Wowtschansk: Ukraine drängt russische Truppen zurück
Analyse
Russische Truppen zurückgedrängt:Ukraine: Erfolge in der Region Charkiw
von Christian Mölling und András Rácz
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Selenskyj bedankt sich für Kampfjets aus Frankreich, doch bald könnte es mehr Jets als Piloten geben. Derweil erzielen ukrainische Truppen Erfolge in der Region Charkiw
Eine Polizistin geht während des russischen Beschusses in Deckung.
Quelle: dpa
Seit die USA den Einsatz amerikanischer Waffen gegen russisches Territorium genehmigt haben, greift die Ukraine die russische Luftabwehr und die Langstreckenartillerie in der Region Belgorod effizient an. Infolgedessen nimmt die Intensität der russischen Angriffe auf Charkiw deutlich ab.
Außerdem schwächen die Gegenangriffe auf russische Artilleriestellungen die Artillerieunterstützung der russischen Streitkräfte, die in den besetzten nördlichen Teilen der Region Charkiw kämpfen, erheblich.
Russische Reaktion bleibt bislang aus
Russland hat bislang, trotz früherer Drohungen, in keiner Weise eskaliert, selbst als die Ukraine begann, Stellungen in Russland zu beschießen. Während des Wirtschaftsforums in St. Petersburg drohte Präsident Wladimir Putin dem Westen mit einer Eskalation durch Waffenlieferungen an Länder, die Feinde des Westens sind.
Es ist jedoch schwer vorstellbar, wie die derzeit überlastete russische Rüstungsindustrie nennenswerte Mengen an modernen Waffen ins Ausland liefern könnte, wenn man bedenkt, wie schwierig es ist, selbst die in der Ukraine kämpfenden russischen Truppen zu unterstützen.
Beim internationalen Wirtschaftsforum in Petersburg hält Kremlchef Putin vor Unternehmensvertretern aus Dutzenden Staaten eine Rede zu Russlands Wirtschaftsvision.07.06.2024 | 1:24 min
Rückeroberung von Wowtschansk im Gange
In der Stadt Wowtschansk, die das Zentrum der im Mai begonnenen neuen russischen Offensive gegen die Region Charkiw war, gelang es den ukrainischen Streitkräften, die russischen Truppen zurückzudrängen.
Im Stadtzentrum sind die Kämpfe noch im Gange. Sowohl ukrainischen als auch russischen Berichten zufolge sind die ukrainischen Streitkräfte vor Ort sowohl bei den Angriffsdrohnen als auch bei der Artillerie deutlich überlegen. Russland verlegt zusätzliche Kräfte in das Gebiet.
Quelle: DGAP
... leitet das Programm "Europas Zukunft" für die Bertelsmann Stiftung in Berlin. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Russische Vorstöße bei Awdijiwka
In Richtung Awdijiwka-Ocheretine gelang es den russischen Truppen, bei Novoaleksandriwka weiter nach Norden und bei Karliwka auch nach Westen vorzustoßen. Ihr Vormarsch ist zwar nur geringfügig, zeigt aber, dass es der Ukraine immer noch nicht gelungen ist, in der Region Verteidigungsstellungen zu errichten, die die russische Offensive aufhalten könnten.
Die russischen Truppen rückten auch in Chasiv Yar vor und erreichten den Donbass-Kanal, der die stärkste natürliche Barriere zum Schutz der Stadt darstellt. Die schweren Kämpfe dauern an.
Im Mai stand die Stadt Wowtschansk im Grenzgebiet laut ukrainischem Generalstab fast dauerhaft unter Beschuss.13.05.2024 | 0:19 min
Frankreich stellt Kampfjets in Aussicht
Während des Besuchs des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Frankreich wurde angekündigt, dass Frankreich Mirage-2000-5-Kampfjets an die Ukraine liefern und auch ukrainische Piloten und Bodenpersonal dafür ausbilden wird. Weitere Einzelheiten wie die Anzahl der Flugzeuge oder der Zeitplan wurden nicht veröffentlicht.
Bei der Mirage-2000 handelt es sich zwar nicht um ein neues Flugzeug, aber die Variante 2000-5 ist eine stark modernisierte Version. Sobald die Ukraine diese Kampfflugzeuge erhält, könnten sie die Fähigkeiten der Ukraine zur Verteidigung ihres Luftraums gegen ankommende russische Drohnen und Marschflugkörper erheblich verbessern. Außerdem dürften die Mirage-Kampfflugzeuge auch als nützliche Plattformen für den Abschuss verschiedener Arten von Luft-Boden-Munition dienen.
Inzwischen hat sich herausgestellt, dass es erhebliche Engpässe bei der Ausbildung ukrainischer Piloten für die F-16-Kampfjets gibt. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge könnte es durchaus sein, dass die Ukraine in der zweiten Hälfte dieses Jahres mehr Kampfflugzeuge haben wird als Piloten, die sie fliegen können.
Vor dem französischen Parlament wirbt der ukrainische Präsident Selenskyj für weitere Unterstützung im Krieg gegen Russland – und dankt für die zugesagte Kampfjet-Lieferung.07.06.2024 | 2:40 min
Ukrainische Marine-Drohnen weiterentwickelt
Videoaufnahmen zeigen, dass ukrainische Marinedrohnen jetzt in der Lage sind, von Russland errichtete schwimmende Barrieren zu umgehen und Ziele dahinter anzugreifen.
Die Ukraine hat vor kurzem ein Video über die Versenkung eines kleinen russischen Schleppers im Schwarzen Meer veröffentlicht, was darauf hindeutet, dass ihre Marinedrohnen beweglicher geworden sind als bisher bekannt.
Infrastruktur der Ukraine stark in Mitleidenschaft gezogen
Aufgrund der anhaltenden russischen Angriffe auf das ukrainische Energiesystem kommt es in allen Teilen der Ukraine immer wieder zu langen Stromausfällen. Die Kraftwerks- und Netzbetreiber versuchen, die notwendigen Reparatur- und Wartungsarbeiten durchzuführen, was jedoch angesichts der ständigen und wiederholten russischen Angriffe keine leichte Aufgabe ist.
Schon jetzt ist klar, dass die Ukraine im Herbst und Winter mit einer viel größeren Energieknappheit konfrontiert sein wird als im Winter 2022-2023.
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.