Inhaftierter Putin-Kritiker: Wo ist Kremlgegner Nawalny?
Inhaftierter Putin-Kritiker:Nawalny verschwunden: Wo ist der Kremlgegner?
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Der russische Kremlkritiker Alexej Nawalny ist seit mehreren Tagen verschwunden - seine Unterstützer zeigen sich zunehmend besorgt. Was zu Nawalnys Aufenthaltsort bekannt ist.
Die letzten Bilder von Alexej Nawalny stammen vom 17. Oktober - seit mehreren Tagen konnte sein Team keinen Kontakt zu ihm herstellen.15.12.2023 | 2:02 min
Nach der Verlegung des Kremlgegners Alexej Nawalny aus dem russischen Straflager im Gebiet Wladimir hat sein Team weiter kein Lebenszeichen von dem gesundheitlich angeschlagenen 47-Jährigen.
Ein Gericht habe inzwischen zwar bestätigt, dass Nawalny nicht mehr in der Region Wladimir sei. "Aber wo er ist, wissen wir weiter nicht", sagte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Freitag. Seit dem 6. Dezember hätten die Anwälte keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt. "Warum sie ihn nicht mehr treffen durften, ist unklar." Angeblich habe Nawalny das Straflager IK-6 am 11. Dezember verlassen.
Nawalnys Frau Julia: "Alexej wird vermisst"
Die Bundesregierung, die EU und die USA zeigen sich besorgt, weil der international als politischer Gefangene anerkannte Nawalny auch gesundheitlich angeschlagen ist. "Alexej wird vermisst", schlägt nicht zuletzt seine Frau Julia Nawalnaja bei Instagram Alarm. Das Paar hat zwei Kinder.
Nawalny ist seit fast drei Jahren in Haft, seit er im Januar 2021 aus Deutschland zurückkehrte - und noch auf dem Flughafen in Moskau festgenommen wurde. Er hatte sich zuvor in der Berliner Charité nach einem Giftanschlag behandeln lassen.
Bis heute sind er und sein Team überzeugt, dass ein von Wladimir Putin gesteuertes Killerkommando des Inlandsgeheimdienstes FSB hinter dem Attentat mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok steckt. Der Kreml weist das zurück.
Die russische Führung habe bisher nicht über den Aufenthalt des kürzlich verschwundenen Kremlkritikers Alexej Nawalny berichtet, so ZDF-Korrespondent Armin Coerper.15.12.2023 | 2:01 min
Nawalny-Team startete Kampagne "Russland ohne Putin"
Erst im August war seine Haft wegen angeblichen Extremismus in einem weiteren als politische Inszenierung kritisierten Verfahren auf 19 Jahre erhöht worden. Dass Nawalnys Verschwinden nun ausgerechnet mit dem Start von Putins nächster Kandidatur um das Präsidentenamt bei der Wahl am 17. März zusammenfällt, hält kaum jemand für einen Zufall.
Am 7. Dezember hatte das Team um Nawalny die Kampagne "Russland ohne Putin" gestartet. Die Kremlgegner rufen die Bürger auf, für beliebige Kandidaten zu stimmen - nur nicht für Putin, der extra die Verfassung hatte ändern lassen, um wieder antreten zu können. In dem Aufruf heißt es:
Keine Videoschaltung - Behörden sprechen von Technikproblemen
Mit seinem auch aus dem Straflager geführten Kampf gegen Putin ist Nawalny auch in Haft ein Stachel im Machtsystem Moskaus. Immer wieder nutzte er zuletzt seine Auftritte bei verschiedenen Gerichtsverfahren, die er auch selbst gegen den Strafvollzug führt, um Russlands Führung und vor allem auch Putins Krieg gegen die Ukraine zu kritisieren.
Doch schon mehrfach wurde Nawalny nicht wie sonst zu den Prozessen per Video zugeschaltet, was die Behörden mit technischen Schwierigkeiten erklärten. Inzwischen aber veröffentlichte Nawalnys Mitarbeiter Schdanow bei Telegram ein Video, auf dem sich ein Richter ratlos zeigt, dass Nawalny nicht zum Prozess erscheint.
Beschwerde über Haftbedingungen
Nawalny selbst hatte zuletzt beklagt, ihm werde seit langem ein dringend nötiger Besuch beim Zahnarzt verwehrt. Und er kritisierte, völlig abgeschottet zu sein von der Außenwelt.
Nawalnys Bewegung ist in Russland als "extremistisch" eingestuft. Schon seit langem beklagt Nawalny neben fehlender medizinischer Hilfe auch Schikane und sogar Folter im Straflager. Die letzten Aufnahmen vor Gericht zeigen einen abgemagerten und sichtlich geschwächten Mann.
Putin-Sprecher: Kreml interessiert Aufenthaltsort von Häftling nicht
Vermutet wird, dass er in ein neues Straflager verlegt worden sein könnte - womöglich noch weiter weg von Moskau, um die Kontakte mit ihm zu erschweren. Diese Verlegungen dauern in Russland oft Wochen, ohne dass Angehörige Nachricht erhalten vom Verbleib der Gefangenen, wie Menschenrechtler berichten.
Der Strafvollzug aber schweigt. Putins Sprecher Dmitri Peskow verbat sich nach Kritik aus den USA einmal mehr die Einmischung in Russlands innere Angelegenheiten. Der Kreml wisse nicht, wo der Häftling sei - und interessiere sich auch nicht dafür.
Er gilt als der wohl bekannteste Vertreter der russischen Opposition und als Heilsbringer eines neuen Russlands, gleichzeitig polarisiert er wie kaum ein anderer.