1. (-) Die Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen stehen an – und wie so oft drehen sich die Debatten über Ostdeutschland im Kreis. Die einen klagen über Demütigungen nach der Wende, die anderen über fehlende Demokratiefähigkeit. Der Soziologe Steffen Mau sucht einen Ausweg aus dem Teufelskreis aus Vorwürfen. Sein Vorschlag: Der Osten muss einen eigenen Zugang zur Demokratie finden. 92 Punkte
2. (-) Nicht erst seit der Wende zum E-Auto spielt die Batterie eine wichtige Rolle in unserem Alltag. Ein zentraler Bestandteil: Das Metall Kobalt, das aus den einsturzgefährdeten Mienen des Kongos stammt. Der Ökonom und Aktivist Siddharth Kara legt Lieferketten offen und spricht mit den Menschen, die vom Kobalt abhängig sind. Ein schockierender Blick in die Abgründe der Globalwirtschaft. 84 Punkte
3. (-) Die AfD ist stärker denn je. Wie konnte es soweit kommen? Daniel Mullis‘ These: In Krisenzeiten ist auch die Mitte der Gesellschaft empfänglich für rechte Narrative. Welche Ängste, Sehnsüchte und Ressentiments liegen diesen Erfolgen zugrunde? Eine fundierte Analyse des deutschen Gefühlhaushalts, basierend auf jahrelangen Interviews. 70 Punkte
4. (2) Würden alle Armut-Betroffenen der USA einen Staat gründen, wäre die Bevölkerung größer als Australien. Wie konnte es im reichsten Land der Welt soweit kommen? Der Pulitzer-Preisträger Matthew Desmond analysiert diverse Ursachen, vom Niedergang der Gewerkschaften bis zur Macht der Konzerne. Sein Plädoyer: Jeder muss bei sich selbst ansetzen – denn Armut existiert, weil es Profiteure gibt. 45 Punkte
5. (-) Demokratie muss erst erlernt werden, davon ist Marina Weisband überzeugt. Schulen lassen mit ihren starren Stundenplänen jedoch wenig Platz für Mitbestimmung. Seit Jahren geht die ehemalige Politikerin deshalb in Klassenzimmer, um demokratische Selbstwirksamkeit zu unterrichten. Ein Fahrplan, wie es gelingen könnte, zukünftige Generationen gegen die populistische Versuchung zu immunisieren. 38 Punkte
6. (-) Von Klimahandeln bis zur Reichensteuer: Politische Lösungen für die Krisen unserer Zeit sind bekannt. Trotzdem setzen wir sie selten um. Woran liegt das? Der Oxford-Politikprofessor Ben Ansell zeigt, wie der individuelle Egoismus demokratischen Idealen oft entgegensteht. Ein Plädoyer, unsere sozialen Normen zu ändern, um politische Versprechen in Zukunft wirkungsvoller verwirklichen zu können. 30 Punkte
7. (-) Das britische Kolonialreich wird oft zur Herrschaft zum Wohle der Beherrschten verklärt. Doch brachte es Indien wirtschaftlichen Niedergang und Hungersnöte mit Millionen Toten. In einem faktenreichen Essay räumt der indische Politiker und Intellektuelle Shashi Tharoor die Legende des aufgeklärten Despotismus ab – und zeigt, wie die Schatten des Kolonialismus bis heute fortwirken. 28 Punkte
8. (-) Die Verschwörung eines kleinen Kreises konservativer Militärs – so lautet der Mythos über den 20. Juli. In Wirklichkeit waren rund 200 Personen aus verschiedenen politischen Lagern am Hitler-Attentat beteiligt. Die Journalistin Ruth Hoffmann klärt über die wahren Hintergründe auf – und zeigt, wie der Mythos bis heute politisch instrumentalisiert wird. 27 Punkte
9. (1) Ob Bourdieu in Algier, Foucault in Tunis oder Barthes in Casablanca – das Denken vieler französischer Philosophie-Stars wurde maßgeblich durch ihre Kolonialerfahrung geprägt. In acht Porträts erzählt der Kulturhistoriker Onur Erdur von diesen Schlüsselerlebnissen. Er zeigt: Der Ursprung des Poststrukturalismus liegt weniger in Pariser Bibliotheken als in den Straßen Nordafrikas. 25 Punkte
10. (-) Welle eins, zwei, drei: Bei den Strömungen des Feminismus kann man schnell den Überblick verlieren. Dabei ist der Widerstand gegen das Patriarchat älter als der Begriff selbst, er geht wohl zurück bis in die Steinzeit. Die Autorin Agnes Imhof stellt die wichtigsten Thesen und Werke aller Epochen und Kontinente vor. Über eine diverse Bewegung, verbunden durch den Kampf um die Freiheit der Frau. 16 Punkte
Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Marlen Hobrack (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (ZEIT-Stiftung), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Hannah Lühmann (DIE WELT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Peter Neumann (DIE ZEIT), Catherine Newmark (Deutschlandfunk Kultur), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Anna-Lena Scholz (DIE ZEIT), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT), Florian Felix Weyh (Deutschlandfunk Kultur)