Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde Grossi hat das russische Atomkraftwerk Kursk besucht. Wegen der 30 Kilometer entfernten Kämpfe bezeichnet er die Lage als ernst. 27.08.2024 | 0:19 min
Der Chef der Internationalen Atomenergieorganisation IAEA hat sich zutiefst beunruhigt über die anhaltenden Kämpfe in der Nähe eines Atomkraftwerks in der russischen Grenzregion Kursk gezeigt. Die Kämpfe zwischen russischer und ukrainischer Armee in so geringem Abstand zu einem AKW dieser Art seien eine "extrem ernste" Angelegenheit, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi am Dienstag nach einem Besuch der Anlage in Kurtschatow.
Kursk: Gefechte nahe AKW
Russische und ukrainische Truppen liefern sich in der Region Kursk derzeit nur
knapp 50 Kilometer entfernt von dem AKW Gefechte. Bereits nach dem Beginn des ukrainischen Vorstoßes in die russische Grenzregion vor drei Wochen hatte Grossi vor den möglichen Auswirkungen der Kämpfe auf das dortige AKW gewarnt und "alle Parteien zu maximaler Zurückhaltung" aufgerufen.
Der russische Präsident
Wladimir Putin hatte der ukrainischen Armee in der vergangenen Woche einen versuchten Angriff auf das Kraftwerk vorgeworfen. Das Atomkraftwerk von Kursk in Kurtschatow liegt rund 60 Kilometer von der russisch-ukrainischen Grenze entfernt am Fluss Seim. Es verfügt über vier Reaktoranlagen, von denen zwei stillgelegt sind. Alle vier Reaktoren gehören zum gleichen Typ wie im 1986 havarierten ukrainischen AKW Tschernobyl und haben keine Schutz-Kuppel.
Grossi: AKW wie jedes beliebige Gebäude
Es wäre "übertrieben", Tschernobyl und Kursk gleichzusetzen, sagte Grossi. "Aber es ist der gleiche Reaktortyp, und es gibt keine besonderen Schutzvorkehrungen", warnte der IAEA-Chef: "Es ist nicht wie bei anderen Reaktoren in der Welt, wo man die typische Kuppel hat. Das hier ist vollkommen anders, es ist wie jedes x-beliebige Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite - aber mit all dem atomaren Material."
Offenbar versuchen ukrainische Truppen, in der Region Belgorod durchzubrechen. Schwierig ist die Situation rund um die ukrainische Stadt Pokrowsk.27.08.2024 | 1:46 min
Ukraine: Vormarsch in Kursk geht weiter
Die Ukraine meldete am Dienstag einen weiteren Vormarsch ihrer Truppen in der Region Kursk. Seit Beginn der dortigen Kämpfe vor drei Wochen seien fast 600 russische Soldaten festgenommen worden, sagte Armeechef Oleksandr Syrskyj. Russland habe bisher rund 30.000 Soldaten verlegt, um sich dem ukrainischen Vorstoß entgegenzustellen. Die Ukraine kontrolliere inzwischen rund 100 Ortschaften auf einem Gebiet von 1.300 Quadratkilometern.
Der Gouverneur der russischen Grenzregion
Belgorod sprach von Informationen, wonach ukrainische Truppen auch dort einen Vormarsch auf russisches Gebiet planten. Dem Verteidigungsministerium in Moskau zufolge sei die Lage an der Grenze "schwierig, aber unter Kontrolle", erklärte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow.
Die Ukraine meldete derweil den ersten erfolgreichen Test einer ballistischen Rakete aus eigener Produktion. Ein kürzlich erfolgter Test sei "positiv" verlaufen, sagte Präsident
Wolodymyr Selenskyj in Kiew. Die Ukraine bemüht sich seit längerem um den Ausbau ihrer Rüstungsindustrie, um in der
Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg weniger abhängig von westlicher Militärhilfe zu werden.
Das ukrainische Militär rückt in der russischen Grenzregion Kursk nach eigenen Angaben weiter vor. Russland meldet Drohnenangriffe auf Moskau. 21.08.2024 | 1:56 min
Selenskyj: Haben F-16-Jets eingesetzt
Am Sonntag hatte Selenskyj einen ersten Einsatz der neu entwickelten Kampfdrohne Paljanyzia im Kampf gemeldet. Selenskyj gab am Dienstag zudem den Einsatz von westlichen F-16-Kampfjets zur Abwehr der jüngsten russischen Drohnen- und Raketenangriffe bekannt. Das ukrainische Militär habe "bereits einige Raketen und Drohnen unter Einsatz der F-16 zerstört", sagte der ukrainische Präsident.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
Quelle: AFP