Starkes Erdbeben in Südostasien: Was Beben so tödlich macht

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Naturkatastrophe in Südostasien:Was Erdbeben so tödlich macht

Autorenfoto Nils Metzger
von Nils Metzger
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Wenn die Erde bebt und ganze Städte einstürzen: Erdbeben wie das aktuelle in Südostasien bleiben eine tödliche Gefahr. Wie entstehen sie und warum ist die Vorhersage so schwierig?

Helfer wurden mobilisiert, um Menschen nach dem Erdbeben zu suchen und zu retten.
Nach einem schweren Erdbeben in Südostasien werden zahlreiche Todesopfer befürchtet.28.03.2025 | 2:47 min
Das volle Ausmaß des Erdbebens, das am Freitag mehrere Länder Südostasiens erschütterte, ist noch nicht klar. Besonders betroffen ist Myanmar und dort die zweitgrößte Stadt Mandalay. Aber auch in der thailändischen Hauptstadt Bangkok stürzte ein im Bau befindliches Hochhaus ein, wobei Dutzende Menschen verschüttet wurden.

Warum sind die Zerstörungen so groß?

Das Beben ereignete sich in einer geringen Tiefe von nur zehn Kilometern unter der Erde. Mit einer Stärke von 7,7 laut US-Erdbebenwarte USGS ist es das stärkste bislang in diesem Jahr gemessene Erdbeben. Anders als etwa ein vergleichbar starkes Beben Anfang Februar vor der Küste von Honduras, traf es nun dicht bewohnte Gebiete.
Menschen durchsuchen Trümmer, die durch ein Erdbeben enstanden.
Mit einer Stärke von 7,7 erschütterte ein schweres Erdbeben Myanmar, Thailand und Teile Chinas - Analyse bei ZDFheute live.28.03.2025 | 26:14 min
Neben der akuten Zerstörung gibt es die Gefahr von Nachbeben und von steigenden Opferzahlen über die kommenden Tage. Wenn Erdbeben öffentliche Infrastruktur treffen, verhindert das häufig Rettungsmaßnahmen. Vor allem in entlegenen Regionen können Strom- und Wasserversorgung oft tagelang nicht wieder aufgebaut werden, was lebensbedrohlich ist und das Entstehen von Krankheiten fördert.
Viele unter Gebäuden begrabene Opfer können nur mit schwerem Gerät befreit werden. Aus diesen Gründen braucht es oft Tage, bis das wahre Ausmaß der Schäden bekannt wird.
Karte: Erdbeben Epizentrum bei Mandalay, Myanmar
Karte: Erdbeben-Epizentrum bei Mandalay, Myanmar
Quelle: ZDF

Welche Weltregionen treffen die meisten Erdbeben?

Erdbeben sind neben Tsunamis die tödlichsten aller Naturkatastrophen. "Durch Erdbeben haben in diesem und im letzten Jahrhundert mehr als 2 Millionen Menschen ihr Leben verloren", schreibt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) auf ihrer Webseite. Allein das Erdbeben von Haiti 2010 forderte mehr als 200.000 Tote und richtete Verwüstung an, die man bis heute vor Ort spürt.
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Mehr als hundert Arbeiter werden nach dem Einsturz eines Hochhauses in Bangkok noch vermisst.28.03.2025 | 2:31 min
Weltregionen sind dabei höchst unterschiedlich stark betroffen, was mit der Tektonik - also der Bewegung der Kontinentalplatten - zusammenhängt. Entlang ihrer Grenzen treten die meisten und oft auch die heftigsten Beben auf. Diese entstehen, wenn sich Spannungen in den Gesteinsmassen der Erdkruste entladen.
Myanmar liegt dabei genau an der Grenze zwischen der indischen und der eurasischen Platte. Etwas weiter südlich, vor der Küste von Indonesien, trifft zudem die australische auf die eurasische Platte. Es ist eine der Weltregionen, die am meisten mit Erdbeben, aber auch anderen Phänomenen wie Vulkanen, zu kämpfen hat.
Die Momenten-Magnituden-Skala gibt an, wie stark ein Erdbeben war. Ab 4 ist es deutlich wahrnehmbar, ab 6 sind größere Schäden zu erwarten.
Die Momenten-Magnituden-Skala misst, wie stark ein Erdbeben war.

