Die Offensive der Ukraine in der Kursk-Region vom Wochenende sei "überraschend", so ZDF-Reporter Luc Walpot. "Allerdings hieß es gestern aus Moskau vom Verteidigungsministerium, man habe diesen Angriff schon wieder gestoppt."06.01.2025 | 3:23 min
Die unter Druck geratenen ukrainischen Streitkräfte haben im westrussischen Gebiet Kursk überraschend eine neue Offensive gestartet. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs kam es bis zum Abend zu 42 bewaffneten Zusammenstößen in der Region. Zwölf Gefechte dauerten weiterhin an.
"Gebiet Kursk, gute Nachrichten: Russland erhält das, was es verdient", schrieb der Leiter des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, auf Telegram - und bestätigte damit indirekt den Vorstoß.
Karte von der Ukraine, auf der die Städte Toropez, Kursk und Pokrowsk zu sehen sind.
Quelle: ZDF
Moskau: Zwei Angriffe zurückgeschlagen
Zunächst hatten russische Militärblogs von den unerwarteten Angriffen der Ukrainer berichtet. Im Gebiet Kursk seien die Russen überrascht worden, ukrainische Angriffe liefen in mehrere Richtungen, sagte auch Andrij Kowalenko, der Leiter des Zentrums für die Bekämpfung von Desinformation beim Sicherheits- und Verteidigungsrat, der dem ukrainischen Präsidenten unterstellt ist.
Nach einer Erklärung der russischen Armee hat Kiew am Sonntagmorgen versucht, das Vorrücken der russischen Truppen durch einen Gegenangriff zu stoppen. Laut russischem Verteidigungsministerium habe die
Ukraine zwei Panzer, ein Dutzend gepanzerter Fahrzeuge und eine Spezialeinheit bei der Offensive eingesetzt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Geländegewinne der russischen Armee im Osten der Ukraine eingeräumt.04.01.2025 | 0:20 min
Nach Angaben pro-russischer Blogger sei die russische Armee in Kursk zwar unter Druck geraten, habe jedoch mit Artillerie und Luftwaffe zurückgeschlagen. Russische Medien berichteten am Abend lediglich über abgewehrte Drohnenangriffe bei Kursk. Über Verluste, Erfolge oder veränderte Frontlagen machten beide Seiten keine Angaben.
Offensive vor Trumps Amtsantritt
Die Offensive rund zwei Wochen vor der Amtseinführung
Donald Trumps am 20. Januar könnte Beobachtern zufolge dazu dienen, russische Schwächen aufzuzeigen, um aus einer besseren Position heraus bei den erwarteten Verhandlungen über eine Beendigung des Kriegs zu starten.
Die neue Eskalation dürfte auch mit Kiews Befürchtungen zusammenhängen, dass Trump nach seinem Amtsantritt die US-Militärhilfen reduzieren und Kiew zu Zugeständnissen gegenüber Moskau drängen könnte. Trump hatte mehrfach erklärt, den Konflikt "in 24 Stunden" beenden zu können.
Denn zuletzt waren die Russen im Gebiet Kursk wie auch
im Osten der Ukraine auf dem Vormarsch. Von den im Sommer in Kursk eroberten knapp 1.000 Quadratkilometern kontrolliert das ukrainische Militär zurzeit nur noch die Hälfte.
Putin gibt sich in Moskau siegessicher. In Brüssel bittet derweil Selenskyj die EU und Trump um weitere Unterstützung. ZDFheute live analysiert die Lage in der Ukraine.19.12.2024 | 30:30 min
Gepanzerte Kolonnen auf dem Marsch
Auf Videos, die aus der Region stammen sollen, sind mehrere Kolonnen gepanzerter ukrainischer Fahrzeuge in hohem Marschtempo zu sehen. Minenräumfahrzeuge machen den Weg dabei frei. Den russischen Militärbloggern zufolge nutzt Kiew auch stark Funkstörungsmechanismen, um die russischen Drohnen auszuschalten.
Pro-russische Kanäle meldeten zudem, dass ukrainische Einheiten in kleinen Gruppen vorrücken und die Gesamtstärke der Truppen auf etwa 2.000 Soldaten geschätzt werde. Die Hauptstoßrichtung liege auf die Ortschaft Berdin, rund 20 Kilometer von der Grenze entfernt. Als Hauptstoßrichtung gilt die Ausfallstraße nach Kursk nordöstlich der Kleinstadt Sudscha, die die Ukrainer bei ihrer überraschenden Sommeroffensive einnehmen konnten.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
Quelle: dpa, Reuters