1 (7) Die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann ist auch ein Mythos: Ihre Auftritte, ihre Beziehungen zu Paul Celan und Max Frisch, ihre glamouröse Aura und ihr mysteriöser Tod machten sie zu einer der faszinierendsten Intellektuellen der Nachkriegsgeschichte. Ina Hartwig hat endlich eine entmystifizierende Biografie über diese ehrgeizige, so fragile wie derbe Diva geschrieben, die ein Medienprofi war. 98 Punkte
1 (-) Kaum ein Schriftsteller hat gleichermaßen so viele Fans und Gegner wie der Franzose Michel Houellebecq. Er gilt als Provokateur, schillernder Intellektueller und scharfsinniger Diagnostiker unserer Zeit. Die FAS-Journalistin Julia Encke hat den Künstler mehrmals getroffen. Jetzt legt sie ein Porträt vor, das sich dem Phänomen Houellebecq pünktlich zu seinem 60. Geburtstag vorsichtig nähert. 98 Punkte
3 (-) Dies ist nicht einfach nur eine Literaturgeschichte, sondern eine erhellende Analyse der Wechselbeziehung zwischen Globalisierung und literarischer Genese: Die Literaturwissenschaftlerin Sandra Richter erklärt die Entstehung deutschsprachiger Literatur im Zusammenhang der Weltgeschichte und macht die kulturellen Einflüsse verschiedener Epochen transparent: von den Minnesängern bis zu Herta Müller. 70 Punkte
4 (2) Die Studie des Historikers Ibram Kendi ist ein halbes Jahr vor dem Wahlsieg von Donald Trump erschienen. Jetzt liegt das Buch auf Deutsch vor: In der Chronik, die von den Puritanern bis zur Black-Lives- M atter-B ewegung reicht, zeigt der Historiker, warum die Gesellschaft der USA nach wie vor auf rassistischen Werten basiert. Ein Buch, so schmerzhaft wie informativ. 61 Punkte
5 (1) Der Kulturwissenschaftler Andreas Bernard hat eine packende Studie über die Genese des Selbst in der digitalen Kultur verfasst. Bernards Befund: Die Techniken der Selbstdarstellung haben ihre Ursprünge im 19. Jahrhundert, als in Gefängnissen und Psychiatrien zur Kontrolle von Straftätern die Profilerstellung entwickelt wurde. Heute geben wir unsere Profildaten an Google und Facebook freiwillig heraus. 54 Punkte
6 (3) Warum stieg Europa in der Renaissance zur Weltdominanz auf? Diese Frage beantwortet der Historiker Bernd Roeck in seinem faszinierenden, faktenreichen Panorama. Seine Gründe für den Siegeszug seit 1500: Die italienische Kunst, die Ideen des Humanismus, der Rückbezug auf die Antike, die Technikbegeisterung, aber auch die Kolonialisierung machten den Kontinent selbstbewusst. 33 Punkte
7 (4) Der Soziologe Andreas Reckwitz hat eine originelle Generaltheorie unserer Epoche vorgelegt: Nach der industriellen Moderne herrsche im Westen ein Kulturkapitalismus, der wieder soziale Klassen kenne, die sich aber nach kultureller Dominanz sortieren. Reckwitz erzählt, wie der Drang zum Singulären den nach Gleichheit ablöst – und so neue Eliten und Abgehängte, Spaltungen und Konflikte entstehen. 32 Punkte
8 (-) Gibt es das Nichts? Sind Raum und Zeit nur Illusionen? Reicht unser Verstand aus, um das All zu verstehen? Das sind die Fragen, mit denen sich der Wissenschaftsjournalist Stefan Klein beschäftigt. Seine Sprache ist schnörkellos, seine Beschreibungen physikalisch genau, ohne unverständlich zu sein. Ein Buch, das den Rätseln der Welt kenntnisreich auf den Grund geht. 30 Punkte
8 (-) Die Gesellschaft driftet auseinander: Die einen suchen Heil im digitalen Fortschritt, die anderen verteidigen einen reaktionären Kulturbegriff. Wie kam es zu dieser Spaltung? Der Philosoph Guillaume Paoli erkennt im Liberalismus der siebziger Jahre den Anfang einer »anthropologischen Mutation« und meint: Die Entfremdung von einem kollektiven Sinnzusammenhang ist das zentrale Problem unserer Zeit. 30 Punkte
10 (-) Der Soziologe Niklas Luhmann versprach 1967, innerhalb von 30 Jahren eine Analyse der gesamten Gesellschaft vorzulegen. Er hielt Wort: 1997 kam sein Opus magnum heraus. Was bisher nicht jeder wusste: Er schrieb es immer wieder um. Jetzt hat der Suhrkamp Verlag das Ursprungsmanuskript veröffentlicht, das auf über 1000 Seiten tiefen Einblick in Luhmanns Denken gibt – detailliert wie nie zuvor. 25 Punkte
Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur), Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Svenja Flaßpöhler (Deutschlandfunk Kultur), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (DIE ZEIT), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Ekkehard Knörer (Merkur), Inge Kutter (DIE ZEIT), Hannah Lühmann (DIE WELT), Ijoma Mangold (DIE ZEIT), Tania Martini (taz), Christoph Möllers (HU Berlin), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT), Julia Voss (Leuphana-Uni Lüneburg)
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