Ein russischer Kampfjet vom Typ SU-27. (Archivbild)
Quelle: Robert Ghement/EPA/dpa
Das Manöver hatte das Potenzial, ein Mitglied der
Nato in eine militärische Konfrontation mit Russland zu verwickeln: Ein russischer Pilot hatte im September des vergangenen Jahres offenbar versucht, ein britisches Überwachungsflugzeug mit rund 30 Personen an Bord abzuschießen. Eine erste Rakete verfehlte ihr Ziel nur knapp, eine zweite fiel zu Boden.
Moskau beteuerte damals, der russische Kampfjet habe einen technischen Defekt gehabt - das britische Verteidigungsministerium akzeptierte diese Erklärung. Jetzt kommt ans Licht: Der angebliche technische Defekt war wohl nur eine Ausrede.
Wohl Missverständnis über Erlaubnis zum Abschuss
Unter Berufung auf "drei hochrangige westliche Verteidigungsquellen" berichtet die BBC von einer ganz anderen als der offiziellen Version des Vorfalls: Demnach sei der Flieger der Royal Air Force am 29. September 2022 bei einer Überwachungsmission über dem Schwarzen Meer im internationalen Luftraum auf zwei russische SU-27-Kampfjets getroffen.
Aus den abgefangenen Funksprüchen geht offenbar hervor, dass einer der beiden russischen Piloten glaubte, er hätte die Erlaubnis erhalten, das britische Flugzeug abzuschießen.
Zweiter russischer Pilot protestierte gegen Abschuss
Die genauen Details der Kommunikation wurden zwar nicht veröffentlicht. Eine der Quellen teilte der BBC jedoch mit, die Bodenstation hätte sinngemäß gesagt: "Sie haben das Ziel". Der zweite russische Pilot protestierte zwar noch, brüllte seinen Kollegen sogar an - der andere feuerte jedoch die Raketen ab.
Die Verwendung einer eher "lockeren Sprache" zeige "ein hohes Maß an Unprofessionalität der Beteiligten",
zitiert die BBC ihre Quellen. Im Gegensatz dazu würden Nato-Piloten eine sehr präzise Sprache verwenden, wenn sie um eine Schusserlaubnis bitten und diese erhalten.
Vorfall hätte Nato auf den Plan rufen können
Etliche geleakte Dokumente, die online veröffentlicht wurden, beschrieben den Vorfall ebenfalls als "Beinahe-Abschuss". Ein hochrangiger Beamter aus dem Verteidigungsministerium bezeichnete den Zwischenfall nach einem Bericht der "New York Times" als "wirklich, wirklich beängstigend". Der Vorfall sei weitaus schwerwiegender als ursprünglich dargestellt und hätte eine kriegerische Auseinandersetzung auslösen können, heißt es weiter in dem Bericht.
Die Royal Airforce setzt ihre Überwachungsflüge über dem Schwarzen Meer fort. Seit dem Zwischenfall haben die Flüge jedoch Begleitschutz von Eurofightern.
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Quelle: ZDF