Suella Braverman: Hardlinerin im britischen Innenministerium

    Wer ist Suella Braverman?:Hardlinerin im britischen Innenministerium

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    von Hilke Petersen, London
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    Kein anderes Kabinettsmitglied der britischen Regierung zettelt so viel politischen Streit an wie die Rechtsaußen-Konservative. Wer ist Suella Braverman?

    Die britische Innenministerin Suella Braverman trifft am Dienstag, den 31. Oktober 2023, zu einer Kabinettssitzung in der Downing Street 10 in London ein
    Suella Braverman, die britische Innenministerin: Brexit-Befürworterin und hart in der Flüchtlingspolitik.
    Quelle: AP

    Die Frau ist auf Attacke aus. Kein anderes Kabinettsmitglied der britischen Regierung zettelt so viel politischen Streit an wie die Rechtsaußen-Konservative. In ihrem politischen Lager wird die 43-jährige Braverman längst als hoffnungsvolle Kandidatin gesehen für Spitzenpositionen.

    Brutale Machtspielerin

    Gegen die Ministerin wirkt Premierminister Rishi Sunak geradezu schwächlich. Suella Braverman scheint das Machtspiel besser zu beherrschen. Sie kann brutal sein, Aufreger platzieren, Breitseiten verteilen. Und austeilen: Zuletzt gegen die eigene Polizei, der sie vorwirft, pro-palästinensische Gewalttaten zu ignorieren und durchgehen zu lassen bei den Demos in den vergangenen Wochen.
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    Kompromisslos auch ihr Kurs bei der Flüchtlingspolitik: Ins ostafrikanische Ruanda will sie diejenigen abschieben, die in Booten über den Ärmelkanal an Englands Küste ankommen. Vor laufender Kamera hatte sie bekannt, davon zu "träumen", endlich auf einer Titelseite vom ersten gestarteten Abschiebeflug lesen zu können. Denn bisher verbieten Gerichte das Asylgesetz.
    Kommende Woche nun entscheidet das höchste Gericht - denkbar, dass sie bei neuem Verbot fordern wird, Großbritannien möge sich von den Regeln der UN-Flüchtlingskonvention lossagen. Dass die nicht mehr in das moderne Zeitalter passten, hatte sie bereits neulich die führenden Staaten gewarnt - bei einer Rede in Washington.
    Ihre Rhetorik beim Flüchtlingsthema: gnadenlos. Ein "Hurrikan" käme bei der Migration auf das Land zu - so Braverman. Fußball-Legende und BBC-Moderator Gary Lineker postete vor Monaten, Bravermans Wortwahl erinnere ihn an die im Deutschland der 30er Jahre: Riesenaufstand im Land, Lineker kurzzeitig von Fernsehschirm verschwunden. Und Braverman mal wieder im Fokus der Presse.

    Der freundliche Familienmensch

    Privat sei Braverman eine charmante und freundliche Frau, heißt es. Ihr Vorname Suella ist die Kurzform von Sue-Ellen. Und tatsächlich hatten ihre Eltern dabei jene Sue-Ellen aus der US-Serie "Dallas" im Sinn, die charakterlich etwas verkommen wirkende Gattin des brutalen Öl-Magnaten J.R. Ewing.
    Suella ist verheiratet mit Rael Braverman, einem Manager bei Mercedes-Benz. Er sei, so Suella Braverman, "ein stolzer Jude und Zionist". Ihre Eltern sind in den 60er Jahren aus Commonwealth-Staaten nach England eingewandert. Sie erzählt deren Geschichte häufig, auch um deutlich zu machen, dass sie so einen ganz anderen, ehrlicheren Weg ins Land nahmen als die, die jetzt illegal mit dem Boot übersetzten.
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    Erfolgreiche Karriere

    Braverman ist resilient, es heißt, sie lese die bösen Posts auf X, früher Twitter, über sich selbst einfach nicht. Macht sich nichts draus. Zum ersten Mal wird sie 2015 ins Parlament gewählt - mit einer großen Mehrheit im Wahlkreis Fareham, die sie bei der nächsten Wahl noch vergrößern kann.
    Sie streitet für den Brexit, obwohl sie als Jura-Studentin im europäischen Uniaustausch Erasmus an der Pariser Sorbonne studiert hatte und sich selbst als frankophil beschreibt. Erasmus verschwindet in Großbritannien mit dem Austritt aus der EU.
    Als Boris Johnson 2021 unter massiven Druck gerät und Kabinettsmitglieder ihm nach und nach von der Fahne gehen, fordert Braverman im Fernsehen seinen Rücktritt.

    Spalten und provozieren

    Ihre Fähigkeit, dauernd an Grenzen zu gehen, hat sie bei den Post-Brexit-Tories weit gebracht. Auf deren Parteitag im Oktober 2023 nehmen ihr viele die Rockstar-Qualitäten ab, die Premierminister Sunak nicht erkennen lässt.
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    Braverman kann in vielen politischen Bereichen den "clash of culture" provozieren. Legendär ist ihre Beschimpfung politischer Gegner im Parlament als (links-liberale) "Guardian"-Leser, die Tofu äßen und "wokerati" seien. Eine Art Soundtrack der Braverman-Karriere.
    Die Frau jedenfalls polarisiert. Manche in den eigenen Reihen sehen sie als dunkle Macht: Tory-Mitglied Sayeeda Warsi sagt: "Sie ficht kulturelle Kriege. Sie heilt nichts, sie sprengt alles."
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    Dagegen die konservative Abgeordnete Miriam Cates: "Ich finde es bizarr, welche Karikatur die Medien von ihr zeichnen. Danach sei Suella eine harte, unemotionale Rechtsaußen-Figur. Geradezu lächerlich, wie weit das von der Wahrheit entfernt ist."
    Politische Beobachter warten gespannt, wie lange sich die umstrittene Eiferin Braverman im Amt der Innenministerin halten wird - gerade jetzt, über das Wochenende mit heiklen Kundgebungen, die Braverman "Hassmärsche" nennt.
    Wie politisches Armdrücken - immer ganz leicht über Grenzen. Bis einer Nerven und Kraft verliert. Wirft Sunak sie raus aus seiner ohnehin schwächelnden Regierung, wird Braverman daraus einen Vorteil für ihr politisches Profil zu machen wissen.

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