Erdbeben-Ursache: Was die Katastrophe in Myanmar auslöste
FAQ
Erdplatten in Bewegung:Was die Katastrophe in Myanmar auslöste
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Starke Erdplattenbewegungen sind in Südostasien nicht ungewöhnlich, aber diesmal entluden sich nach einer Ruhezeit große Spannungen. Ein Blick auf die Ursachen und mögliche Folgen.
Das Erdbeben in Myanmar trifft ein Land im Bürgerkrieg. Das Beben zerstörte weite Teile der Infrastruktur und forderte mehr als 1600 Tote. 29.03.2025 | 1:36 min
Die schweren Erdbeben, die am Freitag Südostasien heimgesucht haben, sind laut Experten für die Region zunächst nicht ungewöhnlich: Hier bewegen sich die Erdplatten besonders stark. Diesmal hätten sich im Untergrund innerhalb einer langjährigen ruhigen Phase große Spannungen aufgebaut, sagen die Fachleute. Wie stark war das Erdbeben deshalb - und wie wahrscheinlich sind Nachbeben? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Laut Deutschem Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam ereignete sich das Erdbeben in der Sagaing-Verwerfung. Hier bewegen sich die indische Kontinentalplatte und die eurasische Platte mit einer Geschwindigkeit von etwa 18 Millimeter pro Jahr aneinander vorbei.
Es bauen sich Spannungen auf, die sich immer wieder entladen - wie nun nach einer ruhigeren Phase, die über fast 70 Jahre angehalten hatte, erklärt das GFZ. Dessen Experten gehen aktuell von einer Bruchlänge von mehr als 200 Kilometern aus.
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Tatsächlich seien derartige Erdbeben in dieser Zone durchaus nicht ungewöhnlich, sagt Klaus Reicherter, Leiter des Instituts für Neotektonik und Georisiken an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH). Reicherter erinnert an eine andere Katastrophe:
An dieser Plattengrenze wurde auch der fürchterliche Tsunami am zweiten Weihnachtstag 2004 ausgelöst.
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Klaus Reicherter, Leiter des Instituts für Neotektonik und Georisiken der RWTH Aachen
Wie stark war das Erdbeben?
Sowohl das GFZ in Potsdam als auch die US-Erdbebenwarte (USGS) gaben die Stärke des Bebens mit 7,7 an. Das sei "ziemlich heftig", ordnet Reicherter ein.
Das stärkste Beben in Deutschland wird mit Magnitude 6,5 erwartet. 7,7 bedeutet mehr als zwölfmal so stark, das heißt, es wird ungefähr 35-mal mehr Energie freigesetzt.
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Klaus Reicherter, Leiter des Instituts für Neotektonik und Georisiken der RWTH Aachen
Daher habe das Beben auch so lange gedauert. "Dieses Schütteln hat sehr lange angehalten, die Erde hat sich minutenlang bewegt", erklärt der Experte weiter. Je stärker das Beben, umso länger sei die aktivierte Verwerfung.
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Wie lange ist mit Nachbeben zu rechnen?
Laut Daniel McCrum vom irischen University College Dublin folgte zwölf Minuten nach dem Beben ein erstes Nachbeben mit einer Stärke von 6,4 (GFZ und USGS geben die Stärke dieses Bebens mit 6,5 bzw. 6,7 an). "Drei weitere Beben geringerer Stärke, im Bereich Magnitude 4,5 bis 4,6 ereigneten sich etwa eine Stunde später", zählt McCrum auf.
Zudem bestehe eine kleine Wahrscheinlichkeit für ein noch größeres Beben mit einer Magnitude von mehr als 7,7, sagt Paolo Bergamo vom Schweizerischen Erdbebendienst. Es könne noch lange mit Nachbeben gerechnet werden, sagt Reicherter:
Das kann bis zu einem Jahr dauern, normalerweise sind es zwei bis drei Monate.
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Klaus Reicherter, Leiter des Instituts für Neotektonik und Georisiken der RWTH Aachen
Kleine Nachbeben seien permanent da. Das müsse man sich wie einen andauernden Bruchprozess entlang der Verwerfung vorstellen - ähnlich wie ein Reißverschluss. "Das führt letztlich auch zu den Rupturen, also den Rissen in der Erdoberfläche", erklärt der Experte.
Es habe bereits einige Nachbeben gegeben, erklärt der Geologe Prof. Tilmann. Weitere werden auch noch in den kommenden Tagen und Wochen spürbar sein.28.03.2025 | 8:46 min
Reicherter warnt, dass es für die Menschen in der betroffenen Region nicht reiche, nach dem Beben zwei Nächte draußen zu bleiben: "Viele Gebäude werden durch das Hauptbeben und die stärkeren Nachbeben beschädigt sein". Auch kleinere Nachbeben könnten die Häuser deshalb zum Einsturz bringen, so Reicherter. Die Überprüfung der Gebäude in Großstädten wie Bangkok und Mandalay sei eine Mammutaufgabe.
Welche anderen Beben gab es in der Region in der Vergangenheit?
"In dieser Region gab es seit 1900 sechs weitere Erdbeben der Stärke 7 und mehr im Umkreis von etwa 250 Kilometern um das heutige Erdbeben", führt Bergamo an. Das jüngste dieser Beben sei ein Beben der Stärke 7,0 im Januar 1990 gewesen, das 32 Gebäude zum Einsturz brachte. Ein Erdbeben der Stärke 7,9 habe sich zudem südlich des heutigen Bebens im Februar 1912 ereignet.
Fabrice Cotton vom GFZ ergänzt, zudem sei es zwischen 1930 und 1956 zu zahlreichen Erdbeben an der Sagaing-Verwerfung gekommen, gefolgt durch eine ruhigere Phase, in der sich im Untergrund große Spannungen aufbauten
Diese wurde nun durch das starke Beben plötzlich freigesetzt.
Die Stärke von Erdbeben wird mit Seismographen gemessen. Die Geräte zeichnen die Stärke von Bodenbewegungen auf, die sogenannte Magnitude. Die Erdbebenmagnitude ist dabei ein Maß für die freigesetzte Schwingungsenergie. Sie wird mit einer logarithmischen Skala angegeben. Das bedeutet: Steigt die Magnitude eines Bebens um eine Skaleneinheit - zum Beispiel von 6 auf 7 - dann ist das Beben zehnmal stärker.
Die Momenten-Magnituden-Skala misst, wie stark ein Erdbeben war.
Erdbeben können je nach Dauer, Bodenbeschaffenheit und Bauweise in der Region unterschiedliche Auswirkungen haben. Häufig gilt, dass bei einer Stärke von 7 in weiten Gebieten schwere Schäden eintreten, Häuser einstürzen und viele Tote zu befürchten sind.
Quelle: dpa
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