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Die Sachbuch-Bestenliste für September 2018

Von ZDF, Deutschlandfunk Kultur und DIE ZEIT

Steven Levitsky/Daniel Ziblatt: Wie Demokratien sterben, A. d. Engl. v. Klaus-Dieter Schmidt; Deutsche Verlags-Anstalt; 320 S., 22,– €
Steven Levitsky/Daniel Ziblatt: Wie Demokratien sterben, A. d. Engl. v. Klaus-Dieter Schmidt; 320 S., 22,– €
Quelle: Deutsche Verlags-Anstalt

1 (1) Demokratien sterben mit einem Knall oder mit einem Wimmern – wobei das Sterben mit einem Wimmern üblicher ist. Und gefährlicher, weil die Bürger erst aufwachen, wenn es zu spät ist. Mit Blick auf die USA, Lateinamerika und Europa zeigen die Politologen Levitsky und Ziblatt, wie demokratische Prozesse ausgehöhlt werden. Und sie sagen, was wir tun können, um solche Entwicklungen zu stoppen. 89 Punkte

Farrow Ronan: Das Ende der Diplomatie. Warum der Wandel der amerikanischen Außenpolitik für die Welt so gefährlich ist
Farrow Ronan: Das Ende der Diplomatie. Warum der Wandel der amerikanischen Außenpolitik für die Welt so gefährlich ist; A. d. Engl. v. Helmut Dierlamm, Heide Lutosch, Hans-Peter Remmler und Gabriele Würdinger, 480 S., 22,– €
Quelle: Rowohlt

2 (-) Amerikas Außenpolitik dankt ab. Immer mehr Diplomaten-Büros im State Department stehen leer. Weil zivile Optionen schwinden, bleibt am Ende nur die militärische. Die Kriegsgefahr wächst. In seinem Buch warnt der Ex-Diplomat Ronan Farrow vor den desaströsen Folgen dieser Politik und zeigt verstörende Beispiele aus Afghanistan und Irak, Somalia, Syrien und Ägypten. Ein Warnruf, der gerade Europäer aufschrecken muss. 62 Punkte

Catrin Misselhorn: Grundfragen der Maschinenethik
Catrin Misselhorn: Grundfragen der Maschinenethik, 283 S., 9,80 €
Quelle: Reclam

3 (-) Maschinen werden immer selbständiger, autonomer, intelligenter. Ihr Vormarsch ist kaum mehr zu stoppen. Dabei geraten sie in Situationen, die moralische Entscheidungen verlangen. Doch können Maschinen überhaupt moralisch handeln? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Philosophin Catrin Misselhorn. Sie erläutert die Grundlagen einer neuen Disziplin an der Schnittstelle von Philosophie, Informatik und Robotik. 58 Punkte

Valentin Groebner: Geschichtstourismus und die Sehnsucht nach dem Authentischen
Valentin Groebner: Geschichtstourismus und die Sehnsucht nach dem Authentischen, 224 S., 20,– €
Quelle: S. Fischer

4 (-) Geschichtstourismus liegt im Trend. Aber warum eigentlich? Was suchen wir im "Retroland"? Historische Altstädte, Kolonialidyllen und urtümliche Alpendörfer: Wir reisen an Orte, an denen die Zeit vermeintlich stehengeblieben ist. Der Historiker Valentin Groebner erzählt von den Hotspots des Geschichtstourismus und über die falsche Hoffnung, dort das Paradies zu finden. 56 Punkte

Adam Tooze: Crashed. Wie zehn Jahre Finanzkrise die Welt verändert haben
Adam Tooze: Crashed. Wie zehn Jahre Finanzkrise die Welt verändert haben, A. d. Engl. v. Norbert Juraschitz, Karsten Petersen, Thorsten Schmidt; 800 S., 38 ,– €
Quelle: Siedler

5 (-) Als die US-Großbank Lehman Brothers 2008 zusammenbrach, war dies der Tiefpunkt der Finanzkrise. Und obwohl der totale Kollaps verhindert wurde, ist die Krise noch lange nicht Geschichte. Der britische Historiker Adam Tooze zeigt: Durch die Finanzkrise ist nicht nur die Stabilität Europas ins Wanken geraten, sie hat auch das Vertrauen in die Kraft der Globalisierung erschüttert – und so zum Aufstieg der Populisten beigetragen. 49 Punkte

