Kontakte zum FSB: AfD-Mitarbeiter ist wohl russischer Agent

    Offenbar FSB-Kontakt:AfD-Mitarbeiter ist wohl russischer Agent

    Oliver Klein
    von Oliver Klein
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    Ein Mitarbeiter des AfD-Bundestagsabgeordneten Eugen Schmidt hat wohl Kontakte zum russischen Geheimdienst. Völlig skurril: Sein mutmaßlicher Verbindungsmann beim FSB ist Rapper.

    Archiv: Eine Deutschlandflagge weht über dem Bundestag vor den dunklen wolken im wind.
    Im Reichstag in Berlin konnte Sergijenko noch bis Ende des vergangenen Jahres ungehindert ein- und ausgehen.
    Quelle: pa/dpa-Bildfunk

    Der in der Ukraine geborene Wladimir Sergijenko, 52, arbeitet als Berater des AfD-Bundestagsabgeordneten Eugen Schmidt, hatte früher auch einen Hausausweis für den Bundestag. Doch das war offenbar nicht sein einziger Job: Wladimir Sergijenko stand wohl auch in engem Austausch mit dem russischen Geheimdienst FSB. Seine Mission: Deutsche Panzerlieferungen in die Ukraine womöglich stoppen oder verzögern. Das berichtet der "Spiegel" und das russische Investigativportal "The Insider".
    Schon im vergangenen Sommer geriet Sergijenko unter diesen ungeheuerlichen Verdacht: Es wurde bekannt, dass er sich mit einer ominösen Kontaktperson namens "Alexej" in Moskau über eine mögliche Klage gegen Panzerlieferungen austauschte. Die Chats waren damals dem "Spiegel" und "The Insider" zugespielt worden.
    Archiv: Eugen Schmidt, AfD, hält eine Rede im Bundestag am 28.09.2023
    Der AfD-Bundestagsabgeordnete Eugen Schmidt bestätigte dem "Spiegel", dass Sergijenko für ihn gearbeitet hatte (Archivbild).
    Quelle: imago

    Bundestag sperrte Sergijenkos Hausausweis

    Tatsächlich hatte die Bundestagsfraktion der AfD im Juli 2023 eine Klage beim Bundesverfassungsgericht eingereicht: Die Bundesregierung habe ohne Beteiligung des Bundestages kein Kriegsgerät an die Ukraine liefern dürfen, hieß es. Einen Zusammenhang zwischen ihrer Klage und Wladimir Sergijenko bestreitet die Partei.
    Im November sperrte der Bundestag Sergijenko den Hausausweis, mit dem er sich bis dahin frei in den Parlamentsgebäuden bewegen konnte.

    Verbindungsmann beim FSB enttarnt - er ist Rapper

    Nun zeigt sich: Sergijenkos Kontakte nach Moskau sind wohl enger als vermutet. Es wurde enttarnt, mit wem der AfD-Mitarbeiter diese Nachrichten offenbar schrieb - nämlich mit Ilja Wetschtomow, einem Offizier des russischen Geheimdienstes FSB. Das bestätigte die Auswertung von Telefonverbindungsdaten. Dem Bericht von "The Insider" zufolge stand Wetschtonow in ständigem Kontakt mit Dutzenden anderen bekannten Mitgliedern des FSB.
    Die Recherchen brachten Skurriles ans Licht: Wetschtomow nutzte demnach neben dem Namen "Alexej" - unter dem er mit dem AfD-Mann Sergijenko schrieb - mindestens drei weitere Identitäten. Sogar als Rapper "Fox D’Liss" fanden die "Insider"-Reporter den Mann im Internet - inklusive Fotos mit Sonnenbrille und Videos, in denen er bei einem Festival auftritt. Sie konnten ihn enttarnen, weil er Fehler machte: Manche Namen, Passwörter und Avatare verwendete der FSB-Mann mehrfach, so konnten ihm die verschiedenen Profile und Identitäten zugeordnet werden.

    Mitarbeiter verfasste Brief an Papst

    Sergijenkos soll dem "Insider"-Bericht zufolge sogar einen Brief an Papst Franziskus geschrieben haben - alles im Auftrag des FSB. Darin wurde die "Verfolgung von Christen in der Ukraine" behauptet. Das Schreiben sei im Namen mehrerer AfD-Politiker verschickt worden.
    Sergijenko droht nun aber offenbar der Verlust seiner deutschen Staatsbürgerschaft: Bei seinem deutschen Einbürgerungsantrag hat er dem Bericht zufolge angegeben, nur ukrainischer Staatsbürger zu sein und seine russische Staatsbürgerschaft verschwiegen. Bei einer Sicherheitskontrolle am Hamburger Flughafen fanden Beamte später bei ihm einen russischen Pass. Nach Angaben von Sicherheitsbeamten in Berlin haben die deutschen Behörden Sergijenko darüber informiert, dass seine Einbürgerung rückgängig gemacht werden solle.

    Sergijenko hört als Mitarbeiter bei Schmidt auf

    Sergijenko selbst bestreitet Verbindungen zum russischen Geheimdienst oder Wetschtomow. Gegenüber dem "Spiegel" nennt er die Anschuldigungen "haltlos" und "frei erfunden". Sein Chef, der AfD-Abgeordnete Eugen Schmidt, spricht in einer Stellungnahme gegenüber ZDFheute von einer Kampagne "regierungsnaher Medien" gegen Sergijenko, die diesem "eine Weiterführung seiner Arbeit unmöglich" mache. Sergijenko werde seine Tätigkeit für Schmidt deshalb einstellen.
    Schmidt selbst ist in Bezug auf Russland ebenfalls kein Unbekannter: In russischen Medien stellt er Deutschland wiederholt als Unrechtsstaat dar. Es gebe keine Demokratie in Deutschland, erklärte er in einem Interview mit dem russischen Radio "Komsomolskaja Prawda". Meinungen, die der "herrschenden Elite" nicht passten, würden "mit allen Mitteln" unterdrückt und verfolgt, "einschließlich physischer Angriffe" auf Andersdenkende. Polizei und Justiz würden weder frei noch fair agieren.

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    Faeser: Verbindungen nach Moskau weiter ausleuchten

    Die Verbindungen rechtsextremistischer Netzwerke nach Russland müssten weiter ausgeleuchtet werden, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) mit Blick auf die Berichte. "Der verlängerte Arm Moskaus darf nicht in unsere Parlamente reichen", sagte sie der Funke Mediengruppe laut Vorabbericht vom Freitag. "Den russischen Einfluss haben die Sicherheitsbehörden daher weiter sehr genau im Blick."

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