Syriens Assad im Dilemma: Was jetzt eine Rolle spielt
Interview
Bürgerkrieg:Syrien: Was der Vorstoß der Rebellen bedeutet
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Rebellen haben die Stadt Aleppo eingenommen und setzen Syriens Machthaber Assad damit unter enormen Druck. Was die Lage bedeutet, erklärt Nahostexperte Gerlach bei ZDFheute live.
Das Gespräch mit Nahostexperte Daniel Gerlach hier in voller Länge.02.12.2024 | 15:55 min
Im Gespräch mit ZDFheute live erklärt Nahostexperte Daniel Gerlach, wie unvorbereitet der Angriff Syriens Führung traf, welche Rolle jetzt der Türkei zukommt und wie es in den Konflikt weitergehen könnte.
Sehen Sie das Gespräch mit Daniel Gerlach oben im Video in voller Länge und lesen Sie hier Auszüge. Das sagt Gerlach zu …
… dem Zeitpunkt des Angriffs
Nach Einschätzung von Gerlach habe man sich in Syrien "ein Stück weit" auf das Szenario vorbereiten können. Der Experte erklärt:
Das syrische Regime sei diesen Gerüchten "relativ überheblich begegnet". Dennoch treffe der Angriff das syrische Regime während eines Prozesses, "wo man ja der Bevölkerung im eigenen, im regime-kontrollierten Gebiet versucht hat, so eine Normalität vorzugaukeln".
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Nun sei die Frage, wer das "Kommando übernimmt" und ob das syrische Regime in der Lage sein werde, Kräfte zu mobilisieren. Das wiederum hänge von der Bereitschaft "der externen Kräfte" ab, "sich hier auch zu engagieren".
Mit Blick auf Russland erklärt der Nahostexperte, das Land sei "bereit und auch willens, alle ihre Interessen dem Ziel unterzuordnen, den Krieg in der Ukraine zu gewinnen und dazu gehört auch Syrien", so Gerlach. Dennoch könne Russland "in dieser Angelegenheit nicht gleichgültig bleiben":
Für Putin sei Syrien in der Vergangenheit "eine willkommene Gelegenheit" gewesen, um auf der internationalen Bühne wieder unverzichtbar zu werden, erklärt Gerlach. Vor dem Eingreifen Russlands in Syrien Ende 2015 sei Russland in vielerlei Hinsicht nicht ernstgenommen worden, vor allem mit Blick auf die USA, so der Nahostexperte.
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Der Iran auf der anderen Seite kenne keine Verbündeten, so Gerlach.
Der Iran halte die Staaten in der Region für "Klienten, für temporäre Partner, aber nicht für Verbündete". Syrien sei vielleicht das, "was dem Status eines Verbündeten noch am nächsten kommt".
Die Iraner stehen laut Gerlach nun vor dem Problem, dass man Assad zwar stützen wolle, "aber wenn sie sich jetzt zu sehr im Feld nach vorne wagen [...], dann müssen sie damit rechnen, dass sie nicht nur von den Amerikanern, sondern insbesondere von den Israelis angegriffen werden. Was ja auch schon die ganze Zeit passiert in Syrien".
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Insofern wolle sich der Iran "nicht zu sehr exponieren". Die iranische Führung habe nun noch die Option, stärker auf den Irak zu setzen. Die irakische Führung hat laut Gerlach bereits signalisiert, dass man bereit sei, selbst Kräfte zu schicken, um Assad in Syrien zu verteidigen.
… der zentralen Rolle der Türkei
"Die zentrale Macht hier ist die Türkei", ist sich Gerlach sicher. "Die Türkei hat in den letzten Monaten ihre Bereitschaft gezeigt, insbesondere Präsident Erdogan selbst, mit Baschar al-Assad, mit dem er ja in herzlicher Feindschaft verbunden war die letzten Jahre, wieder ins Geschäft zu kommen", erklärt Gerlach.
Deshalb habe Erdogan den Rebellen in der Vergangenheit "ein Stück weit freie Hand" gelassen, so Gerlach. Damit verfolge der türkische Präsident das Interesse, Assad zu zeigen, "wenn du mit mir normalisieren willst, dann musst du auf mich zukommen, denn sonst kann ich dir empfindlichen Schaden zufügen".
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… der weiteren Entwicklung der Lage
Gerlach schätzt, dass man Entwicklungen sehen werde, die man "vor zehn Jahren im Grunde im syrischen Bürgerkrieg schon gesehen" habe.
Das Regime habe in der Vergangenheit bereits gezeigt, "dass es bereit ist, sich aus bestimmten Gebieten zurückzuziehen, die nicht existenziell sind, um dann wieder seine Kräfte zu sammeln" und zurückzuschlagen. Das werde wieder viele Opfer kosten, so Gerlach.
Das Interview führte ZDFheute live-Moderator Philip Wortmann. Zusammengefasst hat es ZDFheute-Redakteurin Clara Eberle.
Quelle: ZDF
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