Armenien und Aserbaidschan: Baerbock ruft zu Gesprächen auf

    Armenien und Aserbaidschan:Baerbock ruft zu neuen Verhandlungen auf

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    Außenministerin Annalena Baerbock fordert Armenien und Aserbaidschan zu erneuten Verhandlungen auf. Gleichzeitig kündigt sie weitere humanitäre Hilfe in Millionenhöhe an.

    Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat Armenien und Aserbaidschan zur Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgefordert, um eine politische Lösung für ihren seit über 30 Jahren dauernden Konflikt zu suchen.
    Die Vermittlungsbemühungen von EU-Ratspräsident Charles Michel "sind eine Brücke, die den schnellsten Weg zum Frieden aufzeigen kann", sagte die Politikerin am Freitag nach einem Treffen mit ihrem armenischen Kollegen Ararat Mirsojan in der Hauptstadt Eriwan.

    Darum ist es so wichtig, dass möglichst bald eine neue Verhandlungsrunde stattfinden kann.

    Annalena Baerbock, Außenministerin

    Offenes Auto bei der Flucht aus Bergkarabach
    In der Konfliktregion Bergkarabach ist die gegenseitige Abneigung beider Seiten deutlich spürbar 05.10.2023 | 4:02 min

    Mirsojan: Armenien will "Weg des Friedens" gehen

    Mirsojan sagte mit Blick auf die Lage in der Konfliktregion Bergkarabach, Aserbaidschan habe sein Versprechen gebrochen, keine Kriegshandlungen vorzunehmen. "Armenien hat den Willen, den Weg des Friedens in der Region zu gehen", sagte er laut Übersetzung. Es gehe um die Anerkennung der territorialen Souveränität beider Länder.
    Armenien könne "zu einer Friedenskreuzung in der Region" werden, nicht nur für seine Nachbarländer, sondern die ganze Welt. Bergkarabach liegt auf aserbaidschanischem Gebiet, wurde jedoch mehrheitlich von Armeniern bewohnt.
    29.09.2023, Armenien, Goris: Ethnische Armenier aus Berg-Karabach und Beobachter der Europäischen Union fahren mit ihren Autos an einem Kontrollpunkt auf der Straße von Berg-Karabach nach Goris vorbei.
    In Bergkarabach herrscht eine gespenstische Stimmung. Über 100.000 Armenier haben ihre Heimat verlassen. Dauerpräsent ist das Militär und die Polizei Aserbaidschans.04.10.2023 | 6:39 min

    Baerbock: weitere 9,3 Millionen Euro Hilfe

    Das Gebiet hatte sich in den 1990er Jahren in einem blutigen Bürgerkrieg mit Hilfe Eriwans von Baku losgelöst. Die Armee von Aserbaidschan hatte die Kapitulation der lokalen Armee in Bergkarabach am 19. September erzwungen. Mehr als 100.000 ethnische Armenier sind aus der Region geflohen.

    Karte: Armenien - Aserbaidschan - Bergkarabach
    Quelle: ZDF

    Der Konflikt um Bergkarabach ist Jahrzehnte alt. Das weitgehend von Armeniern besiedelte Gebiet unterstand einst armenischen Fürsten, ehe es Anfang des 19. Jahrhunderts an das russische Zarenreich fiel. Mit Gründung der Sowjetunion wurde das Gebiet aufgeteilt. 1923 fiel ein Teil an die aserbaidschanische Sowjetrepublik, das Kernland wurde ein autonomer Bezirk.

    1988 stellte das Gebiet den Antrag, von der Unionsrepublik Aserbaidschan zur Unionsrepublik Armenien zu wechseln. Nach Zerfall der Sowjetunion wurde 1992 die Republik Bergkarabach ausgerufen. Sie ist allerdings diplomatisch von keinem Staat anerkannt - auch nicht von Armenien.

    Seitdem gibt es immer wieder blutige Kämpfe mit inzwischen mehreren Zehntausend Toten. Beide Seiten werfen sich Völkermord vor. 2020 kam es erneut zu einem Krieg um die Region, in dessen Folge Aserbaidschan die Kontrolle über weitere Teile gewann. Und im September 2022 hat Aserbaidschan armenisches Kernland angegriffen - mit mehr als 200 Toten auf armenischer Seite und dokumentierten Kriegsverbrechen.

    Baerbock sagte, Deutschland habe für die Menschen aus Bergkarabach seit 2021 22 Millionen Euro an humanitärer Hilfe bereitgestellt.

    Heute legen wir als Bundesrepublik Deutschland weitere 9,3 Millionen Euro für humanitäre Hilfe obendrauf.

    Annalena Baerbock, Außenministerin

    Damit könne etwa der Arbeiter-Samariter-Bund jene schnell versorgen, die Hilfe am nötigsten bräuchten. Auch das Internationale Komitee des Roten Kreuzes könne mehr Unterstützung leisten als bisher. "Das gibt den Menschen Hoffnung und bringt ein wenig Normalität für sie gemeinsam zurück."
    Quelle: dpa, AFP

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