1 (-) Der Soziologe Andreas Reckwitz hat eine originelle Generaltheorie unserer Epoche vorgelegt: Nach der industriellen Moderne herrsche im Westen ein Kulturkapitalismus, der wieder soziale Klassen kenne – die sich aber nach kultureller Dominanz sortieren. Reckwitz erzählt, wie der Drang zum Singulären den nach Gleichheit abgelöst hat – und dabei neue Eliten und Abgehängte, Spaltungen und Konflikte entstehen.
2 (-) Seit die AfD in den Bundestag eingezogen ist, kommt niemand mehr um die Frage herum: Soll man die Rechten ausgrenzen, oder soll man die Diskussion suchen? Per Leo, Maximilian Steinbeis und Daniel-Pascal Zorn haben sich für die Auseinandersetzung entschieden. Ihr Leitfaden zeigt, wie man aus der Sackgasse von rechten wie linken Diskursritualen herausfindet. Suche den Streit!
3 (-) Die Erfolge der AfD drohen zu schleifen, was vor wenigen Jahren schon fast als Konsens galt: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Ther erinnert daran, dass die Geschichte Europas ohne Flüchtlinge nicht zu denken ist. Er analysiert Gründe für Flucht und Vertreibung, von den Hugenotten bis zu den Tataren, und legt dar, warum die Aufnahme von Flüchtlingen für Europa stets ein Segen war.
4 (-) Er ist einer der bedeutendsten Denker der Philosophiegeschichte – und zugleich der politisch folgenreichste: Karl Marx bekommt vom Journalisten Jürgen Neffe eine umfassende Biografie. Seine Lebensstationen werden ebenso anschaulich erzählt wie seine intellektuelle Entwicklung gedeutet. Die verschiedenen Rollen von Marx werden sichtbar: Journalist, Revolutionär, Philosoph, Politiker und Privatmann.
5 (-) 2011 brach die Soziologin Hochschild auf zu einer Safari durch Louisiana: Im zweitärmsten Bundesstaat der USA traf sie Stahlarbeiter mit Hass auf Washington und Angst um die Zukunft, Südstaaten-Rassisten und verarmte Familien. Herausgekommen ist eine Reportage, die zeigt: Mit Trump-Wählern beim Hechte-Angeln zu diskutieren überwindet nicht die gesellschaftliche Spannung. Aber es hilft, sie zu verstehen.
6 (-) Seit wann gibt es den aufrechten Gang und seit wann die Monogamie? Wie entstand die Sprache? Jürgen Kaube kehrt zu den Anfängen der Menschheitsgeschichte zurück, um zu erklären, wie das entstand, was heute unsere Gesellschaft und unser Menschsein ausmacht. Es hätte natürlich auch alles anders kommen können. Er beschreibt, wie Epen und die Geschichtsschreibung unser Verständnis der Welt bis heute prägen.
7 (-) Bis zum Zweiten Weltkrieg war es der Dreißigjährige Krieg, der als Referenzgröße wahren Schreckens und schlimmster Verwüstung galt. Herfried Münkler erzählt, wie dieser Krieg, der nicht nur ein Drittel der Bevölkerung das Leben kostete, sondern auch die europäische Staatenordnung zerstörte, der Anfang einer neuen Epoche wurde und eine entscheidende Friedensordnung zuwege brachte.
7 (-) Gerd Koenen erzählt auf mehr als tausend Seiten eine umfassende Geschichte des Kommunismus zwischen Revolution und Terror, Kunst und Propaganda, Utopie und Parteiapparat. Karl Marx spielt natürlich eine Schlüsselrolle. Aber auch die realpolitische Umsetzung der marxistischen Ideen in Russland und China werden als breites Schlachtenpanorama dargestellt.
9 (-) Die Journalistin Souad Mekhennet berichtet von ihren investigativen Recherchen hinter den Kulissen des islamistischen Terrors. Diese führten sie in den Irak, nach Pakistan, in den Libanon und in den Maghreb, wo sie den IS-Henker Mohammed Emwazi enttarnte, den Anführer von Al-Kaida interviewte und aufdeckte, dass der Deutschlibanese Khaled El-Masri von der CIA entführt und gefoltert wurde.
10 (-) Emmanuelle Loyer zeichnet das Leben und den intellektuellen Werdegang des weltberühmten Anthropologen Claude Lévi-Strauss nach. Sie beleuchtet seine persönliche Entwicklung, seine Expeditionen nach Brasilien und sein Leben im amerikanischen Exil. Lévi-Strauss schrieb Wissenschaftsgeschichte, indem er den ethnologischen Strukturalismus begründete. Sein Werk prägt unser Denken bis heute.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur), Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Svenja Flaßpöhler (Deutschlandfunk Kultur), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (DIE ZEIT), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Ekkehard Knörer (Merkur), Inge Kutter (DIE ZEIT), Hannah Lühmann (DIE WELT), Ijoma Mangold (DIE ZEIT), Tania Martini (taz), Christoph Möllers (HU Berlin), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT), Julia Voss (Leuphana-Uni Lüneburg)