Ukraine im dritten Kriegsjahr: Wie der Alltag in Charkiw ist

    Ukraine im dritten Kriegsjahr:Alltag in Charkiw: Der Front bedrohlich nah

    Jenifer Girke
    von Jenifer Girke, Charkiw
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    Bedrohlich nah an Russland und ständig im Visier. Nicht aufgeben, weitermachen - das können die Menschen in Charkiw am besten gemeinsam. Ein Blick in ihren Alltag.

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    Nur 30 Kilometer entfernt von der russischen Grenze liegt Charkiw. Die ukrainische Großstadt wird am häufigsten Opfer von russischen Luftangriffen.19.06.2024 | 1:27 min
    Die Sirenen des Raketenalarms scheinen die Menschen auf der Straße kaum noch wahrzunehmen - oder sie ignorieren das dröhnende Geräusch bewusst. Zu vertraut, um aufzuschrecken. Zu normal, um einen Schutzbunker aufzusuchen.
    Dazu strahlender Sonnenschein, sommerliche Temperaturen: ein Wetter, wie man es sich Mitte Juni nur wünschen kann. Charkiw, nur 30 Kilometer von Russland entfernt und zweitgrößte Stadt der Ukraine, war einst pulsierende Universitätsstadt - jetzt wirken die Menschen abgekämpft und erschöpft.
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    Jede Nacht Explosionen

    "Es wird geschossen. Wir können nachts nicht schlafen", erzählt eine 83-jährige Bewohnerin.

    Explosionen, Explosionen, Explosionen, jede Nacht.

    83-jährige Bewohnerin von Charkiw

    Man höre immer wieder, dass etwas zerstört und jemand getötet wurde, sagt die Bewohnerin. In einem Wohltätigkeits-Café bekommen Bedürftige eine warme Mahlzeit und tröstende Worte. Die Lebensmittel sind finanziert durch Spenden - über Instagram wirbt Café-Betreiberin Natascha für ihr Herzensprojekt.

    Fast 12.000 Menschen nach Charkiw gebracht

    Jeden Tag kommen bis zu 1.000 Menschen - viele sind geflüchtet, so auch Yulia: "Es ist sehr schwierig. Wir kommen aus Kupjansk und haben nicht genug Geld. Wir haben kein Zuhause."
    Seit der Angriffswelle Russlands auf die Region Charkiw sind fast 12.000 Menschen aus den umkämpften Gebieten in die Stadt gebracht worden. Der ukrainischen Armee ist es zwar gelungen, russische Truppen zurückzudrängen, aber sicher fühlen sich die Bewohner nicht.
    zerstörtes Ladenfenster und Mann mit Besen
    Immer wieder ist Odessa das Ziel russischer Luftschläge. Inzwischen trauen sich kaum noch Touristen in das einstige Urlaubsparadies. Und auch die Wirtschaft leidet erheblich.05.06.2024 | 5:38 min

    Kein Einkommen, keine Hoffnung?

    Von draußen hört man wieder die Alarmsirenen heulen, während drinnen weiter die Teller gefüllt werden. "Es ist sehr beängstigend, aber wir sind daran gewöhnt", sagt Ludja mit zittriger Stimme und Tränen in den Augen.

    Wir werden bombardiert, aber wir machen weiter. Wir sind eine unbeugsame Nation.

    Ludja

    Irgendwie weitermachen - dazu gehört auch, irgendwie Geld verdienen. Das ist an Orten wie Charkiw alles andere als einfach. Kaum jemand will hier investieren, Geschäfte machen oder Arbeitsplätze schaffen.
    Das weiß auch Köchin Tetjana: "Es ist jetzt sehr schwierig, einen Arbeitsplatz zu finden. Was ist mit meiner Familie? Ich habe zwei Kinder. Von irgendwas muss man leben."
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    Gemeinsam durch das dritte Kriegsjahr

    Café-Betreiberin Natascha will auch selbst etwas tun, sich nicht einschüchtern, erst recht nicht vertreiben lassen: "Man könnte die Ukraine verlassen und sich einfach keine Sorgen mehr machen. Aber wir sind echte Ukrainer und haben uns entschieden zu bleiben und alles Mögliche zu tun, um das ukrainische Volk zu unterstützen." Sie kämpft für ihr Land, für ihre Stadt - an diesem Vormittag mit Kartoffeln, Würstchen und Karotten.
    Gemeinsam durch das dritte Kriegsjahr. Gemeinsam, nicht geschlagen - das ist ihnen wichtig hier in Charkiw.

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