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Die Sachbuch-Bestenliste für Juli-August 2024

Von ZDF, Deutschlandfunk Kultur und DIE ZEIT

Eine Jury aus 30 Kritikerinnen und Kritikern von ZDF, Deutschlandfunk Kultur und DIE ZEIT empfiehlt monatlich zehn herausragende Bücher.

Videolänge:
6 min
Datum:
26.06.2024
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 26.06.2025
Steffen Mau, Ungleich vereint. Warum der Osten anders bleibt, Suhrkamp, 168 Seiten, 18,– €
Steffen Mau, Ungleich vereint. Warum der Osten anders bleibt, Suhrkamp, 168 Seiten, 18,– €

1. (-) Die Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen stehen an – und wie so oft drehen sich die Debatten über Ostdeutschland im Kreis. Die einen klagen über Demütigungen nach der Wende, die anderen über fehlende Demokratiefähigkeit. Der Soziologe Steffen Mau sucht einen Ausweg aus dem Teufelskreis aus Vorwürfen. Sein Vorschlag: Der Osten muss einen eigenen Zugang zur Demokratie finden. 92 Punkte

Siddharth Kara, Blutrotes Kobalt. Der Kongo und die brutale Realität hinter unserem Konsum, A. d. Amerikanischen von H. Freundl, HarperCollins, 366 Seiten, 26,– €
Siddharth Kara, Blutrotes Kobalt. Der Kongo und die brutale Realität hinter unserem Konsum, A. d. Amerikanischen von H. Freundl, HarperCollins, 366 Seiten, 26,– €

2. (-) Nicht erst seit der Wende zum E-Auto spielt die Batterie eine wichtige Rolle in unserem Alltag. Ein zentraler Bestandteil: Das Metall Kobalt, das aus den einsturzgefährdeten Mienen des Kongos stammt. Der Ökonom und Aktivist Siddharth Kara legt Lieferketten offen und spricht mit den Menschen, die vom Kobalt abhängig sind. Ein schockierender Blick in die Abgründe der Globalwirtschaft. 84 Punkte

Daniel Mullis, Der Aufstieg der Rechten in Krisenzeiten, Reclam, 336 Seiten, 22,– €
Daniel Mullis, Der Aufstieg der Rechten in Krisenzeiten, Reclam, 336 Seiten, 22,– €

3. (-) Die AfD ist stärker denn je. Wie konnte es soweit kommen? Daniel Mullis‘ These: In Krisenzeiten ist auch die Mitte der Gesellschaft empfänglich für rechte Narrative. Welche Ängste, Sehnsüchte und Ressentiments liegen diesen Erfolgen zugrunde? Eine fundierte Analyse des deutschen Gefühlhaushalts, basierend auf jahrelangen Interviews. 70 Punkte

Matthew Desmond, Armut. Eine amerikanische Katastrophe, A. d. Amerikanischen von J. Neubauer, Rowohlt Polaris, 304 Seiten, 20,– €
Matthew Desmond, Armut. Eine amerikanische Katastrophe, A. d. Amerikanischen von J. Neubauer, Rowohlt Polaris, 304 Seiten, 20,– €

4. (2) Würden alle Armut-Betroffenen der USA einen Staat gründen, wäre die Bevölkerung größer als Australien. Wie konnte es im reichsten Land der Welt soweit kommen? Der Pulitzer-Preisträger Matthew Desmond analysiert diverse Ursachen, vom Niedergang der Gewerkschaften bis zur Macht der Konzerne. Sein Plädoyer: Jeder muss bei sich selbst ansetzen – denn Armut existiert, weil es Profiteure gibt. 45 Punkte

Marina Weisband, Die neue Schule der Demokratie, S. Fischer, 176 Seiten, 22,– €
Marina Weisband, Die neue Schule der Demokratie, S. Fischer, 176 Seiten, 22,– €

5. (-) Demokratie muss erst erlernt werden, davon ist Marina Weisband überzeugt. Schulen lassen mit ihren starren Stundenplänen jedoch wenig Platz für Mitbestimmung. Seit Jahren geht die ehemalige Politikerin deshalb in Klassenzimmer, um demokratische Selbstwirksamkeit zu unterrichten. Ein Fahrplan, wie es gelingen könnte, zukünftige Generationen gegen die populistische Versuchung zu immunisieren. 38 Punkte

