Neue Filme und Serien: Die Streaming-Highlights im November

Wenn man es von allen Seiten betrachtet, ist diese Phase im Herbst eigentlich eine sehr angenehme Jahreszeit. Der Weihnachtsstress ist noch nicht da, und deshalb haben wir eher mehr Muße, uns zur Entspannung auf dem Sofa unter die Decke zu kuscheln. Und weil es auf Dauer keinen Spaß macht, immer nur dem Regen da draußen zuzuschauen, passt zur Kuscheldecke doch perfekt ein Abend mit neuen Reportagen, Filmen oder Serien. Darf es spannend und ein bisschen dramatisch sein? Dann passt dieser Tipp perfekt:

In Sachen Familie steht die junge Kommissarin Juliet ziemlich alleine da: Ihre Mutter ist vor Jahren bei einem Autounfall gestorben - jetzt auch ihr Vater. Und ihr Bruder, der offensichtlich ein Drogenproblem hat, ist wie vom Erdboden verschwunden.

Dafür trifft Juliet, als sie nun vorübergehend aus Brüssel in ihre alte Heimat De Haan zurückkehrt, um eine Polizeikollegin zu vertreten, auf ihre Nichte Chloé. Die hatte bislang bei ihrem Großvater gelebt. Und jetzt? Für das 14-jährige Pubertier bleibt eigentlich nur die Lösung, in einer Pflegefamilie unterzukommen, denn Juliet will zurück nach Brüssel.

Zwischen der Kommissarin und ihrer Nichte herrschen folglich Frust und Dauerstress - und dann ist da noch das Mädchen, das im Kanal ertrunken ist. Gefesselt. Also ermordet. Und obwohl die beiden Mädchen sich nur flüchtig vom Sehen kannten, laufen die Handlungsstränge des Mordopfers und der elternlosen Jugendlichen langsam aber sicher zusammen.

Die dreiteilige Serie Juliet verwebt Krimi-Plots (je einer pro 90-Minuten-Folge) und Familiendrama zu einer Gesamtgeschichte, an deren Ende auch (vielleicht) die Antwort auf die Frage wartet, unter welchen Umständen Juliets Vater nun wirklich gestorben ist. Spannend und zugleich unaufgeregt: bester Unterhaltungsstoff für triste Herbstzeiten.

Gleich der erste auch ein großer Wurf: Sebastian Fitzeks Romandebüt "Die Therapie" ist im Jahr 2006 direkt durchgestartet. Die mysteriöse Geschichte von dem verschwundenen Mädchen Josy und der verzweifelten Suche ihres Vaters Viktor Larenz nach seiner Tochter.

Larenz, von Beruf Psychiater, zieht sich aus seinem Job zurück - und begegnet Jahre später einer Frau, die sich wegen ihrer Schizophrenie hilfesuchend an ihn wendet. Erschütternd: Sie hat neue Informationen über die verschwundene Josy. Sechs Folgen umfasst die Romanverfilmung - eine Reise in die Abgründe der menschlichen Psyche.

"Schatz, hast du heute Abend auch Lust auf Zoo?" "Moment, ich mache mal an." Ja, so kann's gehen im Multimedia-Zeitalter. Ein Tastendruck auf der Fernbedienung und schon flimmern Otter, Nashörner, Orang-Utans oder Gorillas über den Bildschirm. Live (donnerstags) oder als Aufzeichnung aus dem Cleveland Metroparks Zoo in Ohio.

Auf die Idee muss man erst mal kommen - noch niedriger sind die Produktionskosten wohl nur bei einer Webcam, die ein statisches Bild von einem Aquarium zeigt. Tierfilmern, die sich monatelang für eine halbe Stunde Film in die Wildnis begeben, kommt wahrscheinlich das kalte Grausen. Der Rest freut sich über putzige Tierjunge und deren Eltern. Ähnlich reizarm und beruhigend wie die Kaminfeuer-DVD aus dem Jahr 1999.

