1 (-) Die Soziologin Eva Illouz geht in ihren Büchern der Frage nach, ob es eine Liebe geben kann jenseits der Erfüllung kapitalistischer Versprechen. In »Warum Liebe endet« gibt sie dem Thema eine ganz andere Perspektive und erforscht, was in romantischen Hollywood- Filmen keinen Platz hat: Sie schreibt über das Ende der Liebe. Eine erhellende Studie, die das moderne Liebeskonzept radikal hinterfragt. 137 Punkte
2 (-) Alkohol ist die Gesellschaftsdroge Nummer eins. Aber warum trinkt man eigentlich? Um die eigenen Schwächen zu verbergen? Um Probleme zu vergessen? Um sich besser zu fühlen? Die Amerikanerin Leslie Jamison schildert in ihrem sehr persönlichen Essay, warum sie sich fast um den Verstand getrunken hat – und was ihre Rettung war. Ein ehrliches Buch, das die Droge Alkohol von ihrem Mythos befreit. 109 Punkte
3 (-) Der Populismus geht um in Europa. Dabei kann er sich in rechtsnationalem oder linkem Gewand zeigen. Doch was ist den beiden Tendenzen gemein? Und wie ist deren Nähe zu erklären? Der Bremer Politologe Philip Manow liefert hierzu eine vergleichende Analyse. Und zeigt: Wer von Populismus reden will, muss die ökonomischen Verhältnisse verstehen, in denen wir leben. 73 Punkte
4 (2) Der Rechtsruck bedroht die westlichen Demokratien. Wilhelm Heitmeyer hat diese Tendenzen frühzeitig thematisiert. 2001 warnte er, die Globalisierung gehe mit einem sozialen Kontrollverlust einher, der zum Aufstieg des autoritären Kapitalismus und zu Rechtspopulismus führe. In seinem neuen Buch knüpft er an diese Analysen an und macht sie für eine Diagnose der aktuellen Situation fruchtbar. 35 Punkte
4 (-) Der Zeithistoriker Volker Ullrich stellt in seiner Hitler-Biografie eine provokante Frage: Wäre der Holocaust auch ohne den Diktator möglich gewesen? Auf Basis aktueller Quellen macht er klar, dass sich der NS-Staat nur dank der breiten Unterstützung der Bevölkerung halten konnte. Zudem diskutiert er die Gründe für Hitlers Fall und präsentiert den Status quo der NS-Forschung. 35 Punkte
4 (-) Der Astronom Johannes Kepler erhält 1615 die Nachricht, dass seine Mutter wegen Hexerei angeklagt wurde. Kepler macht sich auf, um die Verteidigung seiner Mutter vor Gericht zu übernehmen. Die Historikerin Ulinka Rublack rekonstruiert den Fall und zeigt eine faszinierende Welt im Wandel, zwischen Naturwissenschaft und Magie, vernunftgeleiteter Moderne und dem Terror der Hexenverfolgung. 35 Punkte
7 (-) Dieser Band würdigt den 2016 verstorbenen Schriftsteller Roger Willemsen in seiner Eigenschaft als Musik-Enthusiast. Die Musik war sein wichtigstes Genre – Willemsen nahm nichts so ernst wie den Jazz oder die Klassik. Nun gibt es Willemsens brillante Aufsätze über seine wichtigste Liebhaberei, die den bislang größten deutschen Essayisten des 21. Jahrhunderts zurück ins Gedächtnis holt. 28 Punkte
8 (-) Die US-amerikanische Autorin Masha Gassen erzählt die Geschichte Russlands von den Achtzigerjahren bis heute, indem sie vier Menschen der Generation 1984 porträtiert. Dabei fragt sie, wie sich das ex-sowjetische Land, trotz hehrer Demokratie- Versprechen, in ein Paradies für Oligarchie und Korruption verwandeln konnte. Ein Russland-Buch, das man gelesen haben muss, um den Osten zu verstehen. 22 Punkte
9 (-) Die Welt wird entwertet: Nichts scheint mehr vor dem menschlichen Zugriff geschützt zu sein. Aber warum zerstören wir uns selbst? Warum schafft sich der Mensch freiwillig ab? Der Ökonom Raj Patel und der Soziologe Jason Moore zeigen, wie die Welt an unserem Konsum zugrunde geht – und wie wir aus dem Teufelskreis der Billig-Ökonomie ausbrechen können. Ein Buch gegen den Zeitgeist. 21 Punkte
10 (4) Gleich zu Beginn ihres autobiografischen Essays stellt Virginie Despentes klar, für wen sie schreibt: für die Unzufriedenen, die Ausgegrenzten, für die, die in keine Schublade passen. Ein wütendes feministisches Pamphlet gegen Männlichkeitswahn, das Opferdasein und die Beschränkung des Menschen auf Geschlechter- und Rollenklischees. Zudem ein Plädoyer für das Recht auf Selbstbestimmung. 33 Punkte
10 (-) Was passiert, wenn wir sterben? Was passiert mit dem Körper, wenn wir tot sind? Wie entstehen Trauer und Schmerz? Und wie gehen wir damit um? Der Journalist des SZ-Magazins verfolgt die Reise des Körpers von der Leichenschau bis zur Bestattung und stellt die Frage, was der Tod für jene bedeutet, die zurückbleiben. Eine der aufwendigsten und akribischsten Studien über das Sterben. 20 Punkte
Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur), Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (DIE ZEIT), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Inge Kutter (DIE ZEIT), Hannah Lühmann (DIE WELT), Ijoma Mangold (DIE ZEIT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Christoph Möllers (HU Berlin), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT), Julia Voss (Leuphana-Uni Lüneburg)