Warum Großbritanniens Parlament die Osterpause unterbricht

Großbritannien:Warum das Parlament die Osterpause unterbricht

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Eigentlich war das britische Parlament bereits in der Osterpause. Warum die Abgeordneten nun früher aus den Ferien zurück mussten - und was Donald Trump indirekt damit zu tun hat.

Westminster-Palast - Parlament Großbritanniens bei grauem Wetter
Die Einberufung des Parlaments an einem Samstag verdeutliche die Dringlichkeit der Lage, so Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds.
Quelle: epa

In Großbritannien war am vergangenen Dienstag eigentlich die Osterpause für das britische Parlament gestartet. Jedoch wurden die Abgeordneten des Unterhauses und die Mitglieder des Oberhauses gestern aus ihren Ferien zurückgerufen. Und das an einem Samstag - äußerst selten im britischen Parlament.
In der Sondersitzung billigten die Parlamentarier die Rettung des letzten konventionellen Stahlherstellers im Land. Sie stimmten für einen Gesetzesentwurf, durch den die Regierung die Kontrolle über das Stahlwerk von British Steel in Scunthorpe übernehmen kann. Damit soll verhindert werden, dass die chinesischen Eigentümer die Produktion einstellen.
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Starmer: Weiterbetrieb der Öfen "im nationalen Interesse"

Premierminister Keir Starmer erklärte, die Regierung sei "eingeschritten, um British Steel zu retten". Vor Stahlarbeitern in der Nähe des Werks sagte er, der Weiterbetrieb der Hochöfen sei "im nationalen Interesse".

Das Wichtigste ist, dass wir die Kontrolle über die Anlage haben und entscheiden können, was passiert.

Keir Starmer, Großbritanniens Premierminister

"Und das bedeutet, dass die Hochöfen in Betrieb bleiben."
Premierminister Keir Starmer spricht mit Arbeitern von British Steel
Starmer im Gespräch mit Arbeitern von British Steel.
Quelle: imago images

Wirtschaftsminister betont Dringlichkeit

Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds sagte vor der Abstimmung im Unterhaus, die seltene Einberufung des Parlaments an einem Samstag verdeutliche die Dringlichkeit der Lage.

Wir werden niemals tatenlos zusehen, wie die Hitze aus den verbleibenden Hochöfen des Vereinigten Königreichs entweicht.

Jonathan Reynolds, Großbritanniens Wirtschaftsminister

Reynolds warf den chinesischen Eigentümern vor, das Angebot der Regierung zum Kauf von Rohstoffen für die Produktion abgelehnt zu haben.
Das Notgesetz bedeutet noch keine Verstaatlichung. Diese Option bleibe jedoch "auf dem Tisch" und sei auch "die wahrscheinlichste Option", erklärte Reynolds. Die Regierung werde "auf lange Sicht" aber "nicht in der Lage sein, die Transformation des Unternehmens zu finanzieren".
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Tausende Arbeitsplätze in Gefahr

Die chinesische Stahlfirma hatte zuletzt angegeben, das Werk mache trotz aller Investitionen enorme Verluste. Stahlunternehmen in Europa stehen wegen hoher Energiekosten, Billiglieferungen aus Asien und wegen der Mitte März eingeführten US-Zölle von 25 Prozent auf Stahl unter Druck. In Scunthorpe geht es laut der Regierung um 3.500 Arbeitsplätze.
Das Hochofenwerk in Scunthorpe ist das letzte im Vereinigten Königreich, das aus Eisenerz und Koks Primärstahl produzieren kann. Dieser eignet sich - im Gegensatz zu Stahl aus Elektrolichtbogenöfen - besser für industrielle Anwendungen, beispielsweise im Motorenbau, im Bauwesen und in der Schifffahrt.
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Das Unterhaus in London hatte zuletzt im August 2021 die Parlamentsferien unterbrochen, Grund war eine Debatte über die Rückkehr der islamistischen Taliban an die Macht in Afghanistan. Die letzte Samstagssitzung des Parlaments fand im Oktober 2019 für ein Brexit-Votum statt.

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Quelle: dpa

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Quelle: dpa, AFP, AP

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