Scholz, Macron und Tusk bemüht um Signal der Geschlossenheit
Scholz, Macron und Tusk:Ein kalkuliertes Signal
von Nicole Diekmann
|
Die deutsch-französischen Beziehungen sind wegen der Bodentruppen-Aussagen Macrons angespannt. In Berlin demonstrieren der Präsident und Kanzler Scholz dennoch Geschlossenheit.
Die Pressekonferenz von Scholz, Macron und Tusk in voller Länge.15.03.2024 | 37:48 min
Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte - Polit-Profis wie Olaf Scholz, Emmanuel Macron und Donald Tusk wissen das.
Als die drei nach ihrer Pressekonferenz noch vor ihre Rednerpulte im Kanzleramt treten und einander an den Händen fassen, handelt es sich um keine spontane Geste aus einem Gefühl der Verbundenheit heraus. Sondern um das kalkulierte und so dringend benötigte Signal, das die anwesenden Journalisten, Fotografen und die Livestreams bitteschön transportieren sollen: Geschlossenheit.
Das Wort fiel in Scholz’ Statement denn auch direkt zu Beginn gleich zweimal, noch bevor er sich beim "lieben Emmanuel" für den Gipfel von Paris bedankte.
Olaf Scholz empfängt Emmanuel Macron und Donald Tusk in Berlin. Das „Weimarer Dreieck“ will der Ukraine mehr Waffen und Munition liefern. Und Geschlossenheit demonstrieren.15.03.2024 | 2:22 min
Denn Scholz musste reagieren - und zwar sehr deutlich. Für Diplomatie war wenig Platz, für diplomatische Drechseleien, bei denen alle Beteiligten das Gesicht und den Eindruck von Geschlossenheit wahren können, wenig Raum. Scholz widersprach. Die Risse zwischen Berlin und Paris waren deutlich. Risse, auf die der russische Präsident Wladimir Putin in seinen Versuchen, die Gemeinschaft zu spalten, stetig hofft.
Auch mit Blick auf die Unterstützung für die Ukraine geht Macron einen anderen Weg als Bundeskanzler Scholz. "In vielen ganz entscheidenden Punkten sind die Regierungen nicht einer Meinung", so der Co-Direktor Deutsch-Französisches Zukunftswerk, Frank Baasner.15.03.2024 | 3:52 min
Treffen des Weimarer Dreiecks sollte Risse kitten
Diese Risse zu kitten, war das Ziel des heutigen Treffens von Bundeskanzler Scholz, Präsident Macron und dem polnischen Ministerpräsidenten Tusk. Zum ersten Mal seit Juni 2023 fand das deutsch-französische-polnische Gesprächsformat "Weimarer Dreieck" statt.
Oder sagen wir: Das Ziel war, den Eindruck zu vermitteln, diese Risse seien gekittet. "Lieber Emmanuel", "lieber Olaf" - die Bestätigung des gemeinsamen Willens, Russland nicht gewinnen zu lassen - so klingen Männer, die beim einander an die Hände Fassen wahrgenommen werden wollen.
Nur: Auch Worte, die nicht ausgesprochen werden, sind wichtig. Von Bodentruppen war heute in den Statements aller drei mit keiner Silbe die Rede.
Beim „Weimarer Dreieck“ treffen sich die Regierungschefs von Deutschland, Frankreich und Polen. Ihr Ziel diesmal: Eine gemeinsame Linie bei der Ukraine-Unterstützung zu finden.15.03.2024 | 1:39 min
Mehr Waffenkäufe, mehr Produktion, mehr Ausbildung
Dafür aber von neuen Waffen für die Ukraine: Man habe sich heute darauf geeinigt, auf dem Weltmarkt noch mehr Waffen für das Land zu beschaffen. "Zweitens werden wir die Produktion von Militärgeräten ausgebaut, auch durch Zusammenarbeit mit Partnern in der Ukraine."
Der Bundestag hat erneut gegen den Antrag der Union auf Taurus-Lieferungen an die Ukraine gestimmt. Einige Ampel-Abgeordnete folgten dem Scholz'schen Kurs jedoch nur widerwillig.14.03.2024 | 2:34 min
Und drittens werde im Rahmen des Ramstein-Formats eine neue Koalition für weitreichende Raketenartillerie gebildet. Auch die EU werde ihre Hilfe und die Ausbildungsmission ausweiten. Mit Zufallsgewinnen russischer Vermögenswerte sollten der ukrainischen Verteidigung zugutekommen. Scholz kündigte an:
Ob hinter verschlossenen Türen über Bodentruppen gesprochen wurde - diese Frage kann zu diesem Zeitpunkt nicht beantwortet werden. Denn Fragen der Presse waren nicht zugelassen. Auch dies festzuhalten, ist wichtig.
Nicole Diekmann ist ZDF-Hauptstadtkorrespondentin.
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.