Studie zeigt: Firmen locken Fachkräfte mit Homeoffice

    Studie zu Jobangeboten :Firmen locken Fachkräfte mit Homeoffice

    Frank Bethmann ist zu sehen.
    von Frank Bethmann
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    Es kam mit Corona und blieb - das Homeoffice. Das zeigt auch die stark steigende Zahl von Jobangeboten für das "Remote-Arbeiten", so eine Studie. Zugleich nehmen Büroflächen ab.

    archiv - 18.03.2020, baden-wuerttemberg, stuttgart: eine frau arbeitet im homeoffice - in ihrem wohnzimmer - und nimmt an einer telefonkonferenz teil.
    Seit der Corona-Pandemie hat sich das Angebot von Homeoffice bei Stellenanzeigen laut Bertelsmann Stiftung verfünffacht. Besonders in Städten wird von Zuhause gearbeitet.20.06.2024 | 1:30 min
    So wie der Deutschen Bundesbank geht es in Deutschland gerade vielen Unternehmen: Sie streicht die Neugestaltung ihrer Frankfurter Zentrale zusammen. Neue Bürogebäude, wie einst geplant, wird es nicht mehr geben. Eine Reaktion auf die Veränderung der Arbeitswelt sei das, heißt es aus dem Haus der Notenbanker.
    Bereits im vergangenen Jahr hatte die Bundesbank angekündigt, wegen des vermehrten Homeoffice künftig mit 40 Prozent weniger Bürofläche auszukommen als kalkuliert.

    Anforderungen an erfolgreiches Homeoffice hoch

    Doch mit dem Reduzieren der reinen Fläche ist es längst nicht getan, warnt die Ökonomin Jutta Rump. Sie leitet das Institut für Beschäftigung und Employabilität an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Ludwigshafen.
    Homeoffice
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    Damit Homeoffice in Kombination mit dem Arbeiten im Büro funktioniert, bedarf es sehr viel mehr. Rump zählt die wichtigsten Punkte auf:
    Mitarbeitende, die nicht jeden Tag ins Büro kommen, benötigten
    • klare Arbeitsaufträge
    • eine andere Art der Führung
    • Teamtage

    Wie gestaltet man künftig Büros?

    Nicht zuletzt geht es um die Frage: wie müssen die künftigen Büros aussehen? Die Arbeitsmarktexpertin beschreibt es plastisch so:

    Nichts ist furchtbarer, als wenn Sie die alte Präsenzwelt haben, also die bisherige Ausstattung und die bisherigen Büros, und nur die Hälfte der Leute ist da. Da kriegt man ja Vereinsamungsgefühle.

    Jutta Rump, Arbeits-Expertin

    Kurzum: Die Büroräumlichkeiten müssen Schritt halten mit der veränderten Art des Arbeitens. "Und das", ist Rump überzeugt, "geht unter anderem nur mit Desk Sharing", also der gemeinsamen Nutzung von Arbeitsplätzen.
    Frau arbeitet im Homeoffice an einem sibernen Laptop.
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    Stellenangebote mit HO-Möglichkeit nehmen deutlich zu

    Dass der Trend zum Homeoffice ungebrochen ist, ändert daran nichts. Eine aktuelle Bertelsmann-Studie belegt dies. Im Rahmen ihres Jobmonitors hat die Stiftung rund 55 Millionen Online-Stellenanzeigen ausgewertet unter dem Titel: "Homeoffice nach Corona - was die Arbeitgeber anbieten".
    Ergebnis: Der Anteil an Stellenanzeigen mit Homeoffice-Möglichkeit hat sich in den vergangenen fünf Jahren auf knapp 18 Prozent verfünffacht. Auch nach dem Ende der Corona-Pandemie steigt der Anteil von Jobs mit Homeoffice-Angebot deutlich an.
    Dies habe mit einer starken Mangelsituation am Arbeitsmarkt zu tun, erläutert Gunvald Herdin, Arbeitsmarktfachmann der Bertelsmann Stiftung. Diese führe dazu, dass man als Unternehmen "das Netz möglichst breit auswirft". Und eben auch die Möglichkeit anbiete, von Zuhause aus arbeiten zu können. Das erhöhe die Chancen.