Ben Ansell, Warum Politik so oft versagt, A. d. Englischen von G. Fichtl, Siedler, 480 Seiten, 28,– €
Ben Ansell, Warum Politik so oft versagt, A. d. Englischen von G. Fichtl, Siedler, 480 Seiten, 28,– €

6. (-) Von Klimahandeln bis zur Reichensteuer: Politische Lösungen für die Krisen unserer Zeit sind bekannt. Trotzdem setzen wir sie selten um. Woran liegt das? Der Oxford-Politikprofessor Ben Ansell zeigt, wie der individuelle Egoismus demokratischen Idealen oft entgegensteht. Ein Plädoyer, unsere sozialen Normen zu ändern, um politische Versprechen in Zukunft wirkungsvoller verwirklichen zu können. 30 Punkte

Shashi Tharoor, Zeit der Finsternis, Die Andere Bibliothek, 480 Seiten, A. d. Englischen von C. Reiber, 480 Seiten, 48,– €
Shashi Tharoor, Zeit der Finsternis, Die Andere Bibliothek, 480 Seiten, A. d. Englischen von C. Reiber, 480 Seiten, 48,– €

7. (-) Das britische Kolonialreich wird oft zur Herrschaft zum Wohle der Beherrschten verklärt. Doch brachte es Indien wirtschaftlichen Niedergang und Hungersnöte mit Millionen Toten. In einem faktenreichen Essay räumt der indische Politiker und Intellektuelle Shashi Tharoor die Legende des aufgeklärten Despotismus ab – und zeigt, wie die Schatten des Kolonialismus bis heute fortwirken. 28 Punkte

Ruth Hoffmann, Das deutsche Alibi, Mythos „Stauffenberg-Attentat“ (...) , Goldmann, 400 Seiten, 24,– €
Ruth Hoffmann, Das deutsche Alibi, Mythos „Stauffenberg-Attentat“ (...) , Goldmann, 400 Seiten, 24,– €

8. (-) Die Verschwörung eines kleinen Kreises konservativer Militärs – so lautet der Mythos über den 20. Juli. In Wirklichkeit waren rund 200 Personen aus verschiedenen politischen Lagern am Hitler-Attentat beteiligt. Die Journalistin Ruth Hoffmann klärt über die wahren Hintergründe auf – und zeigt, wie der Mythos bis heute politisch instrumentalisiert wird. 27 Punkte

Onur Erdur, Schule des Südens. Die kolonialen Wurzeln der französischen Theorie, Matthes&Seitz, 335 Seiten, 28,– €
Onur Erdur, Schule des Südens. Die kolonialen Wurzeln der französischen Theorie, Matthes&Seitz, 335 Seiten, 28,– €

9. (1) Ob Bourdieu in Algier, Foucault in Tunis oder Barthes in Casablanca – das Denken vieler französischer Philosophie-Stars wurde maßgeblich durch ihre Kolonialerfahrung geprägt. In acht Porträts erzählt der Kulturhistoriker Onur Erdur von diesen Schlüsselerlebnissen. Er zeigt: Der Ursprung des Poststrukturalismus liegt weniger in Pariser Bibliotheken als in den Straßen Nordafrikas. 25 Punkte

Agnes Imhof, Feminismus. Die älteste Menschenrechtsbewegung der Welt, DUMONT, 384 Seiten, 26,– €
Agnes Imhof, Feminismus. Die älteste Menschenrechtsbewegung der Welt, DUMONT, 384 Seiten, 26,– €

10. (-) Welle eins, zwei, drei: Bei den Strömungen des Feminismus kann man schnell den Überblick verlieren. Dabei ist der Widerstand gegen das Patriarchat älter als der Begriff selbst, er geht wohl zurück bis in die Steinzeit. Die Autorin Agnes Imhof stellt die wichtigsten Thesen und Werke aller Epochen und Kontinente vor. Über eine diverse Bewegung, verbunden durch den Kampf um die Freiheit der Frau. 16 Punkte

Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.

Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Marlen Hobrack (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (ZEIT-Stiftung), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Hannah Lühmann (DIE WELT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Peter Neumann (DIE ZEIT), Catherine Newmark (Deutschlandfunk Kultur), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Anna-Lena Scholz (DIE ZEIT), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT), Florian Felix Weyh (Deutschlandfunk Kultur)

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