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Influencerin Julia Spielvogel:Tischlerin auf Tour: Lust am Handwerk wecken
von Charlotte Aebischer
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Die junge Tischlerin Julia Spielvogel tourt durch Schulen und zeigt mit modernster Technik, dass Handwerk mehr ist als Nostalgie. Ihr Ziel: Begeisterung für den Beruf wecken.
Sie möchte jungen Menschen das Handwerk näherbringen. Dafür besucht sie mit ihrem Camper Schulen in ganz Deutschland - ehrenamtlich.09.09.2024 | 1:15 min
Mitten auf dem Schulhof einer Ganztagsschule in Chemnitz steht ein umgebauter Camper mit einem Anhänger voller Maschinen. Damit reist Schreinerin und Social-Media-Influencerin Julia Spielvogel rund 60 Wochen durch die Republik.
Mit computergestützter CNC-Fräse und Laserdrucker will die 28-Jährige Nachwuchs für ihren Beruf gewinnen. An die 250.000 Fachkräfte fehlen im Handwerk, so Schätzungen des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks.
Jedes Jahr bleiben rund 20.000 Ausbildungsplätze im Handwerk unbesetzt. Viele Betriebe suchen händeringend Nachwuchs. Höchste Zeit, die Ausbildung attraktiver zu machen.12.09.2024 | 29:45 min
Mit dem Camper für die Zukunft des Handwerks unterwegs
Julia, die über 20.000 Follower auf Instagram hat, dokumentiert ihre Reise und teilt ihre Erfahrungen in den sozialen Medien. Ursprünglich studierte sie Kunstgeschichte und -pädagogik, entschied sich nach ihrem Abschluss jedoch für eine Ausbildung zur Tischlerin. So ist sie zu einer Art Botschafterin geworden. Ihre Message: Nur weil man Abitur macht, muss man anschließend nicht studieren - auch eine Ausbildung könnte die richtige Wahl sein.
Die bislang rund 50 Schulen besucht sie ehrenamtlich. Dafür verzichtet sie auf einen festen Job und verdient ihr Geld freiberuflich mit Social-Media-Videos für Schreinereien und Fachzeitschriften.
Im vergangenen Jahr wurden 20.000 Lehrstellen im Handwerk nicht besetzt. Der Fachkräftemangel in der Branche lässt viele Betriebe umdenken. Ein Thema auf der Handwerksmesse, die heute in München startet.28.02.2024 | 2:00 min
Verstaubte Klischees aufbrechen
Dass viele junge Menschen ein veraltetes Bild von Handwerksberufen haben, ist ein echtes Problem. Schon 2017 zeigte eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung, dass Schüler*innen die modernen Entwicklungen im Handwerk unterschätzen und deshalb seltener handwerkliche Berufe ergreifen. "Jeder hat diese romantische, aber auch verstaubte Schreinermeister-Eder-Werkstatt im Kopf", sagt Spielvogel.
In Chemnitz baut sie mit den Kindern und Jugendlichen aus einfachen Materialien Bienenhotels. Dabei kommen moderne Werkzeuge wie die CNC-Fräse zum Einsatz, die normalerweise den Profis vorbehalten sind. Eine offenbar beeindruckende Erfahrung. "Mit den modernen Sachen hier gefällt es mir sehr gut, weil man auch sehen kann, wie sich das alles weiterentwickelt", sagt der 13-jährige Simon.
Die Influencerin und Schreinerin ist fast 60 Wochen in Deutschland unterwegs, um Werbung für das Handwerk zu machen.
Quelle: Julia Spielvogel
Praktische Erfahrung macht den Unterschied
Der Trend bei der Berufswahl spricht Bände: 2021 kamen auf zehn Studierende nur 4,3 Auszubildende, während es 1950 noch 75,5 waren. Dabei schließe das eine das andere ja nicht aus, argumentiert die Tischlerin. Eine Ausbildung lohne sich als Vorbereitung auf ein Studium durchaus:
Tischlerin fordert mehr Engagement an Schulen
Ihre Reise führt sie von Rosenheim bis Flensburg. Die Resonanz sei groß, erzählt Julia, und die Nachfrage reiße nicht ab. Ihr Ziel sei es, vielen jungen Menschen die Gelegenheit zu geben, sich auszuprobieren.
"Das Schönste am Handwerk ist: Man hat am Ende ein Produkt, auf das man stolz sein kann, was aus den eigenen Händen entsprungen ist, und das nimmt einem auch niemand mehr", so die gebürtige Bayerin.
Nach dem Abitur eine Ausbildung zu machen, statt zu studieren, klingt für viele wenig attraktiv. Dabei sind die Entwicklungschancen gerade in den Handwerksberufen vergleichsweise gut.15.05.2022 | 26:53 min
Sie ist überzeugt: Nachwuchs fürs Handwerk muss an den Schulen gefunden werden. Deshalb wünscht sie sich auch mehr Engagement von anderen Gewerken:
Durch ihre Herangehensweise, so das Gefühl der Tischlerin, erreiche sie, dass das Handwerk bei der Berufswahl wieder in den Blick rücke.
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