    Firmen ohne HO-Angebote weniger attraktiv

    Auch Expertin Rump sieht in dem Fachkräftemangel einen ganz wichtigen Grund, warum Homeoffice weiter auf dem Vormarsch ist. Aber nicht den einzigen. Remote-Arbeiten bediene etwas, was vielen Beschäftigten heute sehr wichtig sei - nämlich dass sie selbstbestimmter über ihre Zeit verfügen können.

    Homeoffice geht immer mit einer höheren Souveränität und Flexibilität von Zeit einher.

    Jutta Rump, Arbeits-Expertin

    Rump ergänzt, das Arbeiten von zu Hause sei nicht mehr diskutabel.

    Darauf müssen die Arbeitgeber reagieren. Und wenn sie es nicht tun, verlieren sie einen Teil ihrer Attraktivität. Das muss man ganz klar so sagen, auch wenn das manche Vorstände nicht hören wollen.

    Jutta Rump, Arbeits-Expertin

    IT-Berufe mit höchster Homeoffice-Quote

    "Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fordern das ein", weiß auch Bertelsmann-Experte Herdin.

    Homeoffice ist inzwischen ein wichtiger Faktor bei der Auswahl des Arbeitgebers.

    Gunvald Herdin, Bertelsmann-Arbeitsmarktexperte

    Das Rad der Zeit lasse sich nicht mehr zurückdrehen, ist er sich sicher. "Warum auch?" - Homeoffice biete ja auch viele Vorteile.

    • Schreibtisch mit schwebender Arbeitsplatte
    • Schreibtisch in einen Schrank integrieren
    • multifunktionale Regalkonstruktionen nutzen
    • Nischen nutzen, zum Beispiel zwischen zwei Schränken
    • Arbeitsbereich und Wohnraum durch Regal oder Vorhang trennen
    • Arbeitsplatz schlicht und dezent gestalten
    • in der Farbgestaltung auf ruhige Töne setzen (z. B. Salbeigrün, Taubenblau oder hellgraue/beide Töne)
    • Bürobedarf in Kisten verschwinden lassen

    Fast schon Standard ist das Angebot bei IT-Stellenanzeigen. Unter den zehn Berufen mit der höchsten Homeoffice-Quote sind allein sieben Berufe aus dem Bereich Software und IT.
    Am anderen Ende der Skala rangieren Handwerksberufe - von der Fleischverarbeitung bis zum Metallbau. "Das hängt oftmals natürlich auch mit den Tätigkeiten selbst zusammen. Wer remote arbeiten möchte, ist überwiegend am Computer tätig. In vielen Berufen ist dies aber nicht möglich", so Herdin und ergänzt: "Da sehen wir eine Schere, die ein stückweit auseinander geht."

    Düsseldorf Homeoffice-Hauptstadt - die meisten Stellenangebote

    Auch regional gibt es deutliche Unterschiede. Wenig überraschend haben sich in Ballungsräumen mehr Unternehmen angesiedelt, die ihren Mitarbeitenden Beschäftigung im Homeoffice anbieten. Homeoffice-Hauptstadt ist der Studie zufolge Düsseldorf, dicht gefolgt von Frankfurt am Main.
    Dort, in der Finanzmetropole, hat die Bundesbank ihre Vorstellungen inzwischen konkretisiert. Jüngst teilte sie mit, dass ihre Mitarbeiter künftig bis zu 60 Prozent Homeoffice machen könnten. Zudem solle es weniger Einzel- und Doppelbüros geben, dafür mehr Großraumflächen.
    Frank Bethmann ist Moderator und Redakteur der ZDF-Börsenredaktion in Frankfurt.

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