Die Propaganda der Hamas im Netz - ein Krieg der Bilder

    Kampf ums Narrativ:Wie die Hamas im Netz Propaganda betreibt

    Alexandra Hawlin
    von Alexandra Hawlin
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    Ihren Kampf gegen Israel führt die Hamas längst auch im Netz. Wie die Terrororganisation versucht, die öffentliche Meinung zu lenken und weltweit für ihre Zwecke zu mobilisieren.

    Ein Propaganda-Video der Hamas zeigt eine 85-jährige israelische Geisel, wie sie bei ihrer Freilassung Anfang der Woche einem Mitglied der Hamas die Hand gibt. Ein anderes Video der Hamas zeigt die Terroristen mit israelischen Kleinkindern auf dem Arm. Sie wiegen sie, geben ihnen zu trinken.  
    Hamas-Terroristen sollen vermeintlich als human dargestellt werden, als Freiheitskämpfer. Es ist ein Strategiewechsel im Vergleich zu den anfangs dominierenden Gewaltdarstellungen der Hamas. Denn sie hat die Bedeutung von Bildern im Kampf um die Deutungshoheit im Nahost-Konflikt längst erkannt.

    Strategische Kriegsführung auf Social Media

    Soziale Netzwerke werden mit Propaganda und Desinformation geflutet, von Userinnen und Usern weiterverbreitet. Aber auch Medien und Journalisten greifen auf das Propaganda-Material der Hamas zurück und verbreiten es so weltweit.
    Bei der Planung des Angriffs auf Israel scheint die Terrororganisation Hamas die sozialen Medien miteingespeist zu haben. Davon geht Monika Hübscher aus. Sie forscht zu Antisemitismus und Social Media an der Universität Duisburg-Essen und an der Universität Haifa.

    Bei dem, was man gerade auf Social Media sieht, kann man von einer strategischen Kriegsführung durch die Hamas sprechen.

    Monika Hübscher, Antisemitismus- und Social-Media-Forscherin

    Mit Kameras ausgestattet haben die islamistischen Angreifer ihre Gräueltaten am 7. Oktober teils live ins Netz übertragen. Menschen weltweit konnten aus dem Blickwinkel der Attentäter sehen, wie unschuldige Zivilisten, Erwachsene, Ältere, Kinder, Tiere erschossen werden. Viele Bilder sind zu grausam, um sie zu zeigen, gar zu beschreiben, so Monika Hübscher.

    Man kann man von einer Anstachelung und Normalisierung von Gewalt einmal gegen Israelis, aber einmal auch gegen Jüdinnen und Juden ausgehen.

    Monika Hübscher

    Wirkung und Ziel der Hamas-Propaganda

    Es ist eine neue Qualität von Grausamkeit, die sich in Bildern im Netz verbreitet. "Einmal kann man sehen, dass diese Bilder eine starke entmenschlichende Wirkung haben", sagt Hübscher.
    "Man entmenschlicht Israelis, Jüdinnen und Juden und gleichzeitig normalisiert sich diese Gewalt und kann anstiftend wirken zu Taten im realen Leben", so die Antisemitismusforscherin.
    Manche Videos auf dem Telegram-Kanal der Hamas oder Hamas-nahen Kanälen zeigen professionell geschnittene Videos, die den Angriff auf Israel verherrlichen.
    Auffallend ist, dass die Inhalte nicht nur auf Arabisch publiziert werden, sondern immer öfter auf Englisch. Das Ziel sind Userinnen und User in der westlichen Welt - USA, Großbritannien, Deutschland.

    Die Hamas bekommt Infrastruktur von Social-Media-Providern, die diese wirklich grausamen Bilder extrem weit verbreiten.

    Monika Hübscher

    Gewaltdarstellungen und Desinformation auf Plattformen

    Eine Flut von Videos, Fotos, Memes und KI-generierten Inhalten - vielfach schwer zu verifizieren - verbreitet sich vor allem auf Telegram und X, ehemals Twitter, wo Propaganda, Gewaltdarstellungen und Desinformation wenig reguliert werden.



    Nachdem die EU Druck übt, teilt die Plattform X mit, sie habe nach dem Angriff der Hamas Hunderte Hamas-nahe Accounts entfernt. Gewaltdarstellungen und Fake News bleiben aber meist auf der Plattform, werden lediglich mit einer Warnung oder einem Hinweis versehen.
    Diese Inhalte erzeugen meist viel Aufmerksamkeit, die Userinnen und User interagieren, mit Likes oder Gegenrede, verweilen auf den Plattformen. Solche Posts werden algorithmisch noch weiter verbreitet.

    Der Nahost-Konflikt: Ein Krieg um das Narrativ

    "Wir leben in einem Zeitalter, in dem nicht mehr viele an Fakten interessiert sind, sondern mehr an ihrer 'gefühlten' Wahrheit, an Klicks und Verkaufszahlen", sagt Mahmoud Salem, ägyptischer Autor und Experte für Desinformation und Factchecking. Das sei ein sehr gefährliches Terrain.

    Informationen oder Desinformationen können Keile zwischen die Menschen treiben. Es kann zu Unruhen und Instabilität kommen.

    Mahmoud Salem, Experte für Desinformation

    Die Terrororganisation Hamas macht sich das zunutze. Wenn es immer schwieriger wird, Fakten von Fake News zu unterscheiden, gewinnt am Ende der, der den Krieg um das Narrativ, die Erzählung beherrscht.
    So kämpft die Hamas schon lange nicht mehr nur am Boden, sondern auch im Netz. Es ist ein moderner Informationskrieg - mit dem Ziel, die öffentliche Meinung zu ihren Zwecken zu lenken und weltweit zu mobilisieren.

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