Ein AKW-Unfall in der Ukraine hätte wohl auch Folgen für Nachbarländer.
Quelle: Imago
Laut wissenschaftlichen Modellen würde ein schwerer Atomunfall im frontnahen ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja wahrscheinlich Landwirtschaft und Natur in Nachbarländern beeinträchtigen.
Der österreichische Atomexperte Nikolaus Müllner stellte in Wien einen Zwischenbericht zu seinen Forschungen vor. Seine meteorologischen Modellrechnungen ergaben, dass ein Gebiet von 20 bis 30 Kilometern rund um das russisch besetzte AKW mit hoher Wahrscheinlichkeit so mit Cäsium verstrahlt wäre, dass eine Sperrzone eingerichtet werden müsste.
Mit geringerer Wahrscheinlichkeit könnte sich diese Zone in gewissen Richtungen bis zu 200 Kilometer erstrecken, sagte er.
Bei AKW-Unfall: Einschränkungen in Landwirtschaft und Verzehr
Die Studie wurde von der Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) in Auftrag gegeben. Müllner berechnete dafür auch die Ausbreitung von erhöhten Radioaktivitäts-Werten, die zwar nicht zu Sperrzonen, aber zu Einschränkungen in der Landwirtschaft und Fischerei, sowie beim Verzehr von Pilzen und Wildfleisch führen würde.
Davon wäre laut dem Forscher der Universität für Bodenkultur in Wien wahrscheinlich die
Ukraine sowie Nachbarländer wie Russland oder Moldau betroffen.
Laut Modell kein Risiko für Deutschland
Mit einer niedrigeren Wahrscheinlichkeit von 1 zu 100 bis 3 zu 100 könne es zu solchen Folgen auch in Polen, der Slowakei, Tschechien, Ungarn oder Rumänien kommen. Für Deutschland und weiter westliche Länder Europas besteht dieses Risiko laut dem Modell nicht.
Müllner ging für seine Analyse davon aus, dass in einem der sechs AKW-Reaktoren während Kämpfen um die Kontrolle der Anlage ein Fünftel des strahlenden Materials austritt. Konkrete Gesundheitsfolgen für die betroffene Bevölkerung berechnete er bislang nicht.
Das AKW Saporischschja steht seit März 2022 unter russischer Besatzung. Seitdem sind das Kraftwerk und Stromleitungen für die Kühlsysteme im Zuge der Kriegshandlungen mehrfach beschädigt worden, ohne dass Strahlung austrat. Kiew und Moskau machen sich gegenseitig für die Zwischenfälle verantwortlich.
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Quelle: dpa