Wie Russland den Druck auf die Ukraine erhöht

    Analyse

    Verstärkte Angriffe:Wie Russland den Druck auf die Ukraine erhöht

    von Christian Mölling, András Rácz
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    Die russischen Truppen haben den Druck auf ukrainische Stellungen weiter erhöht - und auch die Angriffe auf wichtige Infrastruktur verstärkt. Die Militäranalyse.

    Putin in Moskau bei seiner Jahrespressekonferenz
    Präsident Putin signalisiert auf seiner Jahrespressekonferenz keine baldige Beendigung der Kämpfe in der Ukraine. 14.12.2023 | 2:53 min
    In einer langen Rede am 14. Dezember bekräftigte der russische Präsident Wladimir Putin die Absicht Russlands, die Ukraine zu "entnazifizieren". Für Putin heißt das, die derzeitige ukrainische Führung de facto abzusetzen, sowie die "Entmilitarisierung" der Ukraine fortzusetzen, was einer militärischen Niederlage der Ukraine gleichkommt.
    Diese Botschaft steht im Einklang mit Aussagen des russischen Außenministeriums, wonach Moskau nicht nur die derzeit besetzten Gebiete halten, sondern auch die gesamte Region Cherson und Saporischschja einschließlich der beiden zentralen Städte der Region und möglicherweise noch mehr einnehmen will.
    ZDF-Korrespondent Armin Coerper, zugeschaltet aus Moskau, im Gespräch mit Christopher Wehrmann im Studio.
    Putin lud erstmals seit Kriegsbeginn in der Ukraine zur Jahrespressekonferenz. Über den Auftritt des russischen Präsidenten berichtet ZDF-Korrespondent Armin Coerper aus Moskau.14.12.2023 | 1:07 min
    Mit anderen Worten: Russland hält trotz der hohen Verluste, die es auf dem Schlachtfeld erlitten hat, weiter an der Vernichtung der Ukraine als souveränem Staat fest.

    Den Worten folgen schon Taten

    Bei der Verwirklichung dieser Pläne griffen die russischen Truppen Awdijiwka sowohl von Norden als auch von Süden her weiter an und erzielten begrenzte Fortschritte. Trotz engagierter ukrainischer Gegenstöße rückt die russische Zangenbewegung um Awdijiwka immer näher.
    Die Karte zeigt den aktuellen Stand der russischen Besatzung der Ukraine am 16.12.2023. Auf der Karte eingezeichnet sind die Städte Cherson, Saporischschja und Awdijiwka, die sich in der Grenzregion der Besatzung befinden.
    Cherson, Saporischschja und Awdijiwka liegen an der Grenze zu den russisch besetzten Gebieten (Stand: 16.12.2023).
    Quelle: ZDF

    Wenn sich die gegenwärtige Entwicklung fortsetzt, werden die ukrainischen Truppen die Verteidigung der verbliebenen Reste der Stadt spätestens in einigen Wochen aufgeben müssen.

    Russland drängt Ukraine zurück

    Die russischen Truppen setzten ihre Angriffe auch an der Front von Kupjansk und um Bachmut fort. Es gelang ihnen, in beide Richtungen vorzustoßen. Trotz wiederholter Behauptungen russischer Militärblogger ist eine mögliche Einkreisung von Tschassiw Jar jedoch noch weit davon entfernt, realisiert zu werden.
    Die russischen Streitkräfte drängten auch die ukrainischen Truppen am linken Ufer des Dnipro bei der Siedlung Krynky zurück. Die Ukrainer halten ihre Präsenz am linken Ufer aufrecht, aber der starke russische Druck macht dies zunehmend kompliziert.
    Schlechtes Wetter entlang der Frontlinien, insbesondere extrem starker Wind, beeinträchtigte die Effizienz von Aufklärungs- und Angriffsdrohnen während des größten Teils der Woche erheblich. Dies behinderte vor allem die Ukrainer, die sich mehr als Russland auf drohnengestützten Präzisionsartilleriebeschuss und Angriffsdrohnen verlassen.
    Militärökonom Marcus Keupp
    Der Westen bekomme seine Sicherheit zu einem sehr, sehr günstigen Preis, sagt Marcus Keupp. Sollten die Hilfen ausfallen, bestünde die "größtmöglichen Bedrohung Westeuropas".15.12.2023 | 19:34 min

    Angriffe auf ukrainische Infrastrukturen steigen

    Russland verstärkte die Raketen- und Drohnenangriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur und andere strategische Ziele. Es wurden nicht nur Drohnen iranischer Bauart (Shahed), sondern auch Marschflugkörper und einige ballistische Raketen abgeschossen.
    Ukrainischen Quellen zufolge feuerte Russland drei Hyperschallraketen vom Typ Kinschal ab. Diese Hyperschallwaffen werden nur in sehr geringen Stückzahlen hergestellt und sind schwer zu treffen, weil sie sehr schnell fliegen. Dies zeigt, dass Russland wahrscheinlich die Schläge gegen wichtige Ziele tief in der Ukraine verstärken wird, da die kalte Jahreszeit begonnen hat.

    Militäranalyse der Woche
    :Ukraine: Schlammsaison tobt mit voller Wucht

    Awdijiwka steht noch immer, schlechtes Wetter behindert die Kampfhandlungen, Sabotageakt auf russisch-chinesische Eisenbahn und Putin vergrößert Armee: die Woche im Ukraine-Krieg.
    von Christian Mölling, András Rácz
    Ukrainische Truppen fahren mit einem Gepard-Panzer
    mit Video

    Ukrainische Partisanen zerstören Zug und Gleisanlagen

    Am 15. Dezember sprengten ukrainische Partisanen einen russischen Güterzug in die Luft, der Munition und Treibstoff auf der wichtigen Eisenbahnstrecke zwischen Melitopol und der besetzten Krim transportierte. Aus den verfügbaren Videoaufnahmen geht hervor, dass der Schaden massiv ist: Nicht nur der Zug wurde zerstört, sondern auch ein großer Teil der Bahnstrecke, einschließlich der Bodenanlagen.
    Der Anschlag zeigt, dass die ukrainische Widerstandsbewegung in der Lage ist, nicht nur gezielte Tötungen gegen russische Besatzungsbeamte, sondern auch gezielte Sabotageanschläge durchzuführen.
    In Anbetracht des Anschlags auf einen weiteren russischen Zug auf der Bahnstrecke Russland-China am 1. Dezember, bei dem ein wichtiger Eisenbahntunnel beschädigt wurde, scheint es, dass ukrainische Saboteurgruppen Züge in die Luft jagen, die kritische russische Eisenbahninfrastrukturen passieren, um den Schaden an den betreffenden Bahnstrecken zu maximieren.
    Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

    Russland greift die Ukraine an
    :Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
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