Proteste gegen Trump: Zehntausende folgen Sanders-Aufruf

US-Opposition macht mobil:"Ihr macht Trump und Musk sehr nervös"

von Beatrice Steineke
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Wenn der unabhängige Senator Bernie Sanders und die Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez zum Kampf gegen die Oligarchie aufrufen, kommen Zehntausende. Wen können sie mobilisieren?

Bernie Sanders bei der Demonstration zum Kampf gegen die Oligarchie in Los Angeles, aufgenommen am 12.04.2025
Der unabhängige Senator Bernie Sanders sagte den Oligarchen in den USA den Kampf an - Zehntausende in Los Angeles folgen seinem Aufruf.
Quelle: ddp

Dies sei die bislang größte Kundgebung der "Fighting Oligarchy"-Tour, sagt der unabhängige Senator Bernie Sanders über die Demo in Los Angeles am Samstagnachmittag. Etwa 36.000 Menschen seien seinem Aufruf gefolgt. Über mehrere Livestreams schauten weitere 17.000 Menschen im Netz zu.

Eure Anwesenheit hier und heute macht Trump und Elon Musk sehr nervös.

Bernie Sanders, US-Politiker

Er spreche nicht mehr darüber, dass sich die USA auf dem Weg in eine Oligarchie befänden, sagte der 83-Jährige. Die Amerikaner lebten bereits in einer oligarchischen Form der Gesellschaft.
Mehr als tausend Menschen versammeln sich im Rahmen der landesweiten "Hands Off"-Proteste gegen US-Präsident Trump und Seinen Berater Musk vor dem Federal Courthouse in der Innenstadt.
In den USA sind Anfang April erstmals seit Trumps Wiederwahl Tausende gegen seine Politik auf die Straße gegangen. 06.04.2025 | 0:19 min

Kampf gegen Einfluss von Musk und Co. auf US-Politik

Der Senator aus Vermont hatte seine Tour im Februar gestartet. Inzwischen wird Sanders von der demokratischen Kongressabgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez aus New York durch mehrere US-Bundesstaaten begleitet. Die 35-Jährige repräsentiert den linken Flügel der Demokraten und kritisierte auf der Tour mehrfach ihre eigene Partei.

Wir brauchen eine demokratische Partei, die mehr für uns kämpft.

Alexandria Ocasio-Cortez, demokratische Kongressabgeordnete

Sanders und Ocasio-Cortez vereint ein klares Feindbild in ihrem Kampf gegen die Oligarchie: der wachsende Einfluss von Milliardären wie Elon Musk auf die US-Politik.
Bernie Sanders (r.) und Alexandria Ocasio-Cortez in Los Angeles
Bernie Sanders (r.) und Alexandria Ocasio-Cortez in L.A. auf der "Fighting Oligarchy"-Tour.
Quelle: AFP

In der fünfstündigen Kundgebung in Los Angeles spielten Musiklegenden wie Neil Young und Joan Baez. Gewerkschaften. Arbeitnehmerverbände und Abgeordnete der Demokraten forderten etwa, die Kürzungen in staatlichen Behörden, in der Gesundheitsversorgung oder in der Bildung rückgängig zu machen.
Die Musiker Maggie Rogers, Joan Baez and Neil Young (L-R) bei der Demonstration zum Kampf gegen die Oligarchie in Los Angeles, aufgenommen am 12.04.2025
Auf der Kundgebung in Los Angeles: Musiker*innen Maggie Rogers, Joan Baez and Neil Young (v.l.)
Quelle: ddp

Politologe: Kritik geht über Person Trump hinaus

Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez könnten eine breitere Basis mobilisieren, weil ihre Kritik über die Person Donald Trump hinaus gehe, sagt der Politologe Grant Reeher von der Syracuse-Universität gegenüber ZDFheute.

Sie kehren zu den Grundwerten der Demokratischen Partei zurück – wenn auch in deutlich aggressiverer Form.

Grant Reeher, Politikwissenschaftler Syracuse-Universität

Ihre Ausrichtung auf wirtschaftliche Fragen spreche die Arbeiter- und Mittelschicht breiter an als der Fokus auf gesellschaftspolitische Themen oder den Umweltschutz. Doch beide repräsentierten keine Wahlkreise, die als typisch für die breite Mitte der Gesellschaft gelten würden.

Druck auf Führung der US-Demokraten

Nicht nur Demokraten aus dem linken Flügel wie Ocasio-Cortez oder der Abgeordnete Maxwell Frost aus Florida traten zuletzt vermehrt auf. Auch aus dem konservativen Lager fiel Kaliforniens demokratischer Gouverneur Gavin Newsom mit seiner neuen Strategie auf: Er lud mehrere Republikaner in seinen neuen Podcast ein - unter anderem den Ex-Trump-Berater Steve Bannon. Im US-Senat setzte der demokratische Senator Cory Booker mit der längsten Rede in der amerikanischen Geschichte ein Zeichen gegen die Politik des US-Präsidenten.
Eine Frau geht neben einem Anti-US-Wandbild neben der ehemaligen US-Botschaft in Teheran spazieren
Die USA und Iran verhandeln wieder über Teherans Nuklearprogramm - vorsichtig und erstmal nur indirekt. Präsident Trump macht derweil Druck: er will eine schnelle Einigung.12.04.2025 | 2:27 min
Doch allein gegen Donald Trump zu sein, reiche nicht aus, sagt der Strategieberater und Podcaster Fred Wellmann im ZDF-Interview. Es formiere sich ein Druck von unten nach oben, von der Basis auf die Führung. Mit den größten landesweiten Protesten am 5. April wollten die Menschen ausdrücken, die Opposition müsse eine einheitliche Führung und eine gemeinsame Botschaft finden - was bei Sanders und Ocasio-Cortez der Fall sei.

Wir sehen diese riesigen Menschenmengen für sie. Solche Menschenmengen hätten sie früher nicht bekommen.

Fred Wellmann, Podcaster und Strategieberater

Wellmann glaubt, die Umfragewerte der Demokraten könnten steigen. Noch im März, als in Denver 34.000 Menschen Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez zuhörten, kritisierte Elon Musk auf der Plattform X: Die Menschen seien für ihr Kommen bezahlt worden.

Nächste Stationen von "Fighting Oligarchy": Utah, Idaho, Montana

Für die Hoffnung und für das Gefühl, nicht alleine zu sein, war Alex nach Los Angeles zur "Fighting Oligarchy"-Tour angereist. Der 20-jährige Student wollte einfach mehr Menschen treffen, die so denken wie er, in einer Zeit, in der der Faschismus zunehme.
Ob sich Alexandria Ocasio-Cortez in ein paar Jahren als Präsidentschaftskandidatin zur Wahl stellen werde, könne er nicht sagen. Sie selbst lässt eine mögliche Kandidatur offen. Die Anstecker mit ihrem Foto und der Jahreszahl 2028 werden auf den Straßen bereits verkauft.
Die "Fighting Oligarchy"-Tour geht weiter. Die nächsten Stationen: Utah, Idaho, Montana.
Beatrice Steineke ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.




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