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Drogen für Deutschland:Wie sich der Kokainhandel verbreitet
von Christopher Stöckle
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Die Nachfrage nach Kokain in Deutschland steigt - und die Kartelle liefern. Das Koks-Business stürzt Länder ins Chaos und führt auch hierzulande zu immer brutalerer Gewalt.
Drogenbanden konkurrieren auch in Deutschland um Reviere, Zugänge und Kontakte. Gewalt und Brutalität erschüttern selbst erfahrene Ermittler. Politik und Behörden sind alarmiert.20.11.2024 | 28:45 min
Kürzlich habe er gelesen, wie zum Mord an einem Kollegen aufgerufen worden sei, erzählt ein BKA-Beamter. Er sitzt vor einem großen Bildschirm und scrollt sich durch abgefangene Chats von Drogenbanden. Namen von Absendern und Empfängern von Kokainlieferungen sind dort zu lesen; Preise, Routen und Übergabeorte. Dazwischen finden sich Fotos von Toten und Gefolterten.
"Es ist schon sehr, sehr aufwühlend zu sehen, dass Menschen vor laufender Kamera zerstückelt und die Einzelteile arrangiert werden, um dann entsprechend präsentiert zu werden", sagt der BKA-Mann. "Es ist sicherlich das Niveau an Gewaltbereitschaft, was ein Mensch in der Lage ist, einem anderen anzutun, was einen immer wieder sehr erschreckt."
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Die Chats geben einen seltenen Einblick in die Welt der Organisierten Kriminalität. Europäische Ermittler-Teams haben seit 2016 verschiedene verschlüsselte Chat-Dienste geknackt, über die sich Drogenhändler freimütig ausgetauscht hatten. Allein in Deutschland liegen laut Bundeskriminalamt (BKA) etwa 150 Millionen Chat- und Sprachnachrichten, Bilder und Videos vor. "Aber dass es dadurch einen Rückgang der Kriminalität gab, dass dadurch weniger Drogen ins Land kamen: Das kann man nicht sagen, nein", sagt der BKA-Beamte.
Europa als zweitwichtigster Kokainmarkt der Welt
Vor allem Kokain überschwemmt derzeit Europa - und Deutschland. Allein in Berlin wird im Jahr mehr als eine Tonne konsumiert. Das legen Abwasserproben nahe. Nach den USA gilt Europa als zweitwichtigster Kokainmarkt der Welt.
In diesem Milliardengeschäft konkurrieren verschiedene Banden und Kartelle um Reviere, Zugänge und Kontakte. Ihre Kämpfe tragen sie inzwischen immer öfter auch hierzulande aus - mit einer für lange Zeit ungeahnten Gewalt und Brutalität, die selbst erfahrene Ermittler erschüttert.
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Kokainschmuggel meist über Hamburg oder Bremerhaven
"Ich bekomme jeden Tag Meldungen zu den größten Durchsuchungsmaßnahmen oder Aufgriffen, die wir getätigt haben und mittlerweile erschrecke ich mich eher, wenn keine Waffe gefunden wird", sagt Werner Turek, stellvertretender Leiter des Zollkriminalamtes. "Deswegen reden wir über eine gefährliche Situation, die ich so in der Vergangenheit nicht kennengelernt habe."
Bei Turek in Köln laufen die Erkenntnisse zum Kokainschmuggel von Ermittlungsbehörden aus dem In- und Ausland zusammen. Diese werden zu einem Risikoprofil verdichtet. Besonderes Augenmerk gilt dabei Schiffscontainern aus Südamerika, die in Hamburg oder Bremerhaven ankommen. Denn ein Großteil des Kokains wird auf dem Seeweg geschmuggelt. "Kokain zu finden in Häfen ist gut. Jedes Gramm, das wir vom Markt nehmen, ist ein gutes Gramm", sagt Turek. "Aber was viel mehr weh tut, ist, in die Logistik einzudringen. Und das muss unser Ziel sein, hier Strukturen zu zerschlagen."
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Kokain mit hohem Reinheitsgrad
Wie viel Kokain auf dem Markt ist, das weiß so genau niemand. Aber es ist wohl viel mehr als angenommen. Das zeigt allein der hohe Reinheitsgrad, den die Droge inzwischen hat.
Dieser hat sich bei nahezu gleichem Straßenpreis in den vergangenen 15 Jahren etwa verdoppelt. Dass vor dem Verkauf offenbar immer seltener gestreckt wird, spricht laut BKA dafür, dass genug Stoff auf dem Markt ist.
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Dealer: Drogenfahnder kommen trotz Erfolgen nicht hinterher
"In den letzten drei, vier, fünf Jahren haben die Polizei und alle sehr viele erwischt", erklärt einer, der mit Kokain handelt. "Aber es ist so viel Kokain da, das merkt man nicht." Es gebe immer irgendwelche Wege.
Zugleich sei das Geschäft aber sehr brutal. "Es muss immer ein Mensch sein Gesicht hinhalten. Und er ist auch verantwortlich für alles. Das heißt, wenn irgendwas passiert und die Ware wird erwischt, muss dieser Mensch bezahlen", sagt der Dealer. "Zahlt er es nicht, zahlt er mit seinem Leben."
Europa und seine Konsumenten stehen zunehmend im Fokus internationaler Kokain-Kartelle. Allein in der Europäischen Union (EU) wurden im Jahr 2022 mehr als 300 Tonnen der Droge beschlagnahmt. Es war das sechste Rekordjahr in Folge. Zuletzt sind die sichergestellten Mengen nochmals gestiegen. Allein im Jahr 2023 wurden in Deutschland etwa 43 Tonnen Kokain abgefangen, in den Niederlanden mehr als 59 Tonnen und in Belgien 116 Tonnen. Vor allem die großen Überseehäfen in Antwerpen, Rotterdam und Hamburg sind Einfallstore für den Kokainschmuggel nach Europa.
Quelle: ZDF
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