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Algenschleim auf dem Meer:"Meeresrotz" verdirbt Badeurlaub an der Adria
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Glitschig, glibbrig, eklig: An vielen Stellen der Adria trübt dieses Jahr Schleim den Badespaß. Immerhin: Das Phänomen ist ungefährlich. Und eine positive Entwicklung gibt's auch.
Algenschleim auf dem Meer an der Küste bei Ancona.
Quelle: dpa
Die Adria gehört alles in allem eher zu den friedlichen Meeren - kein Vergleich etwa mit dem Atlantik oder dem Pazifik, die sehr gewaltig werden können. Im Moment allerdings braucht es an der einen oder anderen Stelle der Adria doch einiges an Überwindung, um ins Wasser zu gehen. Was weniger an den Wellen liegt, sondern vielmehr an: Algenschleim.
An verschiedenen Stränden in Italien, aber auch in Kroatien oder Slowenien, treibt dieses Jahr ein glitschig-glibbriger Schaum an der Oberfläche, mal mehr, mal weniger dick, durchsetzt mit kleinen Bläschen. Manchmal sind es nur kleinere Flecken mit viel Platz dazwischen, manchmal aber auch ein dichter Teppich. Die Gesundheit gefährdet der Schleim nach einhelliger Einschätzung der Wissenschaft nicht.
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Vor allem italienische Strände betroffen
Den Anfang nahm die Plage vor ein paar Wochen im Norden, im Golf von Triest. Inzwischen sind weitere Städte betroffen, Ravenna zum Beispiel, die Urlauberhochburg Rimini oder Ancona, noch weiter unten im Süden. Am dortigen Stadtstrand ergab eine Umfrage von Italiens öffentlich-rechtlichem Fernsehsender Rai nahezu unisono: Man kann durchaus ins Wasser, muss aber anschließend unbedingt unter die Dusche. "Klebrig", meint einer der Einheimischen, andere klagen darüber, dass es ziemlich kribbelt auf der Haut.
Mit Algenschleim - oder auch "Meeresrotz", wie manche sagen - haben die Leute hier Erfahrung. Ende der 1980er, Anfang der 1990er war es schon einmal schlimm. Mehrere Jahre hintereinander verdarb die Mucillagine, wie das auf Italienisch heißt, damals das Sommergeschäft. Auch 2006/07 war der Ekelfaktor recht hoch. Bislang war dann nach einigen Tagen oder Wochen aber stets alles wieder vorbei.
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"Schmutziges Meer" schon vor Jahrhunderten
Jetzt, in der Hauptsaison, sind die Sorgen natürlich besonders groß. Aber eigentlich ist das Phänomen viel älter als der Massentourismus. Einer der Ersten, dem es nachweislich auffiel, war der Zisterziensermönch Paolo Boccone.
Der passionierte Botaniker notierte an den Stränden vor Venedig in der Adria schon 1697 "Reste von verflochtenen und verwobenen Fasern, bedeckt mit Schleim". In der Fachliteratur gibt es dafür schon seit anderthalb Jahrhunderten auch den Begriff "mare sporco" ("schmutziges Meer").
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In all der Zeit hat aber noch niemand eine alle überzeugende Erklärung gefunden, warum es in der Adria - woanders übrigens nicht - manchmal solchen Schleim gibt und sie dann wieder längere Zeit verschont wird. Vermutet wird, dass besonders heiße Sommer mit folglich hohen Wassertemperaturen in dem verhältnismäßig kleinen Meer das Wachstum begünstigen - der Klimawandel also?
Adria hat teilweise 30 Grad Wassertemperatur
Der Meeresbiologe Roberto Danovaro von der Universität Ancona sagte der Tageszeitung "La Repubblica": "Die Adria ist ein tropisches Meer geworden. Wir sind jetzt auf dem Niveau der Malediven, nur ohne die tropische Farbe." Vor einigen Tagen wurden tatsächlich 30 Grad Wassertemperatur gemessen - Badewanne nahezu. Dann vermehren sich manche Algenarten besonders gut.
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Vermutet wird auch, dass der viele Regen dieses Frühjahr ungewöhnlich viel Wasser ins Meer gespült hat, was zur Algenblüte beiträgt. Sicher ist, dass Italiens längster Fluss, der Po, enorme Mengen Düngemittel, Pestizide und Fäkalien aus der Landwirtschaft in die Adria spült. "Wenn alle diese Faktoren zusammenkommen, können aus einigen Hundert Algen innerhalb weniger Tage Hunderte Millionen werden", sagt Danovaro.
Bei all den Klagen ist Meeresbiologe Danovaro optimistisch: Alles in allem sei die Adria heute weniger verschmutzt als noch vor 40 Jahren, sagt er. Zudem haben die Forscher festgestellt, dass der Algenschleim derzeit an vielen Stellen quasi schmilzt und sich in weiße Flocken auflöst - ein Zeichen, dass Bakterien im Meer dabei sind, ihn zu zersetzen.
Quelle: dpa
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