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"Betet für mich, nicht gegen mich":Papst Franziskus: Warten auf gute Nachrichten
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Der Vatikan ist bemüht, dem öffentlichen Umgang mit dem Gesundheitszustand des Papstes einen würdigen Rahmen zu geben. Im Netz dagegen kocht die Gerüchteküche.
Spekulationen über den Gesundheitszustand: Seit dieser Woche beten Kardinäle und Gläubige vor dem Petersdom abends für den Papst.
Quelle: action press
Die Ordensschwestern stützen ihre Arme betend auf die hölzerne Absperrung. Den Rosenkranz fest in der Hand. Sie sind dankbar für die Andacht auf dem Petersplatz. Seit dieser Woche beten Kardinäle und Gläubige vor dem imposanten Petersdom abends für ihren kranken Papst. Zu Beginn der Rosenkranzandacht sagt Kardinal Giovanni Battista Re (91): "Wir beten, dass Gott Papst Franziskus gewähre, baldmöglichst wieder seinen apostolischen Dienst aufzunehmen - im Vollbesitz seiner körperlichen Kräfte und mit der ihm eigenen seelsorgerischen Energie."
Franziskus wird seit knapp zwei Wochen aufgrund einer komplexen Infektion der Atemwege in der römischen Gemelli-Klinik behandelt. Die Lungenentzündung entwickle sich, so der Vatikan, der Behandlung entsprechend "normal". Trotz einer leichten Verbesserung bleibe die Prognose seiner Ärzte insgesamt "zurückhaltend". Es handelt sich inzwischen um den längsten Krankenhausaufenthalt seiner fast zwölfjährigen Amtszeit.
Spekulationen und Interesse um Franziskus nehmen zu
Je länger der Klinikaufenthalt des Papstes andauert, je höher schießen die Spekulationen ins Kraut. Der Vatikan ist bemüht, dem öffentlichen Umgang mit dem Gesundheitszustand des Papstes einen würdigen Rahmen zu geben. Doch besonders in den sozialen Medien nimmt die Polarisierung um den Papst zu.
Seit dem 14. Februar ist es im vatikanischen Pressesaal zunehmend eng geworden. Die "Vatikanisti", die am Heiligen Stuhl akkreditierten Journalisten aus aller Welt, nehmen jede Nachricht begierig auf und interpretieren deren Inhalt.
Für eine besonders heftige Debatte sorgt dieser Tage die Frage, ob der Papst zurücktreten könnte. Einige sind sich sicher, der Besuch von Kardinal Pietro Parolin, der Nr. 2 im Vatikan, Anfang der Woche im Klinikum, sei ein deutliches Anzeichen dafür. Denn kurz danach hat Papst Franziskus ein Konsistorium, eine Zusammenkunft von Kardinälen im Vatikan einberufen, um über neue Heiligsprechungen zu beraten.
Benedikts Rücktritt Vorbild für Franziskus?
Weil der deutsche Papst Benedikt XVI. im Februar 2013 ein solches Treffen nutzte, um überraschend seinen Rücktritt bekanntzugeben, geht nun manch ein Beobachter davon aus, dass auch Franziskus diesem Beispiel folgen könnte.
In den sozialen Medien kursieren ohnehin bereits seit Tagen Forderungen nach einem Rücktritt des Papstes.
Laut Marco Politi, italienischer Vatikanist und Autor, ist Franziskus' Amtszeit sehr polarisierend.
Es hat nie zuvor so eine aggressive Atmosphäre gegen einen Papst gegeben. Der ultrakonservative Flügel hat schon im Jahr 2014 angefangen, gegen den Papst zu mobilisieren.
Marco Politi, italienischer Vatikanist und Autor
Was dieses Pontifikat von allen anderen davor unterscheidet, ist die destruktive Kraft der sozialen Medien. Nicht erst seitdem Papst Franziskus ins Gemelli-Krankenhaus eingeliefert wurde, tobt im Netz die Schlacht einer sehr lauten und einflussreichen Minderheit. Marco Politi spricht von einem "Bürgerkrieg" in der katholischen Weltkirche. Fake-Meldungen vom Rücktritt des Papstes finden sich dort genauso wie Meldungen, der Papst sei bereits gestorben. Ein KI-generiertes Bild eines intubierten Franziskus im Sterbebett macht die Runde. Viele Kommentarspalten sprechen eine vulgäre und hasserfüllte Sprache.
Mit jedem weiteren Tag, den Franziskus im Gemelli-Krankenhaus verbringt, nehmen sowohl die Spekulationen um den Papst als auch die Gebete für den 88-jährigen zu.
Anfeindungen ist Papst Franziskus seit Beginn seines Pontifikats gewohnt. Er hat sich angewöhnt, darauf mit einer schlichten Bitte zu antworten: Betet für mich und nicht gegen mich!
Quelle: dpa
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