Hanno Rauterberg:  Wie frei ist die Kunst?
Hanno Rauterberg: Wie frei ist die Kunst?, 141 S., 14,– €
Quelle: Edition Suhrkamp

6 (-) Gemälde werden abgehängt, Skulpturen vernichtet, Filmhelden ausradiert: Ein heftiger Kulturkampf durchzieht die Museen, Kinos und Theater. Droht das Ende der Kunstfreiheit, wie es manche sagen? Eine Zensur von unten? Hanno Rauterberg zeigt, was sich hinter der Debatte verbirgt. Warum wirken Bilder so bedrohlich? Gefährdet politische Korrektheit die Autonomie der Künstler? Ein Essay über die wichtigste Kunstdebatte seit Langem. 47 Punkte

David Graeber: Bullshitjobs
David Graeber: Bullshitjobs, A. d. Engl. v. Sebastian Vogel; 464 S., 26,– €
Quelle: Klett-Cotta

7 (-) Im Zuge des technischen Fortschritts sind zahlreiche Arbeitsplätze durch Maschinen ersetzt worden. Trotzdem ist die durchschnittliche Arbeitszeit nicht etwa gesunken, sondern auf durchschnittlich 41,5 Wochenstunden gestiegen. Wie konnte es dazu kommen? David Graeber zeigt in seinem bahnbrechenden Buch, warum immer mehr überflüssige Jobs entstehen und welche verheerenden Konsequenzen dies für unsere Gesellschaft hat. 46 Punkte

Carlo Rovelli: Die Ordnung der Zeit
Carlo Rovelli: Die Ordnung der Zeit, A. d. Ital. v. Enrico Heinemann; 192 S., 20,– €
Quelle: Rowohlt

8 (-) Kaum etwas interessiert Physiker so sehr wie der Begriff der Zeit. Seit Einstein sie mit der Raumzeit zusammengepackt und der Gravitation unterworfen hat, wird sie von großen Wissenschaftlern umrätselt. Wenn es um die großen Theorien geht, kommen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zwar nicht mehr vor. Aber geht es wirklich ganz ohne die Zeit? Um diese Frage dreht sich das aufregende Buch des italienischen Ausnahme-Physikers Carlo Rovelli. 41 Punkte

Birgit Schneider: Klimabilder. Eine Genealogie globaler Bildpolitiken von Klima und Klimawandel
Birgit Schneider: Klimabilder. Eine Genealogie globaler Bildpolitiken von Klima und Klimawandel, 464 S., 32,– €
Quelle: Matthes & Seitz

9 (-) Unsere Vorstellung vom Klimawandel stammt aus Bildern, mit denen die Wissenschaft ihre Erkenntnisse sichtbar macht. Diese Bilder müssen gedeutet werden, um ihre Aussagekraft offenzulegen. Genau dies unternimmt Birgit Schneider in ihrer politisch brisanten Untersuchung. Die Studie ist nicht zuletzt wichtig, um die Argumentationen derjenigen zu entkräften, die Klimawandel noch immer als offene Frage inszenieren. 38 Punkte

Madeleine Albright: Faschismus. Eine Warnung
Madeleine Albright: Faschismus. Eine Warnung, A. d. Engl. v. Bernhard Jendricke und Thomas Wollermann; 321 S., 24,– €
Quelle: Dumont

10 (-) Weltweit kommt es zu einem Wiedererstarken anti-demokratischer, repressiver und zerstörerischer Kräfte. Die ehemalige amerikanische Außenministerin Madeleine Albright zeigt, welche großen Ähnlichkeiten diese Tendenzen mit dem Faschismus des 20. Jahrhunderts haben. Auf Grundlage ihrer Familiengeschichte und ihrer diplomatischen Karriere zeichnet sie die Gründe für die Rückkehr des Faschismus nach – und bietet klare Lösungsansätze. 33 Punkte

Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.

Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur), Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (DIE ZEIT), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Inge Kutter (DIE ZEIT), Hannah Lühmann (DIE WELT), Ijoma Mangold (DIE ZEIT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Christoph Möllers (HU Berlin), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT), Julia Voss (Leuphana-Uni Lüneburg)

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