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Trotz massiver Proteste:Georgiens "Agentengesetz" nimmt nächste Hürde
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Trotz wochenlanger Proteste hat das georgische Parlament auch in zweiter Lesung ein umstrittenes Gesetz gebilligt. Nach der dritten Lesung und Abstimmung gilt es als angenommen.
In Georgien protestieren erneut Zehntausende gegen das geplante Gesetz zur "ausländischen Einflussnahme". Am Abend hatte eine Mehrheit des Parlaments in 2.Lesung mit JA gestimmt.02.05.2024 | 1:27 min
Ungeachtet wochenlanger Proteste im Land und der Kritik aus Brüssel hat das Parlament in Georgien an diesem Mittwoch in zweiter Lesung das Gesetz zur "ausländischen Einflussnahme" verabschiedet. Die Abgeordneten in Tiflis stimmten mit 83 Ja-Stimmen bei 23 Gegenstimmen für die Annahme des Gesetzes, in dem die Gegner ein Instrument zur Unterdrückung kritischer Medien und Organisationen sehen.
Allerdings stehen die dritte Lesung und finale Abstimmung noch aus. Regierungschef Irakli Kobachidse hat bereits angekündigt, die dritte Lesung trotz der anhaltenden Proteste in zwei Wochen abzuhalten. Weitere zwei Wochen später werde das Parlament dann das zu erwartende Veto von Präsidentin Salome Surabischwili gegen das Gesetz überstimmen, sagte er bei einer Pressekonferenz.
Inkrafttreten für Mitte Mai angestrebt
Die Regierungspartei Georgischer Traum strebt das Inkrafttreten des Gesetzes für Mitte Mai an. Es sieht vor, dass sich Organisationen, die zu mindestens 20 Prozent aus dem Ausland finanziert werden, in Georgien behördlich registrieren lassen müssen. Viele Projekte zur Demokratieförderung in der Ex-Sowjetrepublik arbeiten mit Geld aus EU-Staaten oder den USA. Die Regierungspartei Georgischer Traum spricht von größerer Transparenz.
Kritiker sehen in dem Gesetz eindeutige Parallelen zum Gesetz gegen "ausländische Agenten" in Russland, das es den dortigen Behörden erlaubt, massiv gegen kritische Medien und Organisationen vorzugehen.
Als ausländische Agenten könnten bald Medien und Organisationen gelten, die mit mehr als 20% aus dem Ausland finanziert werden. Das Parlament in Tiflis diskutiert das Gesetz. 30.04.2024 | 2:55 min
Wochenlange massive Proteste gegen das "russische Gesetz"
In den vergangenen Wochen hatte es in der früheren Sowjetrepublik Georgien massive Proteste gegen das "russische Gesetz" gegeben. Erst am Dienstagabend wurden bei einer Demonstration 63 Menschen festgenommen. In der Nacht waren die Sicherheitskräfte mit Tränengas, Wasserwerfern und Schlagstöcken gegen die Zehntausende Menschen zählende Menge vorgegangen.
Regierungschef Irakli Kobachidse rechtfertigte das harte Vorgehen der Polizei. Die Ordnungskräfte hätten allein im Rahmen des Gesetzes gehandelt, betonte er bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Die anhaltenden Proteste seien zwar unkomfortabel, aber gerade die Verabschiedung des Gesetzes zur Kontrolle der Nichtregierungsorganisationen schütze das Land auf lange Sicht vor einer Polarisierung und Radikalisierung, sagte er.
Georgien ist seit Dezember offiziell EU-Beitrittskandidat. Brüssel hatte die Regierung in Tiflis aufgefordert, das Gesetz fallen zu lassen.
Quelle: AFP, dpa
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