- und Militärexperte Sascha Bruchmann.

    Homs ist eine extrem wichtige Stadt aus militärischen und strategischen Gesichtspunkten.

    Sascha Bruchmann, Nahost- und Militärexperte

    Die Stadt sei die Verbindung zum Westen des Landes, wo wichtige Militärbasen liegen. Zudem stütze sich das Assad-Regime auf die dortige Unterstützung der Alawiten, einer Minderheit in Syrien.

    Sollte Homs fallen, hat Assad ein riesengroßes Problem, seine Hauptstadt und seine Rückzugsbasis zu verbinden.

    Sascha Bruchmann, Nahost- und Militärexperte

    SYRIA-CONFLICT-HAMA
    In Syrien rücken die islamistischen Kämpfer mit ihrer Großoffensive gegen das Assad-Regime weiter in Richtung der Hauptstadt Damaskus vor. Tausende Menschen sind auf der Flucht.06.12.2024 | 2:41 min
    Die syrischen Streitkräfte seien demoralisiert, sagt Bruchmann. Das hätten die Kämpfe um Aleppo und Hama gezeigt. Die Unterstützung durch russische Luftstreitkräfte und mit Iran verbündete Milizen reichten zudem derzeit nicht aus, um Gebiete zu halten.
    ZDF-Korrespondentin Golineh Atai will sich dennoch nicht festlegen, ob Assad bald stürzen könnte: "Das ist sehr schwierig, gerade zu prophezeien." Homs sei "voller Assad-Infrastruktur". Wenn es keine massiven Übertritte regierungstreuer Kämpfer gebe, sei noch tagelang mit größeren Kämpfen zu rechnen. Atai betont aber auch:

    Wir wissen nicht, wie es morgen aussehen wird.

    ZDF-Korrespondentin Golineh Atai

    Nahost-Experte Sascha Bruchmann live aus Bahrain
    Sollte Homs fallen, hätte Assad ein riesengroßes Problem, seine Hauptstadt Damaskus und seine Militärbasis zu verbinden, sagt Nahost- und Militärexperte Sascha Bruchmann.06.12.2024 | 12:27 min

    Russland, Iran, Türkei, USA: Wer in Syrien welche Interessen verfolgt

    Durch die Verstrickung vieler verschiedener Kräfte aus dem Ausland hat die derzeitige Lage in Syrien auch eine geopolitische Brisanz. Die USA seien mit etwa 900 Spezialkräften im Osten Syriens vertreten, um zu verhindern, dass die Terrormiliz Islamischer Staat wieder erstarkt, sagt Militärexperte Bruchmann.
    Sie würden dort mit kurdischen Kräften, den "Syrian Democratic Forces" und deren Miliz, der YPG, zusammenarbeiten. Ob die Vereinigten Staaten aber auch unter der künftigen Regierung Donald Trumps in Syrien bleiben werden, sei derzeit nicht absehbar.
    Die Türkei arbeite derweil daran, eine "Pufferzone in Richtung der Kurdengebiete" zu erhalten, sagt Golineh Atai, und attackiere die Kurdenmiliz YPG.
    Rebellen in den Straßen Hama in Syrien
    Nach der Einnahme der strategisch wichtigen Stadt Hama ist die Allianz islamistischen Rebellen Richtung Homs vorgerückt. Die syrischen Regierungstruppen haben sich zurückgezogen.06.12.2024 | 1:54 min
    Der Iran wiederum habe Syrien gebraucht, um den Kontakt zur Hisbollah zu halten und etwa Waffen an diese zu liefern. Syrien sei ursprünglich das "Herzland der sogenannten Achse des Widerstandes" gewesen, so ZDF-Korrespondentin Atai. Dieser Zusammenhalt pro-iranischer Kräfte sei mit dem Waffenstillstand im Libanon allerdings "spektakulär gescheitert". Von Hisbollah-Vertretern habe sie gehört, dass diese nicht vorhätten, die Verbündeten in Syrien zu unterstützen, weil auch sie während des Krieges im Libanon keine Unterstützung erfahren hätten.
    Der Iran habe jedoch ein Interesse daran, die Ausbreitung sunnitischer Terrorgruppierungen zu unterbinden und sei daher auf seine "vorgelagerten arabischen Milizen" angewiesen, die die derzeit in Syrien vorrückende Rebellen-Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) bekämpfen.

    Ich glaube, wir erleben historisch jetzt gerade den Tiefpunkt dieser iranischen Strategie.

    Golineh Atai, ZDF-Korrespondentin

    ZDF-Korrespondentin: Russland braucht die Mittelmeer-Häfen

    Das Verhältnis von Russland zu Syrien habe sich in den vergangenen Jahren derweil gewandelt. 2015 hatten russische Kräfte eingegriffen, als die Assad-Herrschaft kurz vor ihrem Ende stand.
    ZDF-Korrespondentin Golineh Atai
    Den Rebellen um ihren Führer al-Dschulani stünde ein schwieriger Kampf bevor, so Syrien-Korrespondentin Atai. Sie suchten ein gutes Verhältnis mit dem Assad-Verbündeten Russland.06.12.2024 | 11:41 min
    In den vergangenen neun Jahren habe es immer wieder Versuche von Seiten Russlands gegeben, Assad auch zum Einlenken, zu einem politischen Abkommen und zum Wiederaufbau Syriens zu bewegen, so Atai. "Und das ist grandios gescheitert."

    Letztendlich, so kann ich im Moment nur vermuten, läuft es darauf hinaus, dass Russland es sich nicht mehr leisten kann, so viel Geld, so viel Zeit, so viele Mühen aufzuwenden für Syrien.

    Golineh Atai, ZDF-Korrespondentin

    Russland habe aber "auf jeden Fall" ein Interesse daran, seine Häfen in Syrien zu halten, damit es auch einen Zugang zum Mittelmeer hat. Es ist unklar, ob das weiter möglich wäre, sollte Assad stürzen.
    Die Interviews bei ZDFheute live führte Marc Burgemeister, zusammengefasst hat sie Torben Heine.

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