Katholische Kirche in Polen: Zweiter Verlierer der Wahlen

    Katholische Kirche in Polen:Der zweite Verlierer der Parlamentswahlen

    von Thomas Dudek
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    Polen hat eine neue Regierung, was auch Folgen für die katholische Kirche hat. Denn während sich die Gesellschaft immer mehr säkularisiert, ließ sie sich von der PiS vereinnahmen.

    Mitglieder des Parlaments gratulieren Tusk nach seiner Wahl.
    Zwei Monate nach der Wahl in Polen hat das Parlament der Koalitionsregierung von Donald Tusk in Warschau das Vertrauen ausgesprochen. Tusk fährt einen pro-europäischen Kurs.13.12.2023 | 0:20 min
    Obwohl klar war, dass die PiS nach den Parlamentswahlen am 15. Oktober keinen Koalitionspartner findet, war es zunächst der bisherige nationalkonservative Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, der von Staatspräsidente Andrzej Duda mit der Regierungsbildung beauftragt wurde. Es waren zwei Monate, die die PiS nutzte, um langfristig einige Schlüsselpositionen mit ihren Gefolgsleuten zu besetzen.
    Das prominenteste Beispiel ist Jacek Jastrzębski. Dessen auslaufende Amtszeit als Vorsitzender der einflussreichen Finanzaufsichtsbehörde KNF verlängerte Morawiecki zwei Wochen vor dem Amtsantritt der neuen Regierung um weitere fünf Jahre.
    Tusk während eine Rede im polnischen Parlament.
    Der designierte Ministerpräsident will stärker als bisher mit der EU zusammenarbeiten. Nach der verlorenen Vertrauensfrage seines Vorgängers ist der Weg für den Machtwechsel frei.12.12.2023 | 1:12 min

    Katholische Gemeinden nutzen Entschädigungsgesetz von 1991

    Für Schlagzeilen sorgten Anfang Dezember jedoch auch 2.600 Hektar Agrarfläche in der westpolnischen Woiwodschaft Oppeln im Wert von ca. 50 Millionen Euro, die sich im Besitz des Staates befinden. Denn wie publik wurde, bemühten sich 160 katholische Kirchengemeinden im Rahmen eines von 1991 stammenden Entschädigungsgesetzes für die katholische Kirche um die entgeltlose Übernahme der landwirtschaftlichen Nutzfläche.
    Und Oppeln war kein Einzelfall. Auch in den benachbarten Woiwodschaften Niederschlesien und Schlesien stellte die Kirche Ansprüche auf Agrarflächen, die sich im Besitz des polnischen Staates befinden. Aus Sorge, dass mit der neuen Regierung auch die in der Sache entscheidenden Funktionsträger wechseln könnten, soll die Kirche auf eine schnelle Entscheidung gedrängt haben.

    Nähe zur PiS-Regierung zahlte sich für Priester aus

    Es sind Fälle, der viel aussagen über das enge Verhältnis zwischen der PiS und der katholischen Kirche in den vergangenen acht Jahren. Gelegentlich gab es zwar Meinungsunterschiede und kritische Worte des polnischen Episkopats bezüglich der Flüchtlingspolitik der PiS, doch diese blieben eine Ausnahme.
    Und dies schon aus einem simplen irdischen Grund. "Vor allem in den vergangenen acht Jahren war dies für Priester lohnenswert, da sich das auf konkrete Gelder auswirkte", beklagte jüngst der Dominikanermönch Maciej Biskup. Er ist einer der bekanntesten innerkirchlichen Kritiker in Polen, die die enge Verflechtung zwischen der PiS und der römisch-katholischen Kirche des Landes kritisieren.

    Viele Menschen müssen schauen, wie sie über die Runden kommen. Doch in derselben Zeit, in einer so schwierigen Gegenwart, hat die Kirche etwas bekommen.

    Maciej Biskup

    Donald Tusk
    Der neu gewählte Ministerpräsident Donald Tusk hat heute seine erste Regierungserklärung abgegeben. Sein Kurs ist klar: Er bekennt sich zur EU und zur Ukraine. 12.12.2023 | 1:12 min

    Staatliche Fördergelder flossen

    Dass Biskup mit seiner Kritik nicht übertreibt, zeigen schon einige Zahlen. Allein in die Projekte des einflussreichen Redemptoristen Tadeusz Rydzyk, Gründer und Kopf des nationalkatholischen Medienimperiums um Radio Maryja, sollen laut Schätzungen staatliche Fördergelder in Höhe von 500 Millionen Zloty, rund 125 Millionen Euro, geflossen sein.
    Kontinuierlich stieg unter der PiS auch der staatliche Kirchenfonds an, mit dem unter anderem die Sozialversicherung von Priestern und Ordensangehörigen finanziert wird. Während dieser 2015 noch 128 Millionen Zloty betrug, waren es in diesem Jahr 216 Millionen. Für das kommende Jahr plante die PiS die Aufstockung des Kirchenfonds gar auf den Rekordbetrag von 257 Millionen Zloty. Und dies, obwohl auch in Polen die Priesterseminare immer leerer werden.

    Gesellschaft | Volle Kanne
    :Missbrauchsopfer kämpfen gegen Vertuschung

    Sie wurden als Kinder in der Kirche sexuell missbraucht, die Erlebnisse prägen ihr Leben bis heute. Neun Betroffene kämpfen gegen die Vertuschung. Und radeln sogar bis zum Papst.
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    Missbrauchsopfer radeln zum Papst
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    PiS stilisiert sich zum Verteidiger der katholischen Kirche

    Im Gegenzug konnte sich die PiS nicht nur auf die Unterstützung vieler Bischöfe und Geistlicher verlassen, sondern auch als Verteidigerin der katholischen Kirche stilisieren, die seit Jahren mit Missbrauchsvorwürfen zu kämpfen hat. "In Polen ist keine andere Moralordnung bekannt außer der christlichen. Nur wir sind in der Lage, die Autorität der Kirche und des Heiligen Johannes Pauls II. zu verteidigen", erklärte beispielsweise im Oktober der PiS-Parteivorsitzende Jarosław Kaczyński während einer Wahlkampfveranstaltung.
    Dass diese Allianz jedoch immer mehr Polen missfällt, zeigte das Jahr 2020. Die damaligen Proteste gegen das De-facto Abtreibungsverbot durch das Verfassungsgericht fanden vorwiegend vor Kirchen statt. Noch dramatischer sind für die Kirche einige Zahlen. Während sich 2011 noch fast 34 Millionen Polen zu der Kirche bekannten, waren es bei der jüngsten Volkszählung von 2021 nur noch 27 Millionen.
    Es ist eine Säkularisierung, die auch Einfluss auf die Politik der neuen bürgerlich-linksliberalen Regierung hat. Diese hat in ihrem Koalitionsvertrag eine klare Trennung zwischen Kirche und Staat festgeschrieben. Einer der ersten Schritte dazu soll die Abschaffung des staatlichen Kirchenfonds sein.

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