Die Verklärungskathedrale in Odessa wurde im Juli zerstört. Sie und weitere Baudenkmäler werden von Forschern dokumentiert.
Quelle: dpa
Schuttberge, eine heruntergebrochene Kuppel, zerstörte Säulen und beschädigte Gemälde - wer die Bilder der berühmten Verklärungskathedrale in der Altstadt von Odessa nach dem Bombardement betrachtet, dem offenbart sich die ganze Zerstörungskraft des
russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine.
Die berühmte orthodoxe Kathedrale ist das prominenteste der historisch bedeutsamen Bauwerke, die seit gut einem Jahr im Rahmen eines aus Marburg und Hannover betreuten Projekts fotografisch festgehalten und dokumentiert werden.
Schon 250 Baudenkmäler in der Ukraine dokumentiert
Schon 250
beschädigte Baudenkmäler haben die Wissenschaftler fotografisch dokumentiert. Seit dem Start des Projekts im Oktober 2022 hätten die Fotografinnen und Fotografen insgesamt rund 3.700 Außen- und Innenaufnahmen historisch und kulturell bedeutsamer Bauwerke in Städten wie Kiew, Odessa, Mykolajiw und Saporischja angefertigt, sagte Christian Bracht vom Deutschen Dokumentationszentrum Kunstgeschichte (DDK).
Wie viele davon bislang tatsächlich zerstört wurden, ist nicht bekannt, doch sei absehbar, dass ihre Zahl zunimmt, da bisher kein Ende des Krieges in Sicht sei, sagt Bracht. Nennen will er die dokumentierten Bauwerke nicht - man wolle dem russischen Aggressor keine Möglichkeit geben, "daraus sozusagen eine Militärkarte zu bauen, um Angriffsziele planen zu können".
Fotos sollen im Falle der Zerstörung beim Wiederaufbau helfen
Im Falle einer Zerstörung der Gebäude sollen die Bilder als fundierte Grundlage für den Wiederaufbau, als wissenschaftliche Dokumentation und kulturelle Erinnerung dienen.
In dem Projekt arbeitet das DDK seit gut einem Jahr zusammen mit Wissenschaftlern um Ina Blümel vom Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften (TIB) sowie inzwischen 17 ukrainischen Fotografinnen und Fotografen daran, solche Bauwerke fotografisch festzuhalten und zu dokumentieren.
Bombenangriffe und Stromausfälle machen die Arbeit gefährlich
Historische Vorbilder für diese Tätigkeit gebe es aus der Zeit des Ersten und
Zweiten Weltkriegs, als ebenfalls teils gezielt kulturell bedeutende Bauwerke zerstört wurden, wie Bracht sagt. Das DDK selbst habe während der beiden Weltkriege diese Aufgabe im Auftrag der deutschen Militärverwaltung in Ländern wie Belgien, Frankreich oder im Baltikum übernommen.
Vor Ort koordiniert wird die Arbeit, die
angesichts der russischen Angriffe unter gefährlichen und erschwerten Bedingungen stattfinde, von einer ukrainischen Wissenschaftlerin. Neben den Bombardements müssten die Mitwirkenden in dem Land auch immer wieder
mit Stromausfällen rechnen und deshalb die Bildbearbeitung im digitalen Fotolabor oder das Hochladen über das Internet längere Zeit unterbrechen, wie Bracht schildert.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
Quelle: dpa