Wie kann man sich vor Erdbeben schützen?

Erdbeben kurzfristig vorherzusagen, ist trotz Tausender Messstationen weltweit bislang nur eingeschränkt möglich. Drei Faktoren muss man dafür kennen: den Ort des sich anbahnenden Bebens, die erwartete Stärke und den genauen Zeitpunkt.
Zwar können Forscher Spannungen in der Plattentektonik feststellen, aber wann genau sich die in einem Beben entladen, sei aktuell kaum vorherzusagen. "Den Ort und die Magnitude kennen wir vorab sehr gut", sagte Oliver Heidbach vom Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam anlässlich des schweren Bebens in der Türkei 2023 ZDFheute.

Was wir aber überhaupt nicht wissen, ist der Zeitpunkt.

Oliver Heidbach, Deutsches Geoforschungszentrum

Entsprechend unvorbereitet waren Betroffene nun in Südostasien und konnten sich nicht rechtzeitig ins Freie begeben. Trotzdem gibt es bereits vielfältige Ansätze, um die Opferzahlen bei einem Beben zu reduzieren: Das ebenfalls stark betroffene Japan hat etwa technische Vorkehrungen, um Züge bei verdächtigen Erschütterungen automatisch zu stoppen. "Die Warnung funktioniert umso besser, je weiter weg man vom Beben ist", so der Seismologe Frederik Tilmann vom Helmholtz Zentrum für Geoforschung.

Das ist wie beim Blitz und beim Donner. Wenn man direkt da ist, wo der Blitz einschlägt, dann kommt der Blitz und der Donner zusammen.

Frederik Tilmann, Seismologe am Helmholtz-Zentrum für Geoforschung

Wenn man aber einige Kilometer entfernt sei und den Blitz bemerke, könne man abschätzen, wann der Donner kommt und sich auch darauf vorbereiten. Im vom Epizentrum weit entfernten Bangkok sei es daher "theoretisch möglich gewesen, da eine kurzfristige Warnung auszusprechen", erklärte Tilmann. Da die generelle Erdbebengefährdung in Bangkok gering ist, sei es aber auch "absolut richtig, dass da nicht investiert wurde in Frühwarnsysteme".
Christof Johnen
Die Telekommunikationsverbindungen vor Ort seien immer wieder unterbrochen, berichtet Christof Johnen vom DRK. Dennoch zeichne sich schon jetzt ein Bild massiver Zerstörungen ab.28.03.2025 | 6:16 min
Besonders stark von Erdbeben betroffene Gebiete passen auch ihre Architektur an die Bedrohung an - Stahlskelette oder andere Baumaßnahmen können verhindern, dass Gebäude im Ernstfall kollabieren und Menschen begraben. Jedoch sind solche Maßnahmen teuer und Schwellen- und Entwicklungsländer, vor allem solche mit schnell wachsender Bevölkerung, können kaum alles Nötige unternehmen, zumal Bauvorschriften oft ignoriert werden.
Während bei der Tsunami-Frühwarnung in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht wurden, fehlt dieser Durchbruch bei der Erforschung von Erdbeben noch. Auch deshalb wird jedes Beben im Anschluss genau von Forschern untersucht.

Es ist zu erwarten, dass durch die zunehmende Bevölkerungsdichte und Technisierung das Ausmaß der durch Erdbeben verursachten Personen- und Sachschäden immer größer wird.

Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)

Für Deutschland hingegen seien wegen der geologischen Rahmenbedingungen kaum Erdbeben von katastrophalem Ausmaß zu erwarten.

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