Massentourismus: Venedig erhöht Eintritt für Tagesbesucher

    Gegen Massentourismus:Venedig erhöht Eintritt für Tagesbesucher

    |

    Venedig will gegen den Massentourismus vorgehen. Nach einer Testphase sollen Tagesbesucher künftig weiterhin eine Gebühr zahlen. Die wird sich aber deutlich erhöhen.

    Luftaufnahme von Venedig
    Venedig ist bei Touristen beliebt - zu beliebt. Das Mittel dagegen sollen Eintrittspreise für Tagesbesucher sein.
    Quelle: imago images

    Nach dem Ende des weltweit ersten Tests mit einer Gebühr für Tagesbesucher will Venedig auch künftig Eintritt verlangen - allerdings keine fünf Euro mehr, sondern bis zu doppelt so viel. Der Versuch geht an diesem Wochenende nach insgesamt 29 Tagen zu Ende.
    Vom nächsten Jahr an sollen dann bis zu zehn Euro bezahlt werden müssen, wenn es in der Lagunenstadt an der italienischen Adria besonders voll wird.
    Protestanten treffen auf Polizisten in Venedig.
    Die beliebte italienische Lagunenstadt leidet schon länger unter dem Massentourismus. Fünf Euro Eintritt sollen diesen ab heute bändigen. Ein weltweit beispielloses Experiment.25.04.2024 | 1:27 min

    Preise könnten variieren

    Der für die Finanzen zuständige Stadtrat Michele Zuin kündigte in der Lokalzeitung "Il Gazzettino" an, dass von 2025 an zu bestimmten Tagen ein "Grundtarif" gelten soll. Zur genauen Höhe äußerte er sich noch nicht. An "kritischen Tagen" soll jedoch sogar ein Höchsttarif von zehn Euro bezahlt werden müssen. "Auf diese Weise hoffen wir, die Anreisenden zu entmutigen", sagte der Kommunalpolitiker.
    Mit einer offiziellen Bilanz nach den letzten beiden Test-Tagen am Samstag und Sonntag will sich die Stadt noch Zeit lassen. Dazu sollen zunächst die gesammelten Daten ausgewertet werden. Im Grundsatz steht das Vorgehen trotz Kritik auch aus der Bevölkerung aber schon fest: Aus dem Test soll eine Regelung von Bestand werden - nicht an allen Tagen des Jahres, aber in Zeiten großen Betriebs.
    Metropolen in Gefahr: Venedig gegen die Gezeiten": Die Silhouette von Venedig bei Sonnenaufgang.
    Venedig gilt als Traumziel vieler Urlauber. Doch der Massentourismus hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Stadt und ihre Bewohner.05.10.2020 | 44:18 min

    Eintrittsgeld sorgte bislang kaum für Abschreckung

    Alles in allem nahm Venedig mit der neuen Gebühr mehr als zwei Millionen Euro ein. An manchen Tagen wurden mehr als 25.000 zahlende Gäste registriert. Zuverlässige Schätzungen, wie vielen Touristen es gelang, sich vor den fünf Euro zu drücken, gibt es nicht. Fest steht aber: Das eigentliche Ziel - den Massentourismus zu begrenzen, unter dem Venedig leidet wie kaum eine andere Stadt - wurde nicht erreicht.
    Stadtkämmerer Zuin gab zu, dass es "keine großen Abschreckungseffekte" gegeben habe. Das habe aber auch niemand erwartet. "Anders wird es sein, wenn die Zehn-Euro-Höchstgrenze gilt, an Tagen, an denen eine für die Stadt kritische Anwesenheitsschwelle erreicht wird."

    "Venedig ist immer noch zu billig. Es ist keine Tragödie, wenn die Touristen mehr bezahlen."

    Simone Venutini, Tourismus-Stadtrat

    Die Sprecherin der Bürgerinitiative Assemblea per la casa Venezia (Versammlung des Hauses Venedig), Federica Toninello, hingegen sagte dem Fernsehsender Rai zu den bisherigen Erfahrungen: "Das hat der Kommune Geld in die Kasse gebracht, aber es hat nicht funktioniert."
    SPAIN-TOURISM
    Ibiza ist ein beliebtes Ziel für Touristen. Doch viele Insulaner können sich das Wohnen auf der Insel kaum noch leisten. Anna Feist hat sie getroffen.05.06.2024 | 6:44 min

    Hohe Strafen drohen

    Die US-Schriftstellerin Donna Leon, deren Venedig-Krimis zu Welterfolgen wurden, sagte: "Die Behörden wollen doch auch gar nicht, dass es funktioniert: Sie wollen den Tourismus nicht stoppen. Sie wollen mit den Besuchern Geld machen." Leon hat ihr Domizil in Venedig längst aufgegeben.
    Die Regelung galt an insgesamt 29 Tagen. Grundsätzlich wurden in der Zeit zwischen 8.30 Uhr und 16.00 Uhr fünf Euro Eintritt fällig. Dazu konnte man sich übers Internet einen QR-Code besorgen und aufs Handy laden. Andernfalls drohten bis zu 300 Euro Strafe - tatsächlich bezahlen musste aber niemand so viel.

    Maßnahme gegen Massentourismus
    :Venedig verbietet große Reisegruppen

    Die Behörden in Italien gehen weiter im Kampf gegen den Massentourismus vor. Nun haben sie ein Verbot von großen Reisegruppen und Lautsprechern beschlossen. Dies gilt ab Sommer.
    Touristen in Venedig

    Schäden durch Millionen Touristen

    Mit geschätzt etwa 15 Millionen Gästen pro Jahr gehört Venedig zu den meistbesuchten Städten der Welt. Der Massentourismus bringt viel Geld in die Kassen, richtet aber auch erhebliche Schäden an. Heute leben im Zentrum mit seinen Hunderten Kanälen keine 50.000 festen Einwohner mehr. Dafür gibt es mehr als 50.000 Gästebetten. An vielen Tagen ist in den engen Gassen rund um Markusplatz und Rialtobrücke kaum noch ein Durchkommen.
    Vergangenes Jahr war die Stadt in Italien kurz davor, von den Vereinten Nationen auf eine Rote Liste des gefährdeten Weltkulturerbes gesetzt zu werden. Auch mithilfe der Gebühr konnte dies verhindert werden. Dabei gab es eine ganze Reihe von Ausnahmen: Einheimische, Hotelgäste und Kinder unter 14 Jahren beispielsweise müssen bislang nichts bezahlen. Dabei soll es auch bleiben.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

    Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

    Quelle: dpa
    Thema

    Mehr zum Thema Massentourismus