Als wäre das Leben nicht schon verwirrend genug, schickt uns die zweite Staffel von Loki kreuz und quer durch verschiedene Dimensionen und Zeitstrahlen und serviert uns eine falsche Fährte nach der anderen. Loki, der Gott der Täuschung, wandelt auf ganz verschiedenen Pfaden - und kaum haben wir uns an seinen neuen Weg gewöhnt, löst sich dieser auch schon wieder in Rauch auf … Die letzten beiden Folgen dieser wirren Reise starten an den kommenden Freitagen - eine gute Gelegenheit, die Staffel in kürzeren Intervallen zu schauen. Sonst verliert man ja ganz den Überblick!

Es werden immer wieder Stimmen laut, die fordern, die Deutschen sollten die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus, an den Holocaust und die unzähligen Gräueltaten, die zwischen 1933 und 1945 von Deutschland ausgingen, doch besser ruhen lassen. Die Wahrheit ist: Wer nicht daran erinnert, der vergisst. Gegen das Vergessen ist auch dieses Doku-Drama. Es geht um das Leben der Margot Friedländer, die am 5. November 102 Jahre alt wird. Ihre Jugend, wie sie Nazideutschland überlebt hat und die Zeit danach. "Das ist wichtig, dass ich sprechen kann, (…) für alle Menschen, die man unschuldig umgebracht hat", sagt Friedländer am Ende des Films. Hören wir ihr zu.

Morgane Alvaro ist wieder da. Mutter von drei Kindern, ganz schön Ich-zentriert, optisch absolut auffällig und eigentlich ständig peinlich. Ach ja - und unglaublich schlau! Ihre überragende Intelligenz ist wohl auch ursächlich dafür, dass Morgane einfach nichts in ihrem Leben richtig auf die Kette bekommen hat - und dass Männer für gewöhnlich nach kurzer Zeit Reißaus nehmen.

Wie gut, dass sie seit Staffel 1 das eher mittelmäßige (aber sehr herzliche) Kriminalteam der Polizei Lille bei Ermittlungen unterstützt und die Fälle löst. Zu Beginn dieser Staffel allerdings nicht. Da gerät Morgane selbst unter Mordverdacht und landet hinter Gittern. Aber wir können es uns schon denken: Das Problem löst sie irgendwie auch … Sehr, sehr lustig!

Sind die Sketche und Cartoons von Loriot auch heute noch eigentlich so gut, weil sie so alt sind oder obwohl sie so alt sind? Egal, sie sind einfach großartig. Genau deshalb gibt es diese Doku zu Loriots 100. Geburtstag in Spielfilmlänge ja - und außerdem in der Mediathek noch die Filme Ödipussi und Pappa ante Portas sowie jede Menge weitere Klassiker des Humoristen. Muss man nicht mögen, mag man einfach.

Rezeptfrei oder mit Verschreibung: In welchem deutschen Haushalt gibt es eigentlich keine Schmerzmittel? Irgendwie gehören sie dazu - zumindest hin und wieder. Wenn Schmerzmittel aber immer häufiger und höher dosiert eingenommen werden, damit der Alltag reibungslos funktioniert, liegt möglicherweise ein Suchtproblem vor.

Geschätzt sind mehr als 1,6 Millionen Menschen in Deutschland davon betroffen. In dieser Doku kommen drei Menschen mit ihrer Schmerzmittel-Geschichte zu Wort - und wie sie dem Teufelskreis entronnen sind.

Klingelt es noch bei dem Ortsnamen Traben-Trarbach? Genau, dort hat die Polizei im Jahr 2019 ein Serverzentrum hochgenommen, von dem aus weltweit Straftaten im digitalen Raum ermöglicht worden waren. Dies hier ist die Geschichte des ehemaligen Nato-Bunkers und der Akteure aus den Niederlanden, die sich auf fünf Geschossen unter der Erde und hinter sehr, sehr sicheren Betonwänden eingenistet hatten. Willkommen im Darknet!

Jean-Christophe Grangé: Der Name steht für tief-schwarze Thriller, die von der dunklen Seite der menschlichen Existenz erzählen. Die purpurnen Flüsse setzt die fesselnden wie erschütternden Storys seiner Romane im filmischen Serienformat fort und überzeugt mit spannendem Bildschirm-Stoff - und das, obwohl die Geschichten lediglich "nach einer Idee" von Grangé sind.

Das Ermittlerduo Pierre Niémans und Camille Delaunay nun also auf der vierten Etappe mit vier weiteren Fällen. Dunkler wird’s in diesem Jahr nicht mehr!